Apple Car: Auto soll bei Hyundai/Kia in den USA gebaut werden
Dass Apple in Kooperation mit Hyundai ein autonomes Auto entwickeln will, hält sich hartnäckig in der Gerüchteküche. Hyundai selbst hatte die Gerüchte mit einer Bestätigung angefeuert, nur um diese kurz darauf zu widerrufen. Aktuellen Informationen zufolge soll das „Apple Car“ bei Kia im US-Bundesstaat Georgia produziert werden.
Bereits 2014 soll die Entwicklung eines Autos unter dem Projektnamen Titan bei Apple begonnen haben. Seitdem brodelte es mal mehr, mal weniger intensiv in der Gerüchteküche. Zwischenzeitlich schien das Projekt sogar eingestellt gewesen zu sein, nur um dann wieder in anderer Form hochzukochen. Statt eines eigenen Autos stand eine Zeit lang lediglich ein System für autonomes Fahren im Raum, das Apple an Autohersteller verkaufen könnte. CarPlay in groß und fürs Fahren sollte kommen.
Hyundai bestätigt und dementiert Gerüchte
Über die letzten Wochen ist das Thema „Apple Car“ wieder verstärkt in den US-Medien präsent, vor allem bei CNBC. In einem aktuellen Bericht werden namentlich nicht genannte Quellen zitiert, die mit Apples und Hyundais Plänen vertraut sein sollen und eine Fertigung bei Kia in den USA nahelegen (Kia gehört seit 1998 zur Hyundai Motor Group). Dass Hyundai überhaupt im Gespräch ist, hat das Unternehmen einem Konzernsprecher zu verdanken. „We understand that Apple is in discussion with a variety of global automakers, including Hyundai Motor. As the discussion is at its early stage, nothing has been decided“, hieß es Anfang Januar gegenüber CNBC.
Eine so frühe und vor allem nicht unter den beteiligten Konzernen abgesprochene Erklärung gilt als Kardinalfehler in der Branche, insbesondere wenn es um Apple geht, das stets auf höchste Geheimhaltung pocht. Deshalb war es wenig verwunderlich, dass Hyundai das Statement kurz darauf zurücknahm und wenige Stunden später in revidierter Form veröffentlichte. Man sei von mehreren potenziellen Partnern für die Entwicklung eines autonomen Autos kontaktiert worden, sagte der Konzern im Januar gegenüber Bloomberg. Jegliche Erwähnung von Apple fehlte in dieser Stellungnahme.
Apple-Auto soll bei Kia in Georgia gefertigt werden
Dass Apple einer dieser potenziellen Partner sein könnte, zeigen Aussagen mehrerer Informanten aus Kreisen beider Unternehmen. Die Fertigung des Apple-Autos soll demnach im 2006 eröffneten Kia West Point Assembly Plant im US-Bundesstaat Georgia erfolgen. Das Werk befindet sich rund 130 km südwestlich der Hauptstadt Atlanta. Das Kia-Werk sei unter anderem deshalb ausgewählt worden, weil Apple das Auto in Nordamerika bei einem etablierten Autohersteller produzieren wolle.
Hoher Umsatz mit kleinem Marktanteil
Das fertige Auto soll aber dennoch ein waschechtes „Apple Car“ werden, kein Hyundai- oder Kia-Modell mit Apple-Technik. Hardware und Software soll allein Apple kontrollieren, Kia lediglich der Auftragsfertiger des Autos werden. Analysten sehen den Automarkt aus finanzieller Sicht als besonders interessant für Apple an. Wo Apple derzeit vor allem mit Smartphones einen sehr hohen Umsatz erreicht, könnte mit Autos ein ähnlicher Umsatz mit viel kleinerem Marktanteil erreicht werden. Apple halte rund ein Drittel des 500 Milliarden US-Dollar großen Smartphone-Marktes, der weltweite Auto- respektive gesamte Mobility-Markt habe hingegen ein Potenzial von 10 Billionen US-Dollar im Jahr. Apple müsste demnach nur einen Marktanteil von 2 Prozent erreichen, um das Umsatzniveau des iPhones zu erzielen, erklärte Katie Huberty von Morgan Stanley.
Robotaxi oder doch Individuallösung?
Das Apple-Auto soll ein vollständig autonomes Fahrzeug werden. Es werde einer Quelle zufolge nicht dafür entwickelt, einen Fahrer zu behausen. Das elektrische, autonome Auto sei dafür ausgelegt, ohne Fahrer die letzte Meile zu bewältigen. Das könnte für den primären Einsatz als Robotaxi oder Lieferfahrzeug stehen. Das wäre eine insofern interessante Entscheidung, als dass Apple für gewöhnlich individuelle, dedizierte Produkte für jeden Endverbraucher entwickelt, anstatt auf ein Sharing-Konzept zu setzen. Vor zwei Tagen von Apple-Analyst Ming-Chi Kuo genannte technische Eckdaten des Autos sprechen zudem eher für ein persönliches Auto. 480 km Reichweite, schnelles Laden auf 80 Prozent in 18 Minuten, eine Höchstgeschwindigkeit von über 250 km/h und eine Beschleunigung auf 96 km/h in 3,5 Sekunden soll das Fahrzeug bieten.
Aktienkurs auf Höhenflug
Auch wenn die Gerüchte noch kein konkretes Produkt erkennen lassen, haben sie konkreten Einfluss auf den Marktwert von Hyundai. Nach den ersten Gerüchten im Januar stieg der Aktienwert um satte 19 Prozent. Die neuen Gerüchte rund um die Fertigung bei Kia in den USA sowie Medienberichte aus Korea, wonach Apple 3,6 Milliarden US-Dollar in Hyundai investieren wolle, sorgten für einen Sprung von 14,5 Prozent. Die koreanische Tageszeitung Dong-a Ilbo berichtet, Apple und Hyundai sollen am 17. Februar einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Das Apple-Auto soll 2024 auf den Markt kommen und Kia bis zu 100.000 Fahrzeuge im Jahr produzieren.
Aufgrund der Gerüchte und des Einflusses auf die Aktienkurse waren Hyundai und Kia zur Einreichung einer Mitteilung gegenüber Aufsichtsbehörden gezwungen. Dabei haben beide zur Hyundai Motor Group gehörende Unternehmen eine Kooperation mit Apple dementiert, wie etwa Bloomberg berichtet. Die Aktienkurse sind auf die Mitteilungen folgend um 6,2 respektive 15 Prozent an der Börse in Seoul zurückgegangen.