Dragon Age 4: Live-Service-Konzept fliegt für Einzelspieler-Fokus
Dragon Age 4 darf wieder ein Single-Player-Game werden. Nach dem Anthem-Desaster streicht EA die Live-Service- und Multiplayer-Komponente aus dem Lastenheft. Die Entscheidung verdeutlicht, dass sich die Einstellung des Publishers mittlerweile gewandelt hat.
In der Entwicklung befindet sich das Rollenspiel schon seit 2015 und nicht das erste Mal. Ein eigentlich vielversprechendes Einzelspieler-Konzept wurde 2017 allerdings verworfen, die Entwicklung mit mehr Online- und Live-Service-Komponenten neu gestartet. Gewünscht wurde, dass eine langfristig einnahmenträchtige Monetarisierung möglich würde.
Live Service war die Zukunft
Zu diesem Zeitpunkt sah EA in dem Konzept eine verallgemeinerbare Zukunftsstrategie, die mit riesigen Gewinnversprechen lockte: Live-Serivce-Spiele generieren nicht nur einmalig Gewinne, sondern halten ein Spiel über Jahre hinweg am Leben. Zusammen mit der Lebensdauer wachsen auch Umsätze und Gewinne, weil Mikrotransaktionen weniger Produktionskosten als ein gesamtes Spiel erzeugen.
Dieses Konzept, das in den Bilanzen aller Publisher eine wesentliche Rolle einnimmt, wollte EA auf möglichst viele Spiele anwenden. Reine Einzelspieler-Titel, die gar eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählen, eignen sich für diese Verkaufsstrategie allerdings in keinster Weise – folglich werden Online- und Multiplayerkomponenten notwendig.
Bewährtes lebt
Die Kehrtwende zurück zum ursprünglichen Plan, berichtet Bloomberg, sei erst in den jüngsten Monaten getroffen worden und auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen. Der Erste war demnach das Scheitern von Anthem, das EAs Destiny werden sollte, grandios auf dem Bauch landete und schließlich nach der Einstellung des geplanten Reboots nur noch dahinsiechen darf. Für EA, so schreibt Bloomberg unter Berufung auf Mitarbeiter des Unternehmens, habe dies klargemacht, dass BioWare besser bei seinen Stärken, traditionellen Einzelspieler-Rollenspielen, bleibe. BioWare-Mitarbeiter hätten sich ohnehin für die Rückkehr zum traditionellen Einzelspieler-Konzept von Dragon Age 4 eingesetzt.
Dass diese Art Spiel überhaupt umsatzkräftige Produkte hervorbringen kann und damit lohnenswert ist, habe EA der Erfolg von Star Wars Jedi: Fallen Order (Test) vor Augen geführt. Der Titel habe die internen Erwartungen weit übertroffen und in wenigen Monaten zehn Millionen Spieler erreichen können. Für den Publisher ergibt die Wiederbelebung des Einzelspielers deshalb finanziell Sinn und erleichtert die Entscheidung: Gute Spiele, so stellt sich die Lage dar, liefern Gewinne, mittelprächtige Live-Service-Titel gehen am Markt hingegen gnadenlos unter.
Vielfalt für die Zukunft
An der Entscheidung lässt sich damit auch ablesen, dass die Furcht vor einer Live-Service-Monokultur zu Grabe getragen werden kann: Publisher diversifizieren ihre Angebote wieder, nachdem ihre Zukunftsperspektiven nicht mehr von einem Konzept alleinig dominiert werden.