Dying Light 2: Entwicklung leidet unter Techlands Management
„Coming soon“ steht seit der jüngsten Verschiebung auf den Produktseiten von Dying Light 2. Berichte aus dem Studio deuten an, dass sich daran so schnell nichts ändern wird. Anonyme Mitarbeiter zeichnen das Bild eines Entwicklungsprozesses, der von unklaren Vorgaben und spontanen Richtungswechseln geprägt wird.
Gemäß des Berichts von The Gamer leide das Studio unter schlechten Planungsprozessen, einem autokratisch agierenden Management und einer vergifteten Arbeitsatmosphäre. Verantwortlich sei dafür unmittelbar die oberste Führungsebene. Als Problem wird benannt, das unqualifizierte Mitarbeiter wie der Marketingdirektor eingestellt werden, aber auch, dass Familienmitglieder leitende Positionen übernehmen. Die Ehefrau des CEOs Pawl Marchewka leite etwa die Personalabteilung, besitze aber keine Erfahrung in diesem Bereich.
Dies ist ein zweischneidiges Schwert, folgert The Gamer. Einerseits genieße sie das Vertrauen des CEOs, was es gelegentlich ermögliche, Ideen erfolgreich einbringen zu können, andererseits hemme ihre Beziehung zu Marchewka die Neigung, Beschwerden in Bezug auf das Unternehmen vorzubringen. Dass Marchewka diese Möglichkeit zu Beschwerden in Stellungnahmen gegenüber der Seite erwähnt, ist vor diesem Hintergrund zu sehen.
Permanentes Chaos
Anlässe gäbe es, denn Feedback durch den CEO erfolge etwa in Form von Bewertungen „das ist scheiße“ oder „zu schwul“, was keinerlei Anhaltspunkte über den Grund der Kritik gibt. Selbst lange genehmigte Arbeiten könnten, so beschreiben es die Quellen der Seite, dabei einer Meinungsänderung des CEOs zum Opfer fallen, „nachdem dieser irgendetwas im Internet gesehen hat“. Anschließend würden Angestellte obendrein für ihre langsame Arbeit und vorgeblich fehlende Fertigkeiten kritisiert, wenn Deadlines aufgrund dieser Änderungen nicht eingehalten werden könnten. Dies betreffe sowohl größere Features als auch Kleinigkeiten wie eine Animation.
Als prägendes Merkmal der Entwicklung beschreiben die befragten Mitarbeiter in vielen Beispielen permanentes Chaos, den CEO als „Auge Saurons“, das sich unvorhersehbar in jeden Bereich der Entwicklung einmischen könne. Entscheidungen revidiere der CEO zudem, wenn der Creative Director später anderer Ansicht sei. Angestellte bekämen so das Gefühl, kaum je etwas fertiggestellt zu haben, es gebe kein Gefühl von Verlässlichkeit.
Kreativität bleibt draußen
Darüber hinaus, so schildert The Gamer, ersticke die Studiokultur Kreativität, weil sich Features an anderen Spielen orientieren würden, eigenen Ideen der Mitarbeiter würde praktisch wenig Vertrauen geschenkt, sie müssten mit Features der Konkurrenz „belegt“ werden. Darüber hinaus würden Vorschläge und Projekte durch unrealistische Erwartungen trotz klar kommunizierter Voraussetzungen erstickt. Einzige Konstante sei das Fehlen einer großen Vision, einer Vorstellung vom fertigen Produkt – und das völlige Fehlen von Konstanz, das es unmöglich mache, irgendeine Art von Fortschritt zu erzielen.
Dazu komme, dass der Meinung neu angeheuerter Mitarbeiter als externe Experten mehr Vertrauen geschenkt werde als altgedienten Angestellten; Ideen der Neulinge würde immerhin einige Wochen lang Gehör geschenkt, bevor auch ihre Vorschläge ignoriert werden. Alteingesessene Producer verschlimmerten das Problem, da sie Neulinge, die nicht mit ihren Ideen einverstanden seien, an den Rand drängen und schließlich vom Projekt ausschließen würden, selbst wenn es darum gehe, Ordnung und Struktur nach dem Modell erfolgreicher Studios in die chaotische Produktion zu bringen. „Unterwürfigkeit“ nennt eine der Quellen als Bedingung für eine erfolgreiche Karriere bei Techland.
Fertigstellung ungewiss
Symptom und Beleg dieser Probleme ist die hohe Fluktuation der Mitarbeiter auch in hohen Positionen, die den Aussagen zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihen. Dass in einem solchen Umfeld ein Spiel fertiggestellt wird, erscheint unwahrscheinlich: Ohne klares Ziel vor Augen lässt sich ein Entwicklungsprozess schwer zu einem Ende bringen. Die Zukunft von Dying Light 2 wird im Lichte der Äußerungen ungewiss.