FTTH: Telekom testet schnelleren Ausbau mit Keyhole-Verfahren
Die Deutsche Telekom will ab diesem Jahr zwei Millionen Haushalte pro Jahr mit FTTH versorgen. Das sind pro Jahr so viele direkte Glasfaseranschlüsse zum Haus, wie das Unternehmen derzeit in Summe aufweisen kann. Beim schnelleren Ausbau könnte künftig das Keyhole-Verfahren helfen, das die Deutsche Telekom in Emmerich erprobt.
Wo mit dem Micro-Trenching Glasfaserleitungen schneller über längere Strecken ohne Aufreißen der gesamten Straße verlegt werden sollen, kann wiederum das Keyhole-Verfahren (Schlüsselloch) den Anschluss über die letzten Meter von der Straße zum Haus beschleunigen. Für den Übergang von FTTC (Fibre to the Curb) zu FTTH (Fibre to the Home) erprobt die Deutsche Telekom das neue Verfahren in Kooperation mit der Firma Tracto-Technik in Emmerich am Niederrhein, im Stadtteil Elten.
Die Idee hinter dem Verfahren ist der Verzicht auf die bisher benötigten größeren Baugruben, die Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer oft tage- oder manchmal sogar wochenlang behindern. Außerdem muss das Grundstück des Kunden nicht mehr aufgebuddelt werden, weil die Glasfaser über ein Horizontalspülbohrverfahren von der Anschlussstelle an der Straße bis zur gewünschten Stelle im Haus verlegt wird.
Vorgang innerhalb eines Tages abgeschlossen
Konkret wird beim Keyhole-Verfahren zunächst ein etwa 65 cm großes kreisrundes Loch mittels Kronenbohrgerät in den Asphalt oder in eine andere feste Oberfläche gesägt, um Zugriff auf die meistens in 60 bis 120 Zentimetern Tiefe verlaufenden Glasfaserleitungen der Telekom zu erhalten. Die runde Bohrung soll im Vergleich zu einer eckigen Baugrube Folgeschäden an der Straße vermeiden. Der freigeschnittene Asphaltring wird später, nach Abschluss der Arbeiten, an der exakt gleichen Stelle wieder eingesetzt, verklebt und mit dünnflüssigem Mörtel verfugt. Je nach Jahreszeit und Temperatur sei der Gehweg oder die Straße nach maximal zwei Stunden wieder frei zur Benutzung. Für den Kunden soll der FTTH-Anschluss innerhalb eines Tages realisiert werden.
Die Glasfaser zum Haus verlegt die Telekom ausgehend von der ersten Bohrung über eine zweite, die horizontal durchgeführt wird. Dafür wird ein Spülbohrgerät in den gebohrten Zylinder hinabgelassen, von wo aus sich das Bohrgestänge in Abschnitten von 25 Zentimetern, die automatisch angeschraubt werden, zum Haus vorarbeitet. Wasser spült bei der Bohrung den Abraum nach hinten weg. Über ein Ortungsgerät wird oberirdisch kontrolliert, dass der Bohrer exakt auf Kurs bleibt. Strecken von bis zu 30 Metern sollen sich mit dem Verfahren überwinden lassen. Im konkreten Fall tauchte der Bohrer nach etwa einer Stunde an der für den Hausanschluss ausgemessenen Stelle im Keller des Gebäudes wieder auf. Auf dem Rückweg zieht der Bohrkopf ein Leerrohr durch das frisch gebohrte Loch, durch das wiederum Telekom-Techniker dann per Druckluft ein Glasfaserkabel für den FTTH-Anschluss ins Haus blasen.
In Emmerich-Elten handelt es sich um einen mit öffentlichen Mitteln geförderten FTTH-Ausbau der Randbereiche durch die Kommune. Der reguläre FTTH-Ausbau findet hingegen eigenfinanziert durch die Telekom statt. Der Hausanschluss ist im Zuge des geförderten Ausbaus kostenlos. Ein FTTH-Hausanschluss bei der Telekom kostet Bauherren bislang einmalig 799,95 Euro brutto, wobei es bei Buchung oder Mitnahme eines MagentaZuhause Pakets S bis Giga bis zum 30. Juni 2021 einen sogenannten Bauherren-Bonus für den Hausanschluss innen von bis zu 250 Euro gibt.
Keyhole-Verfahren auf dem Prüfstand
In Elten hat die Telekom rund 200 Häuser per FTTH an das Glasfasernetz angeschlossen, unter anderem mit dem neuen Keyhole-Verfahren. In den kommenden Wochen sollen die Auswertungen der Tests zum neuen Verfahren zeigen, ob die neue Methode künftig tatsächlich beim Glasfaser-Regelausbau der Deutschen Telekom zum Einsatz kommt. „Wir schauen jetzt natürlich ganz genau auf die Zeit und auf die Kosten. Es ist ja so, dass sich das am Ende des Tages für alle rechnen muss. Aber wenn alles so verläuft, wie wir uns das erhoffen, geht dieses Bauverfahren irgendwann 2021 in die Regelbauweise“, sagte Philipp Schumacher, Produktmanager bei Tracto-Technik. „Wir erhoffen uns dadurch weniger Aufwand und weniger Verletzungen am Straßenkörper“, erklärte Sebastian Schuchall von der Telekom-Technik.