Eigene Stadia Games: Microsofts Bethesda-Kauf war ein Sargnagel für Google
Die Einstellung eigener Stadia-Spiele kam für Googles Mitarbeiter aus dem Nichts. Sargnagel war unter anderem die ZeniMax-Übernahme durch Microsoft, die dem Konkurrenten über Nacht erheblich mehr Gewicht am Markt verschafft hat.
Licht auf die Umstände der Schließung von Stadia Games wirft ein Artikel von Kotaku. Stadias Vice President Phil Harrison habe das Team noch fünf Tage vor der Schließung in einer internen Mail für „großartige Fortschritte“ beim Erschaffen exklusiver Spiele gelobt. Anzeichen für das bevorstehende Ende der Sparte Stadia Games and Entertainment (SG & E) habe es weder in der Mail noch in den eigentlich langfristig angelegten Investitionen und Strukturen gegeben, berichtet die Seite unter Berufung auf Google-Mitarbeiter. Informationen zur Einstellung hätten Betroffene gleichzeitig mit öffentlichen Bekanntgabe durch Google erhalten.
In einer Gesprächsrunde drei Tage nach der Ankündigung habe Harrison sein Bedauern über irreführende Äußerungen eingeräumt, sagte aber auch, dass sich in den Tagen zwischen der Mail und der Ankündigung nichts geändert habe: Das Führungsteam war vollumfänglich informiert. Einige der befragten Mitarbeiter sehen darin keine Ausnahme: Die Schließung der Studios nach nur einem Jahr, ein Zeitraum, in dem beim besten Willen keine zugkräftigen Triple-A-Spiele entstehen können, sei exemplarisch für den Umgang des Stadia-Führungsteams mit seinen Mitarbeitern.
Schuld sind Microsoft und die Pandemie
In der Frage- und Antwortrunde mit Mitarbeitern gab Harrison laut Kotaku zwei Gründe für die schnelle Schließung von Stadia Games an. Zum einen erwähnte er explizit Microsofts jüngste Zukäufe, insbesondere denjenigen von ZeniMax, als einen Faktor, sowie die anhaltende Pandemie. Beide Gründe scheinen auf den ersten Blick ebenso wenig nachvollziehbar wie die offizielle Begründung, die Spieleentwicklung sei hinsichtlich Zeit- und Kostenaufwand zu teuer: Bei Exklusivspielen können auch der Marketingwert und weitere sekundäre Gewinne in die Kalkulation einfließen. Dass in der Pandemie mehr Menschen und mehr Zeit als je zuvor mit Spielen verbringen, schließt auch den Markt als solchen für die Einstellung aus.
Dass die Pandemie Spieleentwicklung verlangsamt und Kosten in die Höhe treibt, mag ein Faktor gewesen sein, der mit Blick auf Googles Umsätze aber kaum eine Rolle spielen kann. Amazon etwa leistet sich seit Jahren eine erfolglose Spielesparte. Die ZeniMax-Übernahme treibt die Kosten deutlicher, wenn nicht die Spiele selbst, sondern die Plattform und die Zielvorgaben betrachtet werden. Microsofts GamePass wird eine Cloud-Zukunft haben und ist jetzt schon eines der größten, attraktivsten Angebote am Markt, das seine Exklusivsparte durch die Übernahme noch einmal erheblich erweitert hat. Mit einem solchen „Giganten“ zu konkurrieren, kostet in der Entwicklung dann doch mehr Geld, als Google zu investieren bereit ist – die Kosten-Nutzen-Rechnung ging bei Stadia nicht länger auf.