JBL Live Free NC+ im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Guter Klang mit Höhen und Bässen
Wie bereits erwähnt, bieten die JBL Live Free NC+ den besten Klang, wenn ANC und alle Transparenzmodi deaktiviert werden, da dann kein Hintergrundrauschen zu hören ist. Klanglich gehören sie nicht zu den neutralsten Kandidaten im Testfeld, sondern JBL setzt erneut auf einen Bass-fokussierten Klang, der aber ebenso klare, prägnante Höhen bietet, die sich immer wieder gut in Szene setzen können. Die Mitten bieten zwar eine gute Verständlichkeit etwa beim Gesang von Tracy Chapman in Fast Car, werden aber häufig von den Höhen und Bässen in den Hintergrund gestellt.
Beim Test der Basswiedergabe bei leiser Lautstärke in St. Jude von Florence + The Machine dünnt zwar auch der Live Free NC+ deutlich aus, der Bass bleibt aber sogar bei vergleichsweise niedriger Lautstärke im Hintergrund noch hörbar. Während der Bass bei Bad Guy von Billie Eilish und Too Good At Goodbyes von Sam Smith druckvoll und prägnant aufspielt, kann er selbst bei Vossi Bop von Stormzy überzeugen. Auch Titel wie Supermassive Black Hole von Muse und Heart Is On Fire von Rews liegen den Kopfhörern grundsätzlich, obwohl die Mitten etwas kurz kommen.
One Way Or Another von Blondie zeigt, dass die Höhen bei maximaler Lautstärke nicht unangenehm hart werden. Selbst klassische Stücke wie das Streichtrio c-Moll, op. 9,3 von Ludwig van Beethoven klingen akustisch gut, auch wenn diese von einer raumfüllenden Wiedergabe leben, die bei In-Ears fehlt. Aber Tracks wie People I Don't Like von Upsahl oder Shallow von Lady Gaga und Bradley Cooper klingen auf den Live Free NC+ einfach gut.
Darüber hinaus bieten die In-Ear-Kopfhörer neben dem normalen Modus einen Audiomodus, der den Klang verbessern soll. Der Unterschied ist häufig zwar nicht und vor allem nicht direkt zu hören, die Höhen klingen im Detail jedoch etwas klarer und knackiger. Probleme mit der Audioverbindung gab es im Test dabei nicht.
Insgesamt weisen somit auch die JBL Live Free NC+ einen modernen Klang auf, der sich für viele Genres eignet und keine eklatanten Schwächen aufweist.
Das ANC könnte stärker sein
Das ANC erzeugt, wie bereits erwähnt, ein hörbares Grundrauschen, weshalb es in leisen Umgebungen bei der Wiedergabe von Podcasts oder leiser Musik deaktiviert werden und nicht einfach dauerhaft eingeschaltet gelassen werden sollte. Abseits davon ist durch das ANC kein negativer Einfluss auf den Klang festzustellen.
Die Geräuschunterdrückung selbst filtert vor allem tiefe Frequenzen gut heraus. Bei weißem Rauschen, bei dem alle Frequenzen gleichermaßen vertreten sind, werden jedoch vergleichsweise wenig mittlere und hohe Frequenzen eliminiert oder gedämpft, so dass das Rauschen recht laut, wenn auch heller, erhalten bleibt. Gleiches gilt für ein Gewitter. Das Grollen des Donners wird noch gut gedämpft, der Regen selbst bleibt hörbar. Gespräche anderer Menschen sind auch bei aktiviertem ANC unter den Ohrhörern wahrzunehmen.
In lauten Umgebungen ist das ANC somit zwar eine Bereicherung, die durchaus genutzt werden sollte, die ANC-Leistung der JBL Live Free NC+ bleibt aber deutlich hinter den Bose QuietComfort Earbuds (Test) und den Jabra Elite 85t (Test) zurück. Auch die Apple AirPods Pro (Test) bieten eine bessere Filterleistung.
Die Möglichkeit, das ANC in der App anzupassen, wird deshalb nur dann benötigt, wenn man ANC auch in vergleichsweise leisen Umgebungen nutzen möchte, um das Grundrauschen zu reduzieren, aber eine halbwegs ordentliche Filterung zu erhalten.
Sehr gute Telefonie
Bei der Telefonie gehen die JBL Live Free NC+ rabiat, aber erfolgreich vor – am Anfang der Aufnahme ist deutlich zu hören, wenn die Geräuschunterdrückung einsetzt. Hintergrundgeräusche wie Straßenlärm werden nahezu vollständig herausgefiltert, Vogelgezwitscher bleibt gedämpft erhalten. Die Verständlichkeit der Stimme des Trägers ist hoch, durch die starke Filterung klingt die Stimme mitunter aber etwas blechern. Dennoch zählen die JBL Live Free NC+ in dieser Disziplin zu den besseren Vertretern, zumal das typische Rauschen um gesprochene Worte kaum vorhanden ist.
Normale Latenz mit allen drei Audiomodi
Wird der normale Audiomodus genutzt, beträgt der Versatz zwischen Bild und Ton bei den JBL Live Free NC+ bei der Nutzung von AAC sowohl unter Android als auch unter iOS 160 bis 180 ms. Auch im Audiomodus wird diese Latenz erzielt. Da in der App außerdem ein Videomodus aktiviert werden kann, der eine verbesserte Lippensynchronisierung bieten soll, wird zusätzlich die Latenz bei Nutzung dieser Einstellung getestet. Im Test reduziert sich die Latenz durch diesen Modus jedoch nicht, so dass sie in allen drei Audiomodi identisch ausfällt.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
JBL Live Free NC+ | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Cambridge Audio Melomania Touch | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless Pro | 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Scendo Snapods | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Adidas FWD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Die JBL Live Free NC+ bieten einen guten, modernen Klang, der nicht mit maximaler Neutralität glänzt, aber für eine mitreißende Musikwiedergabe sorgt, bei der der Fokus auf Bässe und Höhen gelegt wurde. Kleinere Schwächen beim Tiefbass werden aufgrund der runden und guten Gesamtleistung verziehen.
Überzeugend liefert der In-Ear-Kopfhörer auch bei der Telefonie ab. Die Filterung störender Umgebungsgeräusche ist exzellent, ohne die Stimme dabei zu sehr zu verfremden und für ständiges Rauschen zu sorgen. Auch in diesem Fall gilt, dass ein mitunter blecherner Klang der Stimme angesichts dieser Leistung zu verschmerzen ist.
Beim ANC gehen die besten Konkurrenten effektiver und mit weniger Rauschen zu Werke, dennoch dämpfen auch die JBL Live Free NC+ laute Umgebungen über die passive Isolation hinaus. Je nach Umgebung sollte das ANC deshalb genutzt werden, bei Stille ist der Klang ohne ANC jedoch am besten. Erneut nicht überzeugend umgesetzt sind die beiden Transparenzmodi. „Ambient Aware“ ist bei der Verstärkung zu zaghaft, als dass die Umgebung wirklich gut wahrgenommen werden kann. TalkThru hingegen reduziert die Lautstärke so stark, dass es nur kurzfristig genutzt werden kann, wenn wirklich Gespräch geführt oder Durchsagen wahrgenommen werden sollen. Eine Anpassung beider Modi durch den Nutzer in der App würde diese Probleme lösen.
Bei der Steuerung fehlt eine völlig freie Anpassung der Belegung. Die Steuerung kann zwar in der App angepasst werden, dabei gehen aber immer Funktionen verloren. Die im Auslieferungszustand fehlende Lautstärkesteuerung über die Ohrhörer lässt sich so nicht ohne andere Einschränkungen hinzufügen. Dass JBL sich mit Amazon Alexa und Google Assistant anderen Sprachassistenten als dem des Smartphones öffnet, ist positiv. Auch die Möglichkeit, den Klang über einen Equalizer anzupassen und eigene Presets zu speichern, ist im Alltag sinnvoll. Bei der Einstellung der Intensität des ANCs in der App fehlt eine aussagekräftige Beschreibung, was der Regler verändert, und im Audiomodus „Video“ ist keine Reduzierung der Latenz zu messen – problematisch ist die Verzögerungszeit im Alltag aber auch so nicht.
Die sehr gute Einzelnutzung, das automatische Pausieren und Fortsetzen der Wiedergabe, der angenehme Sitz und die IPX7-Zertifizierung, die ein zeitweiliges Untertauchen der Ohrhörer erlaubt, runden den Funktionsumfang der JBL Live Free NC+ ab. Ein HD-Codec und Bluetooth-Multi-Connect fehlen ihnen zur Komplettierung jedoch.
- Guter Klang
- Sehr gute Telefonie
- Sehr gute Einzelnutzung
- Auto-Play und -Pause
- Transparenzmodi
- Schnellladen
- Gute Akkulaufzeit
- Wireless Charging
- IPX7
- Angenehmes Tragegefühl mit festem Halt
- Durchschnittliches ANC
- Bedienung nur teilweise anpassbar
- Transparenzmodi rauschen
Bereits kurz nach der Verfügbarkeit sind die JBL Live Free NC+ deutlich unter der unverbindlichen Preisempfehlung von 159 Euro für mitunter rund 100 Euro erhältlich. Mit diesem Preis halten sie einen deutlichen Abstand zu den besseren ANC-In-Ear-Kopfhörern wie den Jabra Elite 85t (Test), den Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test), den Sony WF-1000XM3 (Test) und den Bose QuietComfort Earbuds (Test), was sie zu einer echten Alternative macht, wenn guter Klang mit sinnvollen Funktionen gesucht wird, ANC dabei nicht im Vordergrund steht, darauf aber auch nicht gänzlich verzichtet werden soll. Die JBL Live Free NC+ präsentieren sich somit erneut als sehr gute Allrounder.
ComputerBase hat die Live Free NC+ leihweise von JBL zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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