Kommentar: Das Surface Duo sollte Surface DOA heißen
Ganze fünf Monate nach dem Marktstart in den USA hat es der vermeintlich global aufgestellte Milliardenkonzern Microsoft geschafft, das Surface Duo in Deutschland auf den Markt zu bringen – zu völlig überzogenen Preisen und mit unveränderter, eingeschränkter Hardware. Surface DOA (Dead on arrival) wäre der passendere Name.
Microsoft hat begnadete Hardware-Ingenieure im Konzern, die ihr Können immer wieder unter Beweis stellen. Mit dem Surface Pro hat das Unternehmen zum Beispiel die Klasse der 2-in-1-Geräte geschaffen, die mittlerweile von zahlreichen OEMs bedient wird. Surface stand einmal für innovative Produkte, die Neuland nicht nur betreten, sondern dieses Neuland überhaupt erst erschaffen und für andere Hersteller habitabel machen.
Schon zum Marktstart im September 2020 war das Surface Duo allerdings ein Rohrkrepierer – wenngleich ein schön anzusehender. Das Hardware-Design fällt auch hier wieder innovativ aus, in puncto Ausstattung hinkt das vermeintliche High-End-Gerät aber der Konkurrenz hinterher. Den 5G-Standard kennt der alte Snapdragon 855 nicht und selbst triviale Features wie NFC für eine moderne Gesellschaft, die mit dem Smartphone bezahlen will, fehlen dem Surface Duo. Glaubt man Tests aus den USA, taugt auch die einzelne Kamera für nicht mehr als gelegentliche Schnappschüsse.
Den Vogel schießt Microsoft jetzt allerdings mit dem stark verspäteten Marktstart in Deutschland ab. Wie kann es sein, dass ein milliardenschwerer Konzern wie Microsoft, der doch eine globale Logistikkette managen können sollte, immer wieder Produkte zuerst nur in Nordamerika auf den Markt bringt und sich dann nichtstuend für Monate in einem Erdloch zu verkriechen scheint, nur um dann dasselbe, unveränderte Produkt auf wenige weitere Märkte zu bringen? Bei den ersten Surface Pro anno 2013 war das vielleicht noch nachvollziehbar. Dass es aber auch Jahre später noch beim Surface Pro, Surface Studio, Surface Laptop, den Surface Headphones, den Surface Earpods und jetzt dem Surface Duo dazu kommt, zeigt, wie mangelhaft die Hardware-Sparte weiterhin global aufgestellt ist.
Und wäre all das nicht schon genug für die durchaus interessierte und beim Thema Surface oftmals leidenschaftlich zur Sache gehende Kundschaft, die häufig Begeisterung zur initialen Ankündigung zeigt, kommen dazu völlig überzogene Preise für das Gebotene. Mindestens 1.550 Euro ruft Microsoft hierzulande für das Surface Duo auf. In den USA kostet der Einstieg aktuell 1.000 US-Dollar vor Steuern. 1.000 US-Dollar! Das sind netto keine 825 Euro und damit rund 500 Euro weniger im Vergleich zum deutschen Nettopreis. In dieser Konstellation aus alter Hardware, spätem Marktstart und viel zu hohen Preisen sollte das Surface Duo besser Surface DOA heißen – fehlt nur noch die passende Traueranzeige. Aber über die Toten soll man ja nichts Schlechtes sagen.
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