M80: MediaTek entwickelt erstes 5G-Modem für mmWave
MediaTek hat mit dem M80 das erste eigene für mmWave geeignete 5G-Modem vorgestellt. Bisher waren die Modems des Unternehmens auf das Sub-6-GHz-Spektrum beschränkt. Mit dem neuen M80 macht MediaTek Anbietern wie Qualcomm oder Samsung Konkurrenz und positioniert sich als Zulieferer deutlich besser am Markt.
Erstmals unterstützt ein 5G-Modem von MediaTek das international immer wichtiger werdende Millimeterwellenspektrum, kurz mmWave. Vor allem als Zulieferer für den US-amerikanischen Markt ist das ein wichtiger Schritt für das Unternehmen, da Mobilfunkanbieter wie insbesondere Verizon Innenstädte mit hoher Bandbreite abdecken und mehreren Gigabit pro Sekunden versorgen wollen. Verizon strahlt 5G im mmWave-Spektrum in den Bändern n260 (39 GHz) und n261 (28 GHz) aus, wo bis zu 400 MHz Bandbreite zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: Deutsche Telekom und Vodafone haben in Deutschland im Sub-6-GHz-Spektrum jeweils 90 MHz für bis zu 1 Gbit/s. mmWave hat dafür den Nachteil der geringen Reichweite und Gebäudedurchdringung.
Das neue M80 soll in Smartphones, PCs, 5G-Hotspots und sogenanntem Customer Premise Equipment (CPE), also 5G-Routern für zuhause zum Einsatz kommen. Das M80 ist ein dediziertes Modem und wird somit nicht in einem SoC mit Application Processor (AP) kombiniert. Das zeigt, dass MediaTek bei der Integration noch nicht so weit ist wie Qualcomm beim Snapdragon 888 oder Samsung beim Exynos 2100, dennoch ist es ein erster wichtiger Schritt für das Unternehmen. Unternehmen wie Apple, die auf externe Modems setzen, könnten deshalb trotzdem Interesse zeigen, wenngleich Apple zuletzt einen langjährigen Vertrag mit Qualcomm abgeschlossen hat.
Bereit für 5G SA, Dual-SIM und VoNR
Das M80 entspricht dem 3GPP Release 16 und damit Phase zwei der 5G-Entwicklung. Unterstützt werden die aktuellen Non-Standalone-Netze (NSA) und das künftige 5G SA (Standalone), das nicht mehr zwangsweise einen LTE-Anker voraussetzt. Dann ist auch der Einsatz von VoNR (Voice over New Radio), also das Telefonieren über 5G zu erwarten, das das M80 ebenfalls und auf bis zu zwei SIM-Karten unterstützt. Die Dual-SIM-Unterstützung umfasst vollständiges Dual-5G inklusive Standalone-Support. Doch auch für aktuell bereits verwendete Technologien wie Dynamic Spectrum Sharing (DSS) ist das Modem geeignet. Die Carrier Aggregation, also das Zusammenlegen mehrerer Frequenzblöcke, ist im Sub-6-GHz-Spektrum mit bis zu zwei und bei mmWave mit bis zu acht Blöcken möglich. Dabei können auch unterschiedliche Duplex-Verfahren (Frequenzduplex (FDD), Zeitduplex (TDD)) für eine Aggregation zum Einsatz kommen.
Fragezeichen bei 3G und 2G
Das knapp gehaltene Datenblatt des M80 (PDF) nennt auch die Unterstützung für LTE Cat. 19 mit bis zu fünffacher Carrier Aggregation. Ob die älteren Standards 3G und 2G mit an Bord sind, geht aus der Ankündigung nicht hervor. Die aktuellen Modems von Qualcomm und Samsung sind vollständige Multi-Mode-Modems, die alle Standards von 2G bis 5G inklusive mmWave abdecken und direkt in ein SoC integriert werden können.
Erste Samples des M80 sollen im weiteren Verlauf des Jahres an Partner ausgeliefert werden. Für die Integration in die Dimensity-SoCs ist weiterhin das bereits verfügbare M70 vorgesehen. Dieses Jahr will MediaTek außerdem das T700 speziell für den PC-Markt und das T750 für FWA-Router (Fixed Wireless Access, 5G-Router) anbieten.