Ren Zhengfei: Huawei-Gründer hofft auf neuen Dialog mit den USA
Mit dem Machtwechsel in den USA ersehnt Huawei bei den Handelsbeziehungen ein Umdenken der Vereinigten Staaten. Huawei-Gründer Ren Zhengfei hofft, dass der neue US-Präsident Joe Biden mehr Offenheit in Handelsfragen zeigt und zu einem Dialog bereit ist. Zur Streichung von der „Entity List“ zeigte sich Ren pessimistisch.
Der 76-jährige Gründer des Unternehmens äußerte sich zu den Handelsbeziehungen mit den USA im Rahmen der Eröffnung einer Forschungseinrichtung zur Digitalisierung von Bergwerken in China. Mit den seit 20. Januar unter US-Präsident Joe Biden geführten Vereinigten Staaten erhofft sich Huawei mehr Offenheit in Handelsfragen und will einen neuen Dialog starten, der unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nicht möglich war. Es war Trump, der dafür sorgte, dass Huawei auf der sogenannten „Entity List“ landete und seitdem starken Einschränkungen beim Handel nicht nur mit Unternehmen aus den USA unterliegt. Mittlerweile sind auch ausländische Unternehmen betroffen, die Technologie aus den USA einsetzen. Prominentes Beispiel ist TSMC, aber auch zahlreiche andere Zulieferer mussten den Handel mit Huawei einstellen.
Huawei will Quellcode offenlegen
Ren erneuerte sein Angebot, die gesamte 5G-Technologie des Unternehmens, inklusive der Quellcodes, des Chip- und Hardware-Designs, an eine US-Firma zu lizenzieren, damit die Vereinigten Staaten vollumfänglichen Zugang zur 5G-Technologie von Huawei erhalten. Wenn der US-Präsident über diese Themen sprechen wolle, sei Ren direkt dazu bereit.
Dass die USA Huawei rasch oder überhaupt von der Entity List streichen werden, erachtet Ren hingegen als wenig realistisch. Dies sei kein Szenario, mit dem das Unternehmen plane. Vielmehr rolle das Unternehmen das sogenannte Nanniwan-Programm weiter aus, mit dem Huawei ein hohes Maß an Eigenständigkeit erlangen will. Im Smartphone-Sektor zeigt sich das zum Beispiel anhand eigener Entwicklungen wie der App Gallery anstatt der Google-Play-Dienste. Auch bei der Hardware soll künftig mehr direkt in China entwickelt und produziert werden, ohne Technologien der USA einzusetzen.
Smartphone-Sparte wird weiter schrumpfen
Die Smartphone-Sparte von Huawei werde zunächst dennoch weiter schrumpfen, sagte Ren. Letzten Zahlen etwa der Marktforscher von IDC zufolge hat Huawei im vierten Quartal 2020 mehr als 40 Prozent weniger Smartphones als im vierten Quartal 2019 ausgeliefert. Auf das gesamte letzte Jahr bezogen gingen die Verkaufszahlen um mehr als 20 Prozent zurück. Ren begründet den weiteren erwarteten Rückgang mit den derzeit nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehenden High-End-Chips. Diese ließ Huawei bisher bei TSMC fertigen, etwa den Kirin 9000 in 5 nm. Chips aus älteren Nodes kann Huawei auch bei der chinesischen Foundry SMIC fertigen lassen.
Ren sagte aber auch, dass das Überleben des Unternehmens nicht von der Smartphone-Sparte abhängig sei. Mit den Sparten Carrier (Netzausrüstung) und Enterprise (Cloud) wird Huawei den Rückgang bei der Smartphone-Sparte potenziell ausgleichen können. Die US-Sanktionen sollten initial eigentlich das Carrier-Geschäft treffen, da die USA dem Unternehmen respektive China Spionage über das 5G-Equipment unterstellten. Letztlich haben die Sanktionen aber primär das Consumer-Geschäft von Huawei beeinflusst.
Aus dem Geschäft mit Smartphones will sich Huawei entgegen mancher Gerüchte nicht verabschieden – Ren wies entsprechende Spekulationen zurück. Nachdem Huawei die Konzerntochter Honor verkauft hatte, kamen zuletzt Gerüchte auf, wonach dasselbe Schicksal auch der P- und Mate-Serie drohe. Ren prognostizierte, dass Huawei perspektivisch 10 Milliarden US-Dollar Umsatz und 3 Milliarden US-Dollar Gewinn mit Kopfhörern machen könne. Auch bei Fernsehern und Computern arbeite das Unternehmen „an einem Durchbruch“.