SPC Gear SM950(T) im Test: Klang und Fazit
2/2Klang
Beim SM950 handelt es sich um ein Kondensatormikrofon, bei dem, vereinfacht gesagt, die durch Abstandsänderungen zwischen einer Membran und der Gegenelektrode hervorgerufenen Kapazitätsänderungen genutzt werden, um Schalldruck oder Schallschnelle in ein elektrisches Signal umzuwandeln. Das Mikrofon besitzt dabei eine nierenförmige Charakteristik, womit hauptsächlich der von vorne und von den Seiten kommende Schall übertragen wird, nicht jedoch Töne, die hinter der Aufnahmeeinheit oder darüber entstehen. Das bedeutet allerdings nicht, dass aus dieser Richtung kommende Schallwellen sich überhaupt nicht in den Aufnahmen wiederfinden, denn nicht selten werden diese über den in den Räumlichkeiten hervorgerufenen Widerhall übertragen.
Guter Frequenzgang und warmer Klang
Das SM950 verfügt laut Hersteller über einen Frequenzgang von 18 Hz bis 21 kHz, der für eine gute Stimmabbildung vollkommen ausreichend ist. Im Test schaffte das Mikrofon laut Spektralanalyse sogar Aufnahmen bis 23 kHz. Abtastrate und Auflösung sind mit 48 kHz bei 16 Bit fest vorgegeben, was für die ersten Gehversuche mehr als ausreichend ist. Sollen jedoch einmal professionelle Aufnahmen gemacht werden, sollte zu einem Mikrofon mit einer höheren Abtastrate und Auflösung gegriffen werden. Dieses kann bei einer entsprechenden Aufnahme nicht nur klangliche Vorteile mit sich bringen, sondern auch Vorteile bei der Nachbearbeitung.
Generell besitzt das SM950 bei einem Abstand von bis zu 20 cm einen sehr warmen Charakter und bildet auch die tieferen Frequenzen der Stimme gut ab. Im Gegensatz zum doppelt so teuren Elgato Wave:3 (Test) lässt es aber in den hohen Frequenzen eine gewisse Feinfühligkeit vermissen, sodass der Konkurrent am Ende ein ganzes Stück differenzierter klingt. Das in etwa gleich teure Solocast von HyperX (Test) lässt das SM950 jedoch deutlich hinter sich, es klingt deutlich wärmer und kraftvoller.
Insbesondere Tischvariante hat aufgrund der Spinne und damit der besseren Entkopplung gegenüber dem HyperX-Mikrofon keine Probleme mit über den Tisch entstehende Vibrationen. Bei mehr als 20 cm Abstand gewinnen die räumlichen Begebenheiten an Einfluss, der Klang wird flacher und der von den Wänden hervorgerufene Hall tritt deutlicher hervor.
Das Mikrofon liefert bis zu einem Winkel von 45° zu beiden Seiten noch gute Ergebnisse, nahe an 90° werden die Aufnahmen jedoch deutlich leiser und Plosivgeräusche treten dominant in den Vordergrund. Das Mikrofon kann somit auch für ein Gespräch mit zwei Teilnehmern genutzt werden, die im besagten Winkel vor dem Mikrofon Platz nehmen.
Beim Pegel sollte man Vorsicht walten lassen. Ist er komplett aufgedreht und wird direkt vor dem Mikrofon gesprochen, können schnell Übersteuerungen entstehen. Über eine integrierte Schutzvorrichtung wie das Wave:3 verfügt das Mikrofon von SPC nicht. So sollte die Aufnahmelautstärke zunächst etwas geringer gewählt und dann entweder während eines Streams oder in der Nachbearbeitung separat verstärkt und limitiert werden. Das stellt bei dem Mikrofon generell kein Problem dar, da das Eigenrauschen des SM950 sehr gering ausfällt.
Tischvariante mit Problemen bei Plosivlauten
Etwas anders sieht es bei den Plosivlauten aus, wie sie vor allem bei einem gesprochenen „P“ oder „B“, aber auch bei einem „K“ entstehen können. Bei diesen trifft die Luft mit einer so hohen Geschwindigkeit direkt auf das Mikrofon, dass unangenehme Störgeräusche entstehen können. Dies ist bei den meisten Mikrofonen völlig normal. Um dem entgegenzuwirken, wird hierfür ein sogenannter „Popschutz“ oder „Pop-Filter“ genutzt. Diese werden entweder als Schaumstoffüberzug über das Mikrofon gestülpt oder in Form eines aufgespannten Stoffstückes direkt vor das Mikrofon gehalten. Sie „brechen“ die Luftströme so auf, dass die Störungen deutlich herabgesenkt werden – ähnlich dem Prinzip eines Wellenbrechers. Diese Lösung kann auch Störgeräusche wie Wind deutlich herabsenken.
Das funktioniert bei der großen Variante des SM950 mit dem vorgespannten Filter sehr gut, der Schaumstoffüberzug des kleineren Sets vermag jedoch nicht komplett entsprechende Störungen zu unterdrücken, hier sind in den Testaufnahmen immer noch Plosivlaute zu hören. Somit sollte bei der Variante lieber auf einen davorgespannten Stoffschutz zurückgegriffen werden.
Ein Problem kann die oben am Mikrofon angebrachte Mute-Taste mit sich führen, deren Betätigung deutlich im übertragenen Signal zu hören ist. Für die Umsetzung einer Stummschaltung wäre eine Sensortaste die deutlich bessere Lösung gewesen. Daher sollte statt des haptischen Bedienelementes, wenn möglich, lieber zu einer Stummschaltung in der genutzten Software gegriffen werden.
SPC Gear SM950
SPC Gear SM950T
HyperX Solocast
Elgato Wave:3
Fazit
Mit den aktuell erhobenen 80 Euro respektive 70 Euro bieten sowohl das große Mikrofon-Set SM950 mit Arm wie auch das Tischmikrofon SM950T einen guten Einstieg für angehende Podcaster oder YouTuber. Die einzelnen Komponenten sind robust gefertigt und leicht zu handhaben.
Das von beiden Varianten genutzte Mikrofon besitzt einen guten und warmen Klang, solange ein Abstand von 20 cm nicht überschritten wird. Abtastrate und Auflösung sind mit 48 kHz bei 16 Bit fest eingestellt, was aber für die ersten Gehversuche ausreichend ist. Darüber hinaus kann der Klangaufnehmer für Gespräche mit mehren Teilnehmern verwendet werden, solange diese nicht mehr als 45° zu jeder Seite vor dem Mikrofon sitzen – ansonsten muss mit einer abnehmenden Lautstärke und deutlich verstärkten Plosivlauten gerechnet werden.
Um solche Störungen generell zu unterbinden, besitzen beide Vertreter einen Popschutz, wobei das SM950 einen mit Stoff bespannten Filter mit sich führt, der effektiver arbeitet als der Schaumstoffüberzug des SM950T. Bei letzterem schaffen es immer noch ein paar der störenden Laute durch.
Dass Pakete zu den aufgerufenen Preisen nicht in allen Aspekten überzeugen können, zeigt sich auch an anderer Stelle. So verhindert der (mittlerweile sehr überholte) USB-B-Stecker an der Unterseite des Mikrofons, es direkt an einen Arm zu schrauben. Darüber hinaus wurde die Stummschaltung über einen normalen Schalter auf dem Kopf des Mikrofons realisiert, ihn zu betätigen, ist in den Aufnahmen zu hören. Hier wäre eine Sensortaste die bessere Lösung gewesen.
Die Verarbeitung des Arms und des Tischständers und deren Handhabung sind hingegen als gut zu bezeichnen, wobei mit der Halterung des Arms nur Tischplatten in einer Dicke von bis zu 4,8 cm unterstützt werden. Der Tischständer hätte etwas höher ausfallen können. Bei einer Mikrofonhöhe von 26 cm muss sich der Nutzer schon deutlich bücken, um einen vernünftigen Abstand zum Klangaufnehmer zu bekommen.
Alles in allem kann das Paket zum aufgerufenen Preis trotzdem überzeugen. Angehende Podcaster oder YouTuber sollten zumindest einmal einen Blick auf beide Test-Aspiranten werfen, wobei die größere Version für die meisten Nutzer die bessere Wahl darstellen dürfte.
ComputerBase wurde das SM950(T) leihweise von SPC Gear zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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