Statt Wikipedia: NRW-Schulministerium kauft teure Brockhaus-Lizenz

Andreas Frischholz
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Statt Wikipedia: NRW-Schulministerium kauft teure Brockhaus-Lizenz

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen will die Bildung an den Schulen mit digitalen Lerninhalten fördern – und hat zu diesem Zweck eine Drei-Jahres-Lizenz für das Brockhaus Online-Nachschlagewerk für 2,6 Millionen Euro erworben. Das sorgt für Unverständnis und Kritik.

Mehr Lernmaterial für die digitale Unterrichtsgestaltung will die NRW-Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) mit der dreijährigen Brockhaus-Lizenz bereitstellen. Das Online-Nachschlagewerk umfasst demnach die Enzyklopädie, ein Jugend- und Kinderlexikon und sei „der umfassendste fachlich betreute lexikalische Bestand im deutschsprachigen Raum“. Vermittelt werden soll damit ein verantwortungsvoller Umgang mit Informationen, Daten und Medien. So seien die Inhalte in schülergerechter Form aufbereitet, zudem enthält das Lizenz-Paket einen Online-Kurs „Richtig recherchieren“.

Kritik am Deal

Nichtsdestotrotz ist es ein Deal, der Fragen aufwirft. So kritisiert etwa Netzpolitik.org, dass es aus der Perspektive von Lehrkräften vermutlich vorteilhaft ist, wenn sie passend aufbereitete Informationen erhalten. Um „richtiges Recherchieren“ zu lernen, sei eine proprietäre Online-Enzyklopädie aber vermutlich ein Ansatz, der an der Lebenswirklichkeit der Schüler vorbeigeht. Denn ihre Suchen starten sie in der Regel über Google, YouTube oder Wikipedia – dementsprechend sollte der Umgang damit vermittelt werden.

Weitere Kritikpunkte betreffen die vermeintliche Objektivität von proprietären und redaktionell betreuten Enzyklopädien. Hinzu kommt die Frage, ob die öffentliche Hand tatsächlich Lizenzen erwerben oder das Geld nicht besser in öffentlich verfügbare Lernunterlagen investiert werden sollte. Selbst für Kinder gebe es mittlerweile etwa Alternativen wie das lizenzfreie Klexikon.

Kritisch äußert sich etwa auch die Wikimedia Deutschland. Wie in weiteren Twitter-Beiträgen, herrscht vielfach Unverständnis, dass 2,6 Millionen Euro für eine Brockhaus-Lizenz mit vergleichsweise kurzer Laufzeit bezahlt werden.