AMD Radeon RX 6700 XT im Test: Testsystem, Testmethodik und Taktraten beim Spielen

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Update Wolfgang Andermahr
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Testsystem und Testmethodik

Für die neue Generation an Grafikkarten (AMD Navi 2x und Nvidia Ampere) hat ComputerBase den Testparcours inklusive Testsystem umgebaut und angepasst. Überarbeitet wurde unter anderem die Spieleauswahl, so wurden mehrere neue Titel wie Assassin's Creed Valhalla, CoD: Black Ops Cold War und Cyberpunk 2077 aufgenommen. Neben reinen Rasterizer-Spielen gibt es zudem einige Testreihen zu Raytracing, wenn die Grafikkarte die Strahlenbeschleunigung in Hardware unterstützt. Darüber hinaus wurden einige Testszenen geändert, andere Spiele wiederum mussten sich verabschieden. Für genaue Details zu allen Änderungen rät die Redaktion zu einem Blick in den Launch-Artikel des neuen Grafikkarten-Testsystems. Dort wird auch beschrieben, mit welchen Grafikeinstellungen die einzelnen Spiele laufen und wie die Benchmark-Sequenz ausschaut.

Abgesehen von der Spieleauswahl hat sich auch die Test-Hardware erneut geändert. Nach dem übergangsweise genutzten Ryzen 9 3900XT ist nun ein deutlich schnellerer AMD Ryzen 9 5950X (in Werkseinstellungen) in Verbindung mit einem optimierten DDR4-3600-Speicher für hohe Frameraten zuständig. Bei den Auflösungen bleibt es bei Full HD, WQHD und Ultra HD. Die Detailstufen der Spiele werden in 1.920 × 1.080 sowie 2.560 × 1.440 aufs Maximum geschraubt, in 3.840 × 2.160 werden diese dagegen für mehr FPS teilweise reduziert. Nach dem langsamen Start der Low-Level-APIs mag man es kaum glauben, aber DirectX 12 und Vulkan sind im neuen Parcours in der klaren Mehrheit. Ausschließlich DirectX 11 gibt es nur noch in zwei Spielen, alle anderen unterstützen zumindest optional eine Low-Level-Alternative. Zehn Titel beherrschen ausschließlich DX12 oder Vulkan. In den Benchmarks nutzt jede Grafikkarte immer die API, die eine bessere Leistung zeigt.

Resizable BAR ist ein neues Feature, das eine große Bedeutung derzeit und in Zukunft innehat, da sich damit die Spiele-Performance teils doch spürbar steigern lässt. Dafür werden ein passender Prozessor inklusive Mainboard und BIOS-Version sowie ein ebenso angepasster Grafikkarten-Treiber und ein entsprechendes Grafikkarten-BIOS benötigt. Der Ryzen 9 5950X unterstützt Resizable BAR, ebenso das eingesetzte Asus Strix B550-E Gaming mit dem BIOS 1801. Bei den Grafikkarten können offiziell derzeit nur die Radeon-RX-6000-Modelle damit umgehen, AMD nennt dies dann „SAM“. Ältere AMD-Grafikkarten unterstützen (zumindest derzeit) kein SAM. Nvidia hat Resizable BAR für alle GeForce-RTX-3000-Beschleuniger ab März angekündigt. Sobald der entsprechende Treiber inklusive angepasster BIOS-Versionen verfügbar ist, wird ComputerBase die GeForce-Grafikkarten auf Basis von Ampere schnellstmöglich nachtesten.

Sämtliche AMD-Grafikkarten wurden mit dem Adrenalin 21.1.1 getestet, die Nvidia-Beschleuniger mit dem GeForce 461.40. Für die GeForce RTX 3060 wird der GeForce 461.64 genutzt, für die Radeon RX 6700 XT den Adrenalin 20.50.

Die getesteten Grafikkarten
AMD Nvidia
Radeon RX 580, 1.340 MHz GeForce GTX 1060, 1.835 MHz
Radeon RX Vega 64, 1.329 MHz GeForce GTX 1080, 1.772 MHz
Radeon RX 5500 XT, 1.812 MHz GeForce GTX 1650 Super, 1.861 MHz
GeForce GTX 1660 Super, 1.831 MHz
Radeon RX 5600 XT, 1.742 MHz GeForce RTX 2060, 1.788 MHz
Radeon RX 5700, 1.643 MHz GeForce RTX 2060 Super, 1.822 MHz
Radeon RX 5700 XT, 1.759 MHz GeForce RTX 2070 Super FE, 1.890 MHz
GeForce RTX 2080 Super FE, 1.839 MHz
GeForce RTX 2080 Ti FE, 1.666 MHz
GeForce RTX 3060, 1.782 MHz
Radeon RX 6700 XT, 2.428 MHz GeForce RTX 3060 Ti FE, 1.884 MHz
Radeon RX 6800, 2.122 MHz GeForce RTX 3070 FE, 1.905 MHz
Radeon RX 6800 XT, 2.151 MHz GeForce RTX 3080 FE, 1.758 MHz
Radeon RX 6900 XT, 2.168 MHz GeForce RTX 3090, 1.622 MHz
Taktraten-Durchschnitt nach 20 Minuten Aufheizen für weitere 10 Minuten in Doom Eternal, Ultra HD, maximale Details

Die tatsächlichen durchschnittlichen Taktraten unter Last

Die Radeon RX 6700 XT und damit die Navi-22-GPU arbeitet mit demselben Turbo-Verhalten wie der große Navi-21-Chip. Daher haben die offiziellen Takt-Angaben so gut wie keine Bedeutung. Gefühlt gibt es diese nur, weil der Hersteller irgendeinen Takt nun einmal angeben muss und damit werben kann. Damit das Werbeversprechen auch immer eintrifft, ist er niedrig angesetzt.

Ein Beispiel gefällt? Die Radeon RX 6700 XT hat im Referenzdesign offiziell einen Game-Takt von 2.424 MHz und einen maximalen Turbo von 2.581 MHz. WattMan im Treiber spuckt darüber hinaus 2.699 MHz aus, an anderer Stelle im Treiber steht jedoch ein ganz anderer Wert – noch verwirrender geht es kaum.

Der Game-Takt ist laut AMD eine Durchschnittsfrequenz, mit der die Grafikkarte in Spielen arbeiten soll. Nachvollziehen kann ComputerBase zum wiederholten Mal aber auch diesen nicht, weil die Radeon RX 6700 XT im Test in WQHD durchweg höher als mit den angegebenen 2.424 MHz taktet, die ja eigentlich ein Durchschnitt sein sollen – und in FHD fallen die Taktraten noch höher aus.

Auch die RX 6700 XT taktet höher als angegeben

Die niedrigste Durchschnittsfrequenz hat sich in Gears 5 gezeigt, die mit 2.444 MHz immerhin genau beim offiziellen Wert gelegen hat. Aber in allen anderen Spielen gibt es teils deutlich mehr Takt. Im Durchschnitt lagen während der Tests 2.531 MHz an, in Watch Dogs: Legion gar 2.614 MHz, was 33 MHz mehr als der angebliche maximale Boost sein soll, der offenbar genauso ein Fantasiewert wie der Durchschnitts-Takt ist. Bei geringer Spielelast in niedrigen Auflösungen und bei geringen Temperaturen taktet die GPU gar mit bis zu 2.662 MHz.

Der einzige Wert, der in irgendeiner Form eine Aussagekraft zu haben scheint, ist offenbar die Angabe im WattMan. 2.699 MHz scheint schlicht der Takt zu sein, mit dem die Grafikkarte tatsächlich maximal arbeiten kann, auch wenn dies nur in den allerwenigsten Situationen gelingt. Dieser lässt sich auf maximal 2.950 MHz und damit um 251 MHz erhöhen.

Die TGP bremst nur gering aus

AMD hat die TGP der Radeon RX 6700 XT im Referenzdesign so gewählt, dass die Grafikkarte von diesem nur gering, in manchen Spielen auch überhaupt nicht eingebremst wird. Entsprechend liegt der Takt beim Spielen meist bei 2.500 MHz und mehr. Ein erhöhtes Power-Limit bringt wenig und ist eigentlich nur beim Übertakten hilfreich. Und da die Leistungsaufnahme der Radeon RX 6700 XT beim Übertakten nicht explodiert, ist das einstellbare Maximum ohnehin ausreichend. Noch mehr Watt würde keinen höheren Takt ermöglichen.

Taktratenverhalten
2.0002.2002.4002.6002.8003.000MHz 11002003004005006007008009001.0001.1001.2001.3001.4001.5001.6001.7001.767Sekunden

Das ist auch der Grund, warum die XFX Radeon RX 6700 XT Merc 319 nur gering höher taktet als das Referenzdesign. Der Game-Takt ist mit 2.548 MHz (+124 MHz) angegeben, der maximale Boost mit 2.622 MHz (+41 MHz). Während der Benchmarks hat die XFX-Karte mit durchschnittlich 2.597 MHz getaktet, das Plus gegenüber der Referenz beträgt also gerade einmal 66 MHz. Der geringste Takt zeigte sich in Borderlands 3 und Control mit je 2.568 MHz, der höchste in CoD: Black Ops Cold War mit 2.621 MHz.

Die TGP der Radeon RX 6700 XT Merc 319 beträgt 211 Watt und lässt sich manuell auf bis zu 243 Watt erhöhen. Das ist aber gar nicht nötig, denn bereits mit den Werkseinstellungen bremst die TGP die Grafikkarte nicht aus, selbst wenn diese übertaktet wird. Eine Erhöhung ist damit nur in Extremfällen sinnvoll oder wenn schlicht alle Regler aufs Maximum sollen.

XFX hat in der Theorie einen geringeren Maximal-Takt

Der in WattMan hinterlegte Maximal-Takt der Grafikkarte ist mit 2.684 MHz interessanterweise minimal niedriger als beim Referenzdesign. Das passt zum maximal in Spielen gemessenen Takt, bei dem die AMD-Variante bis zu 2.662 MHz zeigte, die XFX-Karte aber „nur“ 2.639 MHz. Offenbar hat XFX den Takt an sich überhaupt nicht angehoben, dieser entsteht schlicht durch die erhöhte TGP. Der maximal durch OC in WattMan einstellbare Takt ist bei beiden Grafikkarten mit 2.950 MHz gleich, dasselbe gilt für das maximale Power-Limit von +15 Prozent. Die GPU-Spannung beträgt höchstens 1,2 Volt, was zugleich die Werkseinstellung ist. Undervolting ist möglich, 0,912 Volt sind das Minimum.

Die tatsächlichen, durchschnittlichen Taktraten im Phanteks Enthoo Evolv X
Spiel (2.560 × 1440) AMD RX 6700 XT Referenz XFX RX 6700 XT Merc 319
Maximaler Takt in Spielen ~ 2.662 MHz ~ 2.639 MHz
Assassin's Creed Valhalla 2.587 MHz 2.600 MHz
Borderlands 3 2.478 MHz 2.568 MHz
CoD: Black Ops Cold War 2.536 MHz 2.621 MHz
Control 2.450 MHz 2.568 MHz
Cyberpunk 2077 2.549 MHz 2.601 MHz
Death Stranding 2.596 MHz 2.599 MHz
Dirt 5 2.560 MHz 2.602 MHz
Doom Eternal 2.489 MHz 2.600 MHz
F1 2020 2.512 MHz 2.600 MHz
Gears 5 2.444 MHz 2.574 MHz
Hitman 3 2.526 MHz 2.590 MHz
Horizon Zero Dawn 2.601 MHz 2.611 MHz
Red Dead Redemption 2 2.526 MHz 2.593 MHz
Serious Sam 4 2.530 MHz 2.603 MHz
Star Wars: Squadrons 2.503 MHz 2.600 MHz
Watch Dogs: Legion 2.614 MHz 2.616 MHz
Durchschnitt während der Benchmarks 2.531 MHz 2.597 MHz
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