Berliner Schulen: 10.000 LTE-Router statt Glasfaser als Zwischenlösung
Weil in Berlin über 65 Prozent der Schulen lediglich mit 50 Mbit/s oder noch geringeren Geschwindigkeiten an das Internet angebunden sind, müssen jetzt 10.000 LTE-Router der Deutschen Telekom und von Vodafone als Zwischenlösung herhalten. Damit soll endlich der Hybridunterricht in Zeiten der COVID-19-Pandemie ermöglicht werden.
Über ein Jahr nach der Erklärung zur weltweiten Pandemie durch die WHO ist der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie klargeworden, dass für den Hybridunterricht mit halbierten Lerngruppen, bei dem ein Teil der Klasse vor Ort in der Schule präsent ist und der andere Teil per Livestream von Zuhause aus mitdiskutieren und Fragen stellen kann, eine gute Internetanbindung vorausgesetzt wird. Dass das aber bei weitem nicht der Fall ist, ergab eine Auswertung des RBB Ende des letzten Jahres, wonach mehr als 65 Prozent der Berliner Schulen lediglich mit 50 Mbit/s oder weniger an das Internet angebunden sind. Einen zeitgemäßen Glasfaseranschluss, um Hunderte Schüler je Schule zu versorgen, gibt es bei nur einer einzigen allgemeinbildenden Schule. Lediglich 41 berufliche Schulen sind bisher mit Glasfaser ausgestattet.
Erst jetzt ist gutes Internet wichtig
Die Senatsverwaltung will diesen Missstand jetzt mit LTE-Routern der Deutschen Telekom und von Vodafone überbrücken. „Die Corona-Pandemie und die damit steigenden Anforderungen an den Hybrid- und Wechselunterricht machen es dringend erforderlich, die Klassenräume an leistungsfähiges Internet anzuschließen“, heißt es in der Ankündigung. Vor der Pandemie scheint es demnach nicht notwendig gewesen zu sein, schnelles Internet in den Schulen anzubieten. „Mit der Bereitstellung der Router können die Pädagoginnen und Pädagogen den Unterricht und auch das digitale Lernen wesentlich flexibler gestalten und ansprechenden Hybridunterricht für halbierte Lerngruppen anbieten“, heißt es vonseiten der Senatsverwaltung.
Kosten von 1,6 Millionen Euro für zwei Jahre
Jeweils 5.000 LTE-Router stammen von der Deutschen Telekom respektive Vodafone und sollen 360.000 Berliner Schüler an rund 700 allgemeinbildenden Schulen mit Internet versorgen. Die Kosten legt die Senatsverwaltung in der Ankündigung nicht offen, doch gegenüber Golem sagte ein Sprecher, dass für zwei Jahre zunächst Kosten von etwa 1,6 Millionen Euro entstehen. Darunter fallen die Kosten für die einmalige Anschaffung der LTE-Router sowie die monatlichen Kosten für die Mobilfunkverträge.
Durchschnittlich etwa 14 LTE-Router pro Schule werden demnach demnächst zum Einsatz kommen, wobei größere Schulen mehr und kleinere Schulen weniger Router bekommen dürften. Ausreichend dürfte die Anzahl der Router aber dennoch nicht für jede Schule sein. Anfang März sagte etwa die Leiterin der Schule an der Jungfernheide, Karin Stolle, dass für ihre Schule rund 60 solcher LTE-Router benötigt würden.
Glasfaseranschlüsse sollen irgendwann kommen
Die 10.000 LTE-Router sind eine Zwischenlösung bis zur Ausstattung der Schulstandorte mit einer flächendeckend leistungsstarken Glasfaseranbindung. Warum es diese weiterhin nicht gibt, lässt sich zumindest nicht mit mangelndem Geld begründen. Der „DigitalPakt Schule“ stellt dem Land Berlin bis einschließlich 2024 257 Millionen Euro für den Aus- und Aufbau der digitalen IT-Infrastruktur in den Schulen zur Verfügung. Wie der RBB berichtet, sei dem CDU-Abgeordneten Mario Czaja eine Woche nach dem Lockdown im März 2020 auf Anfrage mitgeteilt worden, dass „fast gar nichts“ investiert wurde. Die deutliche Mehrheit der gut 650 öffentlichen Schulen, für deren Infrastruktur die Bezirke verantwortlich sind, hätte nicht einmal Anträge gestellt. Lediglich 3 Millionen Euro wurden für neue Server, LAN-Verkabelung, Drucker und Smartboards angemeldet. Warum nur etwas mehr als ein Prozent des Fördervolumens abgerufen wurde, wird damit begründet, dass die wenigsten Schulen das vorgeschriebene Medienkonzept vorgelegt hätten.