Crucial X6 Portable SSD im Test: Benchmarks
2/3Cache-Analyse (SLC-Modus)
Nicht jeder, der mit der 4 TB großen X6 Portable SSD liebäugelt, wird sie auch in einem Rutsch voll- oder zumindest regelmäßig mit Datenmengen größer als 100 GB beschreiben. Diese Szenarien liegen bei einem externen Speicher dieser Größenordnung allerdings nahe. Damit ist jedoch von großer Bedeutung, wie schnell die SSD auf Dauer schreibt, denn die von Herstellern präsentierten Werte beziehen sich in der Regel auf die Leistung im SLC-Modus.
Wie ausdauernd der SLC-Modus ausfällt, testet ComputerBase wie folgt: Eine komprimierte RAR-Datei mit 10 GB Größe wird aus einer RAM-Disk mit fortlaufender Nummer in der Dateibezeichnung so oft ohne Pause auf die leere Test-SSD geschrieben, bis die Kapazitätsgrenze erreicht ist (grün). Für jeden Kopiervorgang wird die erreichte Transferrate protokolliert. Direkt nach dem letzten Transfer werden 50 Prozent der erstellten Dateien gelöscht, im Anschluss wird der SSD eine halbe Stunde Ruhe gegönnt. Dann wird sie abermals mit den RAR-Dateien vollgeschrieben (orange), anschließend werden 20 Prozent der Dateien gelöscht. Nach erneuter 30-minütiger Pause erfolgt der dritte Durchgang: Ausgehend von 80 Prozent Füllstand wird die SSD wieder mit den 10 GB großen RAR-Dateien gefüllt (rot). Der Test soll die Abhängigkeit des SLC-Modus vom Füllgrad der SSD ermitteln.
Die Ergebnisse zeigen: Mit 800 GB schreibt die X6 Portable SSD mit 4 TB im leeren Zustand Daten außerordentlich lange mit lediglich 1 Bit in die NAND-Zellen, das Tempo liegt mit fast 800 MB/s sehr hoch. 800 GB werden so in 17 Minuten geschrieben.
Dann muss der Controller den 1-Bit-Schreibmodus stoppen (die 800 GB belegen bereits 80 Prozent der QLC-Speicherzellen), die Leistung fällt auf 80 MB/s ab. Halten die Schreibvorgänge an, ist die Talsohle aber noch nicht erreicht: Nach 140 × 10 GB muss der Controller Platz schaffen und dafür parallel zum Schreiben im 4-Bit-Modus die zuvor mit nur 1 Bit beschriebenen Zellen konsolidieren. 50 MB/s sind das Resultat. Im Ergebnis benötigen die 3,2 TB bis zum vollständigen Vollschreiben jetzt 15 Stunden.
12,5 Prozent SLC-Modus bei 50 Prozent Füllstand
Wird dem Controller nach Schreibvorgängen Zeit gelassen, um die Daten direkt von 1 auf 4 Bit pro Zelle umzuschreiben, steht bei jedem weiteren Schreibvorgang wieder ein frischer SLC-Modus bereit. Dieser Umwidmungsvorgang kostet allerdings ebenfalls viel Zeit – über den Daumen gepeilt um den Faktor 10 zur Dauer des Schreibvorganges im SLC-Modus. Die Größe des SLC-Modus sinkt davon unabhängig rapide mit dem Füllstand der SSD: Ist die X6 Portable SSD 4 TB zu 50 Prozent voll, dauert er nur noch 100 GB an, bis der Rückfall von fast 800 auf 80 MB/s kommt. Das müssen Käufer der SSD in jedem Fall im Hinterkopf behalten. Wer die SSD als externen Speicher für Dateien oder Spiele nutzt, die er Stück für Stück darauf kopiert oder sogar dorthin installiert, wird er vom Rückfall auf den 4-Bit-Modus wenig merken. Wer das Laufwerk zum Austausch sehr großer Datenmengen nutzt oder großen Schreiblasten aussetzt, hingegen schon.
Interessant ist, dass sich das „alte“ 2-TB-Modell ganz anders verhält: Der SLC-Modus fällt nicht nur deutlich kleiner aus, er erholt sich bei halb voller oder zu 80 Prozent gefüllter SSD auch nicht mehr verlässlich, sondern sorgt für stark schwankende Schreibraten. Sie liegen mit 80 bis 100 MB/s über dem Niveau der 4-TB-Version.
Kopiervorgänge im Explorer
- Grün: Externe SSDs (USB, Thunderbolt)
- Orange: SATA-SSDs (2,5 Zoll)
- Rot: NVMe-SSDs (PCI Express 4.0, M.2)
- Blau: NVMe-SSDs (PCI Express 3.0, M.2)
- Schwarz: SATA-HDDs (3,5 Zoll)
Das niedrige Tempo nach dem SLC-Modus führt dazu, dass man die 2-TB-Version schneller mit 2 TB füllen kann als die 4-TB-Version, denn 20 MB/s mehr machen auf das große Volumen nach dem Cache einen enormen Unterschied.
Im starken Kontrast präsentiert sich beispielsweise die SanDisk Extreme Portable SSD mit 1 TB, deren NAND im 3-Bit-Modus kontinuierlich mit über 800 MB/s beschrieben wird. Ob es sich mit der 4-TB-Variante genauso verhält, wird ComputerBase versuchen separat zu testen.
Auch die von Crucial angegebene Leseleistung dürfen Käufer bei der X6 nicht als gesetzt ansehen. 800 MB/s waren im Test nur in synthetischen Benchmarks zu sehen, bei den Kopiervorgängen im Explorer lag das Maximum bei etwas über 500 MB/s. Im vollständig gefüllten Zustand oder nach Schreibvorgängen lagen die Leseraten sogar (weit) unter 400 MB/s.
Der Standard-Testparcours sieht vor, dass 10 Minuten nach dem Vollschreiben mit 10 GB großen RAR-Dateien genau diese Dateien nacheinander von der SSD in eine RAM-Disk kopiert werden. Der X6 gelang das in den ersten 17 Kopiervorgängen lediglich mit 150 MB/s. Erst danach stellten sich knapp 400 MB/s ein. Wurde der Test zwei Stunden später wiederholt, lagen sofort knapp 400 MB/s an. Dasselbe galt, nachdem 50 Prozent der Dateien gelöscht wurden und noch einmal zwei Stunden gewartet worden war.
Erst nachdem die SSD formatiert wurde, konnten 100 × 10 GB direkt nach dem Schreiben auf die SSD mit 540 MB/s gelesen werden. Das galt auch für die Shadow-of-the-Tomb-Raider-Ordner, die auf eine zuvor formatierte SSD überspielt wurden.
800 MB/s, wie von Crucial versprochen, gab es hingegen im Explorer nie zu sehen. Die X6 Portable SSD 2 TB zeigte das Verhalten nicht, sie las zustandsunabhängig mit rund 500 MB/s.
Als signifikant im Vorteil erweist sich die 4-TB-Variante beim Duplizieren des 195 GB großen Steam-Ordners auf dem Laufwerk: Das gelingt ihr nämlich noch im SLC-Modus, während die 2-TB-Variante schon im QLC-Modus schreibt.
CrystalDiskMark
Im synthetischen CrystalDiskMark bestätigt die X6 Portable SSD 4 TB hingegen die versprochenen Leistungswerte – auch wenn sie nur noch 3 GB Volumen unbelegt hat und der Test direkt nach dem Vollschreiben ausgeführt wurde.
Alltagsleistung im PCMark 10
Mit den Nachteilen beim Lesen und Schreiben gegenüber der 2-TB-Version platziert sich die auf dem Papier schnellere 4-TB-Version auch im Testparcours des PCMark 10 hinter der kleineren Variante. Gegenüber einer sehr schnellen HDD zeigt die externe SSD keinen Vorteil.
Temperatur unter Last
Die Crucial X6 Portable SSD meldet keine Telemetriedaten, auch Crucials eigene Software-Suite erkennt sie nicht. Selbst unter Dauerlast wird ihr Kunststoff-Gehäuse allerdings nicht unangenehm warm – ganz im Gegenteil zur Crucial X8 Portable SSD (Test), deren Alu-Gehäuse über 60 °C erreicht.