Deutsche Telekom: 5G für 90 Prozent und FTTH bis 2030 für alle Haushalte
Die Deutsche Telekom hat im Rahmen eines Netze-Updates aktuelle Zahlen zum 5G- und FTTH-Ausbau in Deutschland bekanntgegeben und neue Ziele für die kommenden Jahre gesteckt. Bis Ende dieses Jahres sollen 90 Prozent der Bevölkerung 5G nutzen können. FTTH soll bis 2030 für jeden Haushalt in Deutschland angeboten werden.
Mit Stand Ende März dieses Jahres haben laut Deutscher Telekom 80 Prozent der Bevölkerung und damit mehr als 66 Millionen Menschen Zugriff auf das 5G-Netz. In 5.000 Städten und Gemeinden stehe 5G zur Verfügung. Bis zum Ende dieses Jahres soll die 5G-Abdeckung auf 90 Prozent der Bevölkerung geschraubt werden.
Die Deutsche Telekom betreibt in Deutschland derzeit mehr als 50.000 5G-Antennen, wobei zwischen Antennen im Spektrum bei 2,1 GHz und im Spektrum bei 3,6 GHz unterschieden werden muss. Highspeed-5G mit bis zu 1 Gbit/s wird mit einer Bandbreite von 90 MHz bei 3,6 GHz angeboten und steht laut Deutscher Telekom in jetzt 30 Städten Deutschlands zur Verfügung. Jüngst hinzugekommen sind Standorte in der Metropolregion Rhein-Ruhr wie zum Beispiel in Bochum. Außerdem gibt es Highspeed-5G jetzt in Emden, in Ingolstadt und in Dresden. Die Anzahl der 3,6-GHz-Antennen gab die Telekom auch auf Nachfrage nicht preis. 5G bei 2,1 GHz nutzt ehemaliges 3G-Spektrum und zum Großteil bisherige Hardware und lässt sich somit schneller ausbauen. Außerdem wird eine höhere Reichweite erzielt, wenngleich die Geschwindigkeiten mit etwa 200 bis 250 Mbit/s geringer ausfallen.
5G Standalone wird getestet
Während 5G derzeit als Non-Standalone (5G NSA) genutzt wird und auf einem LTE-Kern basiert, soll in Zukunft auch das Kernnetz modernisiert werden, um 5G Standalone (5G SA) zu ermöglichen, das eine Software-definierte und Cloud-basierte 5G-Architektur nutzt und Funktionen wie Network Slicing für mehrere virtuelle Netze innerhalb eines physischen Netzes unterstützt, um garantierte Bandbreiten und Latenzen anbieten zu können. Zur Kompatibilität aktuell verkaufter Endgeräte zu 5G SA konnte die Deutsche Telekom keine Zusagen machen. Manche Endgeräte werden wahrscheinlich mit einem Firmware-Update auskommen, andere hingegen nicht kompatibel sein. Erfahrung sammele man in den USA bei den Kollegen von T-Mobile. Ein Großteil des Traffics werde aber auch in zwei Jahren noch über 5G NSA laufen, sagte Telekom Deutschland-Vorstand Srini Gopalan. 5G SA wurde in Deutschland zuletzt für einen Video-Call getestet, ein Datum für die Markteinführung bei Endkunden gibt es noch nicht.
Das LTE-Netz wird weiter modernisiert
Investitionen in das LTE-Netz soll es aber weiterhin geben. Die Deutsche Telekom erklärt, in den vergangenen Wochen über 2.500 Antennen im gesamten Bundesgebiet modernisiert zu haben, um die beworbenen bis zu 300 Mbit/s auch an diesen Standorten anbieten zu können. Der Ausbau von 5G und LTE soll in ländlichen Regionen wie in Ballungsräumen erfolgen, erklärte Walter Goldenits, Technikchef der Telekom Deutschland. 98,7 Prozent der Bevölkerung können nach aktueller Statistik auf das LTE-Netz der Deutschen Telekom zugreifen.
FTTH bis 2030 für alle Haushalte
Im Festnetz hatte die Deutsche Telekom bereits im Dezember des letzten Jahres angekündigt, den Fokus künftig auf FTTH zu legen. 600.000 Haushalte und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (270.000) kamen letztes Jahr neu hinzu. Ab dem aktuellen Jahr sollen im Schnitt pro Jahr 2 Millionen neue FTTH-Haushalte hinzukommen, wobei die Deutsche Telekom in ihrer heutigen Ankündigung von bis zu 2,5 Millionen Haushalten pro Jahr ab 2024 spricht – das Tempo soll demnach angezogen werden. Berlin wurde dabei zur „Glasfaser-Hauptstadt“ auserkoren und soll bis Ende 2027 eine Million FTTH-Haushalte vorweisen. Die ersten 600.000 Haushalte will die Telekom bis Ende 2025 direkt mit Glasfaser versorgen – das größte Glasfaser-Ausbauprojekt im Bundesgebiet. Bis 2024 sollen 10 Millionen Haushalte in über 600 Kommunen FTTH mittels eigenwirtschaftlichem Ausbau nutzen können, für bis 2030 ist eine Versorgung aller Haushalte geplant – gemeinsam mit anderen Unternehmen.
Ausbau in Kooperation mit anderen Unternehmen
Ein Grundpfeiler der neuen Glasfaser-Strategie ist der bisherige Ausbau von FTTC, also Fibre to the Curb nahe an die Gebäude, der künftig um FTTH erweitert werden soll. Bislang wird viel VDSL darüber realisiert. Der Netzbetreiber setzt aber auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen für den Glasfaserausbau. Zum Beispiel wurde sich mit Telefónica, mit Vodafone und mit 1&1 Versatel auf eine langfristige Zusammenarbeit geeinigt, deren „Commitment-Modell“ die Nutzung der Kupfer- und Glasfaserleitungen der Telekom durch andere Unternehmen vorsieht. Carrier-Kunden sollen vom großflächigen Netz der Telekom profitieren, während die Telekom ihre Infrastruktur besser auslasten und die Einnahmen in den Netzausbau reinvestieren kann.
Langfristige Kooperationen gibt es auch in anderen Regionen wie etwa mit den Stadtwerken Münster und im Rheinland mit NetCologne. Auch die Partnerschaft mit EWE durch die Gründung des Joint-Ventures Glasfaser Nordwest sowie die öffentlich-private Partnerschaft in Stuttgart verdeutlichen die Zusammenarbeit. Das Prinzip soll auch andersherum funktionieren: So kauft die Telekom über die sogenannte Wholebuy-Logik vorwiegend bei regionalen Partnern Netzdienstleistungen ein, um ihren Kunden in zuvor nicht eigenständig erschlossenen Gebieten Magenta-Produkte anzubieten.
Alternativen Verlegemethoden gefordert
Um den FTTH-Ausbau zu beschleunigen, benötige es aber auch schnellere Genehmigungen und eine größere Akzeptanz für alternative Verlegemethoden. „Die Akzeptanz von alternativen Verlegemethoden jenseits des Tiefbaus würde vieles vereinfachen und beschleunigen“, sagte Godenits. Die Deutsche Telekom rechnet vor: Im klassischen Tiefbau kostet der Meter in Deutschland im Schnitt 85 Euro, beim Bauen in Mindertiefe hingegen rund 65 Euro und via oberirdische Leitungen nur rund 10 Euro. Die alternativen Verlegemethoden seien aber nicht nur günstiger, sondern auch schneller umzusetzen, argumentiert der Netzbetreiber. Die Tagesleistung für oberirdische Leitungen beträgt 500 Meter, im Tiefbau sind es nur 150 Meter. Goldenits fordert deshalb: „Ins Gigabit-Zeitalter kommen wir nicht mit Trippelschritten und auch nicht mit einem ‚das haben wir schon immer so gemacht‘. Es gibt Lösungen, und diese würden wir sehr gerne nutzen dürfen.“