FIFA Ultimate Team: Ein Traumteam kostet 22.000 Spielstunden
Ein FIFA-Spieler hat überschlagen, was ein Traumteam in Ultimate Team kostet, wenn man kein Geld ausgeben möchte. Die wenig überraschende Antwort? Das Leben, denn bei 22.000 Spielstunden bleibt kaum Zeit für etwas anderes.
Twitter-Nutzer ScudzTV hat sich für die Rechnung sein Traumteam mit seltenen Karten zusammengestellt. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung, deren Wert der FIFA-Spieler auf 100 Millionen Coins, also Einheiten der Ingame-Währung beziffert. Auf dieser Grundlage ließ sich prüfen, ob sich tatsächlich, wie von Publishern behauptet, jeder Inhalt und jede Spielweise auch ohne Geld auszugeben beziehungsweise innerhalb eines vernünftigen Rahmens verfolgen ließe.
Um die 100 Millionen Coins zu erwirtschaften, sind bei angenommenen Einnahmen von durchschnittlich 1.500 Coins pro Match rund 66.000 Partien nötig. Wird eine Partie mit 20 Minuten angesetzt, ergeben sich 22.000 Stunden Gameplay oder rund 2,5 Jahre ununterbrochenes Spielen. Wird hingegen der Marktplatz genutzt, lasse sich die Summe nach 10.000 Transaktionen mit jeweils 10.000 Coins Profit erzielen – was nur noch 69 durchgängig mit Handel verbrachte Tage und ausschließlich gewinnträchtige Transaktionen voraussetzt.
Nicht weniger absurd muten die Kosten bei der Wahl der Echtgeld-Option an. Da die Karten aufgrund minimaler Gewinnchancen nur sehr selten in Kartenpaketen auftauchen, ist Glücksspiel keine Option. Die Lootboxen sind allerdings nicht die einzige Art von Mikrotransaktionen, die FIFA anbietet. Auch rund 12.000 FIFA-Punkte können 100 Millionen Coins einbringen, schreibt ScudzTV, was Ausgaben in Höhe von rund 80.000 Pfund (~93.000 Euro) voraussetzt.
Gut für Profit
Von akzeptablen Grenzen für das Freispielen von allem, was ein Spieler möchte, lautet am Ende das Urteil, könne insofern keine Rede sein. High-End-Inhalte seien entweder hinter einer extrem hohen Paywall oder einer unüberwindbaren Timewall versteckt. Beides führt dazu, dass Spieler dazu ermuntert werden, mehr Zeit und mehr Geld in Ultimate Team zu stecken. Beide Optionen bedingen sich in der Regel wechselseitig: Publisher messen Erfolg nicht ohne Grund in „Engagement“, einer Metrik, die vor allem Spielzeit berücksichtigt.
Berechnungen wie diese sind nicht nur in Ultimate Team gültig, sondern in ähnlicher Form bei zahlreichen Spielen mit ähnlicher Menge Mikrotransaktionen anzutreffen. Auch für EA hat solches Balancing eine Vorgeschichte; die erste Version von Star Wars: Battlefront 2 ging in genau die gleiche Richtung. Darth Vader freizuschalten kostete dort allerdings „nur“ 40 Spielstunden.
Exemplarisch wird am Beispiel von FIFA Ultimate Team einmal mehr sichtbar, wie wenig ernst Beteuerungen vom Spaß als Maxime und einer „fairen“ Spielumgebung genommen werden können, wenn finanzielle Interessen derart offen im Mittelpunkt des Balancings bei einem solchen Spiel stehen.