Core i9-11900K und i5-11600K im Test: Plattform und Mainboards
2/6Der neuen Prozessorgeneration Rocket Lake-S liegt der bereits aus dem Vorjahr bekannte Sockel LGA 1200 zugrunde. Dieser wurde mit dem Vorgänger Comet Lake-S alias Core i-10000 eingeführt, passend dazu kamen die Chipsätze der 400er-Serie.
Chipsatz-Kompatibilität
Die neuen und alten Lösungen sind im Großen und Ganzen miteinander kompatibel, aber es gibt die berühmten Ausnahmen, die es dieses Mal zudem doch etwas mehr in sich haben als sonst.
Erst einmal gilt: Auf allen Mainboards der neuen 500er-Serie, was für den Desktop primär die Chipsätze Z590, H570, B560 und H510 sind, werden alle neuen Prozessoren alias Core i-11000 (Rocket Lake-S) und alle Core i-10000 (Comet Lake-S) arbeiten. Auf die Vorgängerlösungen Z490 und H470 trifft dies ebenfalls zu, sofern es ein BIOS-Update gibt.
Anders ist es bei B460 und H410: Dort gibt es technisch bedingt keine Unterstützung für Rocket Lake. Die beiden Chipsätze alias CometLake_PCH-V sind im Herzen deutlich älter (quasi ein Rebrand der 300er-Serie) als die der restlichen 400er-Chips, die als CometLake_PCH-H laufen. Diese Zweiteilung sah zu Beginn vielleicht einmal passend aus, holt Intel nun aber ein, denn nach außen hin gibt der Hersteller damit letztlich ein unglückliches Bild ab.
Chipsatz | Kompatibel zu Rocket Lake-S |
---|---|
Z590 | ✓ |
H570 | ✓ |
B560 | ✓ |
H510 | ✓ |
Z490 | ✓ (mit BIOS-Update) |
H470 | ✓ (mit BIOS-Update) |
B460 | nein |
H410 | nein |
Kuriose Ausnahmen: Gigabyte hat einige Mainboards der B460- und H410-Serie neu aufgelegt und diese trotz des Namens mit einem H470-Chipsatz bestückt. Mit dem entsprechenden BIOS-Update läuft Rocket Lake-S dann auch auf dem vermeintlichen B460 respektive H410.
PCIe 4.0 mit Garantie nur auf 500er-Serie
Auch wenn ein Hersteller Z490 oder H470 per BIOS-Update für Rocket Lake-S freigibt, gilt darüber hinaus: Wer wirklich auf Nummer sicher gehen will und PCI Express 4.0 für seine SSD neben der Grafikkarte möchte, sollte zu einem 500er-Mainboard greifen. Denn Probleme mit den neuen CPUs auf alten Boards – oder auch umgekehrt – sind nicht auszuschließen.
Die Mixtur sorgt bei Testern bereits für den einen oder anderen Haarausfall: Wird beispielsweise in ein neues 500er-Mainboard eine ältere CPU wie ein Core i9-10900K eingebaut, funktioniert mitunter der erste M.2-Slot nicht. Denn dieser ist dort explizit nur für PCIe Gen 4 ausgelegt und weder mit alten SSDs noch mit der alten CPU kompatibel.
Hier hilft ein ganz klassisches Vorgehen, das des Öfteren in Vergessenheit geraten ist: das Handbuch lesen. Dort sind die expliziten Modi, die das Board für welche Lösung umsetzen kann und muss, aufgeführt.
RAM-Overclocking: Neben Z590 auch auf H570 und B560
Intels Chipsätze differenzieren sich traditionell über den Umgang der unterstützten (Software‑)Features. Nicht einmal der größte Chipsatz konnte alles, denn das war in der Regel gar nicht das Z-Modell, sondern ein Q für den Business-Bereich, der umfangreiche Management-Features ermöglichte. Im Gegenzug war es mit diesem nicht möglich, zu übertakten – unterm Strich konnte bei Intel bisher also kein Chipsatz wirklich alles.
In puncto Overclocking weicht Intel die Regel nun ein Stück weit auf, was einmal mehr AMD zu verdanken sein dürfte, wo mit quasi allen Chipsätzen auch übertaktet werden kann. Ganz so weit geht Intel aber noch nicht.
Neben dem Z590 kann ab sofort allerdings auch auf Mainboards mit dem Chipsatz B560 oder H570 der Arbeitsspeicher übertaktet werden. Am einfachsten geht das wie üblich über XMP 2.0, dort sind Takt, Timings und benötigte Spannung für die Module hinterlegt – quasi jedes Modul im Handel bietet so ein Profil. Das funktioniert auch mit Prozessoren, die nicht für das Übertakten gedacht sind, also den Non-K-Modellen.
Damit wird vor allem das Mittelklasse-Segment bis hinab zum flotteren Einstieg deutlich gestärkt. B560-Boards werden unter der 100-Euro-Marke rangieren können, gepaart mit einem Core i5 der neuen Generation und schnellem Arbeitsspeicher lässt sich ein sehr potentes System bauen. Gerade in der Liga hatte Intel zuletzt bereits keine Konkurrenz, einen echten preislichen Gegenspieler gibt es spätestens seit dem 10400F nicht mehr. Der 11400F wird diese Position nur zu gern übernehmen – inklusive der Option auf RAM-OC.
BIOS-Updates in hoher Frequenz
Im Januar die Mainbards vorzustellen, damit sie Ende März eine ganz neue CPU unterstützen? Das gab es bei Intel schon einige Zeit lang nicht mehr und im Nachhinein betrachtet haben sich alle Beteiligten damit keinen Gefallen getan. Die ersten BIOS-Varianten auf den Boards waren beispielsweise lediglich für den Einsatz von Core i-10000 gedacht, die neuen Core i-11000 wurden nur rudimentär unterstützt.
In den vergangenen Wochen vor dem geplanten Start nahm das Geschehen dann an Fahrt auf: Nicht nur wurde vor allem am Speichercontroller geschraubt, neue Microcode-Updates brachten auch „Adaptive Boost“ sowie weitere Optimierungen; stetige BIOS-Updates waren die Folge.
Es gab in der Redaktion Tests, die zwischen den ersten BIOS-Lösungen von Ende Januar und Anfang Februar bis zu den neuesten Ende März zweistellig zulegen konnten. Ein BIOS-Update ist nach dem Kauf deshalb dringend anzuraten.
Das Problem dabei ist jedoch, dass Intel und die Mainboard-Partner noch lange nicht fertig sind. Am vergangenen Freitag wurde schon wieder ein neuer Microcode eingepflegt, erste BIOS-Varianten sind als Betaversion seit dem Wochenende verfügbar, zumindest für ausgewählte Platinen einiger Hersteller.
Den Status „Beta“ tragen sie dabei offensichtlich zu Recht, wie auch die Probleme mit dem fest definierten 125-Watt-Limit oder dem extremen Leistungsabfall beim Wechsel in den Gear-2-Modus auf dem MSI Z590 ACE zeigen.
Auch Intels eigene Software XTU ist noch nicht fertig. Sie überschreibt unter Umständen Vorgaben aus dem BIOS, ob man will oder nicht. Einige Hersteller haben für so manches Board deshalb seit vielen Wochen noch kein neues Update nachgeschoben, denn in der Regel fangen sie oben bei Z590 an und arbeiten sich dann in der Hierarchie nach unten – zum Leidwesen der günstigen Modelle.
Derartige Last-Minute-Änderungen mit zum Teil deutlichen Anpassungen und Auswirkungen war man von Intel seit Jahren nicht mehr gewohnt. Der letzte vergleichbare Produktstart dieser Art war AMD Zen 1. Nicht nur der erste Wechsel der Architektur im Desktop scheint Intel dabei zu schaffen zu machen, auch hat der Hersteller wohl bis zuletzt versucht, das noch gerade so vertretbare Maximum aus der Plattform zu holen. Die Freigabe des „Adaptive Boost“ keine zwei Wochen vor Markstart und nach der offiziellen Vorstellung spricht hier Bände.