Intel-Offensive: 20 Mrd. USD für neue Fabriken und Foundry-Geschäft
Intels neuer CEO Pat Gelsinger gab am Abend die erste mit Spannung erwartete Ankündigung, wie sich Intel in Zukunft positionieren wird. Ganz vorn steht der Ausbau der Halbleiterproduktion, insgesamt wird Intel 20 Milliarden US-Dollar investieren, zwei neue Fabriken davon errichten und die Fab in Irland auf 7 nm aufrüsten.
Es ist die erhoffte Flucht nach vorn, die Intel antritt, in Zeiten, in denen die Kapazitäten der Halbleiterwerke komplett an den Grenzen angelangt sind. Statt die Fabriken abzugeben oder auf kleiner Flamme weiter zu betreiben, geht der Hersteller in die Offensive. 20 Milliarden US-Dollar nimmt Intel dafür aus der Kriegskasse und wird in den USA zwei neue Fabriken errichten, unweit des erst kürzlich fertiggestellten Campus' in Arizona und Heimat der neuen Fab 42.
Aber auch Europa und dessen Plan nach 20 Prozent Anteil an der weltweiten Halbleiterfertigung hat Intel auf dem Schirm. Insgesamt flossen seit 2019 bereits bis Ende 2021 7 Milliarden US-Dollar in die Fabrik in Irland. Dort hat der Umbau und die Erweiterung für den 7-nm-Prozess bereits begonnen und soll in Kürze fertiggestellt sein, Intels 7-nm-Chips aus Massenproduktion könnten dann aus Europa kommen. Und das ist nicht alles, für die kommenden Monate plant Intel die nächsten Schritte auch in Europa, der finanzielle Anreiz der EU vor einigen Wochen dürfte hier einen Anteil haben.
Das Foundry-Modell soll zurückkehren: IDM 2.0
Die riesige Nachfrage nach Halbleiterkapazität soll bei Intel auch für Partner genutzt werden. Vor vielen Jahren kläglich an einem eigenen Foundry-Modell gescheitert, soll der neue Anlauf besser klappen. Alles auf Standard-Tools, Regeln, PDKs getrimmt soll dabei helfen; das war das größte Problem in der Vergangenheit, als Intels Tools als viel zu sperrig und kompliziert galten.
Die beiden Fabriken in Arizona sollen deshalb zum Teil nur für Partner betrieben werden und nicht nur für x86-Chips verfügbar sein, sondern auch – und hier ist sprichwörtlich bei einigen Analysten quasi die Hölle zugefroren – für ARM und RISC-V.
Intel will pursue foundry contracts with competitors like Qualcomm and former customers like Apple.
Pat Gelsinger, Intel-CEO
Parallel dazu wird Intel selbst aber auch größeren Gebrauch von externen Foundries machen. Ab 2023 soll ein breiter Produkt-Mix nicht nur intern, sondern auch von externer Fertigung verfügbar werden. Das schließt eindeutig Core- und Xeon-Prozessoren ab dem Jahr 2023 ein, erklärte Intel – ebenfalls ein Novum.
Forschungs-Kooperation mit IBM
Intel öffnet sich aber noch weiter. Zusammen mit IBM wird man sich dem Thema Performance und Packaging von Chips für die Zukunft gemeinsam in einer Forschungs-Kooperation annehmen. Das Feld ist dabei erst einmal groß gefasst, hier dürften weitere Ankündigungen in Zukunft folgen.
7-nm-Chips: Meteor Lake und Granite Rapids
Im zweiten Quartal dieses Jahres soll die erste 7-nm-Lösung für den Desktop, Meteor Lake, ihr Tape-in feiern. Der Chip nutzt den letzten und neuen EUV-Fertigungsschritt mit zusätzlichen Scannern von ASML von Intel und basiert auf Compute Tiles. Er wird bereits seit einiger Zeit als Nachfolger von Alder Lake genannt. Sofern sich der Zeitplan als passend herausstellt, soll er 2023 zur Verfügung stehen.
Im Server wird Granite Rapids das erste Modell sein, welches 7 nm von Intel nutzen und Sapphire Rapids ablösen wird. 2023 soll auch dieses Modell mit Compute Tiles erscheinen, es werden also nicht alle Einzelteile bei Intel in 7 nm gefertigt, sondern auch externe Chips genutzt. Maximal Flexibilität will sich Intel dabei offen halten.
Der Rundumschlag gefiel der Börse. Wenngleich viele Daten und Termine seitens Intel nur angedeutet wurden, legte die Aktie auch dank einer angehobenen Prognose für das erste Quartal parallel zu ASML, die neue EUV-Belichtungssysteme liefern, zu. Parallel dazu sank der Kurs von AMD und noch stärker der von TSMC, die aus der weniger informierten Gerüchteküche zuletzt schon als Fertiger fast aller Intel-Chips gesehen wurden. Dies tritt nun erst einmal nicht ein.