OnePlus 9 & OnePlus 9 Pro im Test: Prozessor, Leistung und Akkulaufzeiten
3/4Dass dieses Jahr die meisten Top-Smartphones auf den Qualcomm Snapdragon 888 setzen, kommt nach der Nennung vieler Partner zur SoC-Ankündigung wenig überraschend. Einzig Apple, Huawei und Samsung weichen davon mit eigenen Prozessoren ab. Der Snapdragon 888 kommt in beiden Varianten des OnePlus 9 zum Einsatz und wird diesmal in beiden Fällen mit mindestens 8 GB LPDDR5 kombiniert, nachdem im letzten Jahr noch LPDDR4X für das OnePlus 8T ausreichen musste.
Snapdragon 888 mit Cortex-X1
Der Qualcomm Snapdragon 888 nutzt erstmals den neuen ARM Cortex-X1 als sogenannten Prime-Core (2,84 GHz), der eine besonders hohe Single-Core-Leistung liefern soll. Drei ARM Cortex-A78 (2,42 GHz) und vier ARM Cortex-A55 (1,80 GHz) runden die Kryo 680 getaufte CPU ab. Aufseiten der GPU bietet der Snapdragon 888 mit der eigenen Adreno 660 ein deutlich schnelleres Modell. Alle Details zum Qualcomm Snapdragon 888 sind der Ankündigung vom Dezember zu entnehmen.
OnePlus 9 und OnePlus 9 Pro im Benchmark
Beide OnePlus-Smartphones liefern in den Benchmarks eine sehr hohe Leistung, die für die neue Spitzenposition im Android-Segment ausreicht. Samsungs Exynos 2100 wird knapp geschlagen und auch der Kirin 9000 von HiSilicon ist unterlegen. Schneller sind hingegen Apples A-Prozessoren, wobei selbst der A13 Bionic aus dem vorletzten Jahr noch eine höhere Single-Core-Performance als der neue Cortex-X1 aufweist.
Die neue Adreno-660-Grafikeinheit konnte zuletzt schon im Xiaomi Mi 11 (Test) unter Beweis stellen, dass sie im Vergleich zur Adreno 650 des Snapdragon 865 einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat. Auch im OnePlus 9 und OnePlus 9 Pro sind Zugewinne von teils mehr als 50 Prozent unter Verwendung der modernen Vulkan-API keine Seltenheit und katapultieren den Snapdragon 888 sogar noch am Exynos 2100 vorbei. Einzig der riesige Maximalausbau Mali-G78 MP24 aus dem Kirin 9000 ist der Adreno 660 teils ebenbürtig, in Summe liegt Qualcomm aber vorne. Geschlagen geben muss sich der Chip in diesen Vergleichen lediglich Apples eigens entwickelten Grafiklösungen aus dem A13 Bionic und vor allem dem neuen A14 Bionic.
Ein Auf und Ab unter Dauerlast
Im Mi 11 konnte Qualcomm zuletzt unter Beweis stellen, dass auch der Snapdragon 888 ein solider Prozessor ist, der bei durchgehender Belastung in Spielen keine respektive nur minimal Einbrüche verzeichnet. Das Mi 11 musste unter Dauerlast die Leistung um lediglich 10 bis 15 Prozent zurücknehmen. In den beiden neuen OnePlus-Smartphones weicht der Chip allerdings deutlich von dieser Erfahrung ab, wie die Throttling-Tests im Stresstest des 3DMark Wild Life und im GFXBench Manhattan 3.1 verdeutlichen.
Paradebeispiele für eine solide Leistung waren bislang das OnePlus 8 Pro (Test) und das OnePlus 8T mit Snapdragon 865, die jeweils eine schnurgerade Linie durch beide Diagramme zeichnen. Schon beim Mi 11 war das nicht mehr ganz in diesem Umfang der Fall, der Rückgang hielt sich aber noch in Grenzen und unterm Strich war das Smartphone in jedem Fall deutlich schneller als jedes ältere Modell mit Snapdragon 865 und Adreno-650-GPU. OnePlus 9 und OnePlus 9 Pro zeigen jetzt aber, dass der extrem hohe GPU-Takt der Adreno 660 (840 statt 587 MHz) eher für eine hohe Spitzenleistung als für eine kontinuierlich hohe Leistung geeignet ist. Außerdem zeigt sich überraschenderweise das reguläre OnePlus 9 von einer etwas besseren Seite als das vermeintlich bessere Pro-Modell.
Das Auf und Ab im Stresstest des 3DMark Wild Life mit Vulkan-API steht jeweils für eine Rücknahme der GPU-Leistung, um die Temperaturen in Zaum zu halten. Obgleich die Leistung der Adreno 660 auf dem Papier und auch zu Beginn des Benchmarks höher als bei der Adreno 650 ausfällt, hat die ältere Generation im späteren Verlauf des Tests sogar einen Vorteil. Immer wieder durchkreuzen die neuen Smartphones die schnurgeraden Linien der beiden früheren Modelle, was nichts anderes bedeutet, als dass das OnePlus 8T und das OnePlus 8 Pro unter GPU-Dauerlast mitunter schnellere Smartphones als das neue OnePlus 9 oder OnePlus 9 Pro sein können.
Dieser Eindruck bestätigt sich im GFXBench Manhattan 3.1, in dem das OnePlus 9 im siebten und das OnePlus 9 Pro bereits im sechsten Durchgang die Leistung der älteren Geräte unterschreitet. Zwei Spitzen bringen das Pro-Modell zwar wieder über das vorherige Leistungsniveau, das OnePlus 9 schaffte dies im Test aber nicht mehr. Das Mi 11 zeigte sich in allen Throttling-Tests von einer deutlich weniger anfälligen Seite.
Schneller Speicher ohne Erweiterung
Zur Ausstattung beider OnePlus-Geräte zählen auch mindestens 128 GB UFS 3.1, die sich wie üblich nicht mittels microSD-Speicherkarte erweitern lassen. In dem SIM-Schacht lassen sich maximal zwei Nano-SIM-Karten unterbringen. Wird mehr Speicher benötigt, bietet der Hersteller gegen 100 Euro Aufpreis eine Verdoppelung auf 256 GB an. Der Speicher selbst gehört zur schnellen, aber nicht schnellsten Sorte, die bislang Samsung in den eigenen Geräten vorbehalten ist. Etwa im Galaxy S21 Ultra (Test) liefert der eigene UFS 3.1 bis zu 1,2 GB/s beim sequentiellen Schreiben, während die Konkurrenz aktuell zwischen 700 und 800 MB/s erzielt. Groß zu meckern gibt es bei OnePlus dennoch nichts, weil das Leistungsniveau des Speichers auch so sehr hoch ist und im Alltag beim Installieren oder Ausführen von Apps keinen Flaschenhals darstellte.
Mittelmäßige Akkulaufzeiten mit jeweils 4.500 mAh
Mit jeweils 4.500 mAh bieten die neuen OnePlus-Modelle gleichwertige Akkus. Im Vergleich zum jeweiligen Vorgänger hat sich nominell nichts verändert, abweichende Laufzeiten gibt es dennoch – und zwar jeweils mit einer Entwicklung zum Schlechteren. Rund neuneinhalb Stunden Laufzeit im PCMark stehen bei beiden Smartphones für ein mittelmäßiges Resultat im dicht gedrängten Mittelfeld. Im PCMark ist es einzig das OnePlus 9 Pro, das sich vom Vorgänger mit einem Zugewinn der Laufzeit absetzt, wenngleich nur um eine halbe Stunde. Hier scheint das LTPO-Display tatsächlich einen kleinen Vorteil zu haben. Das OnePlus 8T schaffte letztes Jahr noch über elf Stunden.
Beim Streaming hinken dann aber beide Smartphones hinterher. Einen 720p-Stream bei 200 cd/m² Helligkeit spielt das OnePlus 9 über Wi-Fi 5 im selben Raum über eine Fritz!Box 7590 für 16:19 Stunden ab und landet damit 4 Stunden hinter dem OnePlus 8T. Das OnePlus 9 Pro kommt im gleichen Test mit 14:30 Stunden auf rund zweieinhalb Stunden weniger als das OnePlus 8 Pro. An den Testbedingungen hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nichts verändert, einzig das Betriebssystem ist jetzt Android 11 statt 10.
Voll geladen in weniger als 30 Minuten
Obwohl sich nominell nichts an den Akkus verändert hat, weisen diese ein neues Dual-Cell-Design auf, das sich über einen längeren Zeitraum schnellladen lässt. Warp Charge 65T ist für beide Geräte weiterhin die eigene Ladetechnologie der Wahl, doch ist der Akku jetzt jeweils schon in 29 Minuten vollständig gefüllt. Das sind rund 10 Minuten weniger als beim ursprünglichen Warp Charge 65T, das der Hersteller mit dem OnePlus 8T eingeführt hatte, während das OnePlus 8 Pro noch Warp Charge 30 nutzte.
Eine willkommene Neuerung am Ladegerät ist der USB-Typ-C-Anschluss, der endlich USB Typ A ersetzt. Entsprechend angepasst hat OnePlus das erneut rote Ladekabel beider Smartphones. Das neue (europäische) Netzteil mit der Modellnummer WC065A31JH liefert bis zu 65 Watt für entsprechend zugelassene OnePlus-Smartphones, kann aber auch als universelles USB-Power-Delivery-Netzteil etwa für Notebooks mit dann bis zu 45 Watt genutzt werden.
Basismodell erhält Wireless Charging
Neben dem kabelgebundenen Laden unterstützten diesmal beide Geräte das kabellose Laden, nachdem dies bisher den Pro-Smartphones vorbehalten war. Vorsicht aber beim Import der Smartphones, denn nur die nordamerikanische und die europäische Variante des OnePlus 9 unterstützen kabelloses Laden, nicht aber die Geräte aus zum Beispiel China oder Indien. Das OnePlus 9 nutzt für das kabellose Laden den Qi-Standard mit bis zu 15 Watt und ist damit zu jeder handelsüblichen Ladematte/Ladeschale mit entsprechender Zertifizierung kompatibel.
Warp Charge 50 Wireless
Einen eigenen Weg (mit Fallback auf Qi) geht der Hersteller für das OnePlus 9 Pro, wo Warp Charge 50 Wireless das bisherige Warp Charge 30 Wireless ablöst. Wie es der Name bereits erahnen lässt, arbeitet dieses Verfahren mit 50 statt 30 Watt, wobei der Dual-Cell-Akku genau genommen mit zweimal 25 Watt geladen wird, nachdem das kabelgebundene Laden mit zweimal 32,5 Watt arbeitet. Damit das funktioniert, muss OnePlus' neue Ladeschale (70 Euro) genutzt werden, die erneut mit einem Lüfter ausgestattet ist, damit die Hardware beim schnellen Laden nicht zu warm wird. Ein leichtes Säuseln ist wie im letzten Jahr durchaus zu vernehmen, sodass das Ladegerät erneut mehr für den Schreib- als Nachttisch ausgelegt ist. Zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem letzten Jahr gibt es aber: Das Kabel ist nicht länger fest am Sockel der Ladeschale verbaut und eine zweite Ladespule ermöglicht das Laden im Querformat.