Oppo Find X3 Pro im Test: Quad-Kamera mit gleichen Sensoren

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Nicolas La Rocco
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Dass der Kamerabuckel des Find X3 Pro vergleichsweise dezent ausfällt, ist zwar zum einen der cleveren Integration mit dem bündig abschließenden Glas zu verdanken, auf der anderen Seite hat es aber auch größere Umbaumaßnahmen für die Zusammenstellung des Kamerasystems gegeben. Denn den großen Periskop-Zoom des Vorjahres hat Oppo gegen ein schwächeres Modell mit klassischer Bauweise getauscht, das nur noch eine zweifache optische Vergrößerung bietet und damit weniger Platz respektive Bautiefe im Gehäuse benötigt. Alleine durch diese Maßnahme kann der Buckel deutlich flacher als zum Beispiel beim Galaxy S21 Ultra (Test) gestaltet werden.

2 × 50 Megapixel (oben/unten), Mikroskopkamera mit Ringlicht (links) und Tele
2 × 50 Megapixel (oben/unten), Mikroskopkamera mit Ringlicht (links) und Tele

Bei Weitwinkel und Ultraweitwinkel schlägt Oppo einen neuen und begrüßenswerten Weg ein, den sich die Konkurrenz hoffentlich abschauen wird. Denn mit zweimal 50 Megapixeln auf dem gleichen IMX766-Sensor von Sony nutzt ein Smartphone erstmals denselben Sensortyp für diese Kameras, sodass abseits der unterschiedlichen Linsen, die im konkreten Fall mit f/1.8 bei einem FoV von 84 Grad sowie f/2.2 bei einem FoV von 110,3 Grad vorliegen, die gleiche Hardware zum Einsatz kommt, die dieselben Eigenschaften bei Autofokus, Farben, Weißabgleich und weiteren Merkmalen aufweist.

Aufnahmen bei Tag und Nacht im Vergleich

Oppo schneidet im Vergleich zu den Konkurrenzgeräten Galaxy S21 Ultra, iPhone 12 Pro Max, OnePlus 9 Pro und Pixel 5 mit einem hohen Schärfe- und Detailgrad ab. Auch der Dynamikumfang fällt prinzipiell ausgezeichnet aus, Oppo verspielt aber einiges an Potenzial durch einen Detailverlust in dunklen Bereichen. Einige Details, die bei der Konkurrenz noch zu sehen sind, saufen beim Find X3 Pro im schwarzen Bereich ab, weil dort zu stark am Kontrast gedreht wird. Das ist ein Merkmal, das manchmal auch das OnePlus 9 Pro aufweist. Zugutehalten muss man Oppo aber, dass anders als noch beim Find X2 Pro das Bild diesmal nicht zu stark künstlich über die tatsächlich vorherrschenden Lichtverhältnisse aufgehellt wird. Klarer Kritikpunkt ist dann aber wieder, dass die meisten Aufnahmen bei Oppo einen Blaustich aufweisen, den in diesem stärkeren Umfang keines der konkurrierenden Smartphones in die Fotos bringt.

Oppo Find X3 Pro im Test – Kamera (Tag)

Bei den Nachtaufnahmen zieht das Find X3 Pro eine erneut realistische Abbildung der tatsächlich vorherrschenden Lichtverhältnisse einer möglichst imposanten Aufnahme vor, also ganz anders als zum Beispiel bei Samsung. Das mag je nach persönlicher Vorliebe etwas langweilig aussehen, dürfte von einigen Anwendern aber geschätzt werden. Das Konzept der identischen Sensoren geht auch bei Nacht auf, denn das Find X3 Pro liefert mit der Ultraweitwinkelkamera eine für diese Art von Sensor hohe Schärfe und einen guten Dynamikumfang, wenngleich die Hauptkamera mit ihrer besseren Optik die Oberhand behält. iPhone 12 Pro Max und Pixel 5 halten in diesem Vergleich nicht mehr mit, während das ähnliche OnePlus 9 Pro vergleichbar gute Ergebnisse liefert und bei Samsung die Effekthascherei etwas zu krass ausfällt.

Oppo Find X3 Pro im Test – Kamera (Nacht)

Optionale 10-Bit-Pipeline von Sensor bis Display

In den Spezifikationen des Find X3 Pro liest man immer wieder von einer „Duo Hauptkamera mit 1 Milliarde Farben“, einem „Display mit 1 Milliarde Farben“ oder einer „10 Bit Full-Path Colour Engine“. Lässt man das Marketing außen vor, bedeutet das nichts anderes, als dass vom Sensor über die Verarbeitung im SoC bis zur Speicherung unter Android sowie Ausgabe auf dem Display mit 10 Bit Farbtiefe gearbeitet werden kann, woraus sich 1 Milliarde Farben ableiten lassen. Aber Moment einmal, war nicht schon das Find X2 Pro sogar ein „12-Bit-Smartphone“? Nicht ganz, jedoch konnten im RAW-Modus 12-Bit-Fotos geknipst, aber nicht auf dem Smartphone selbst in vollem Umfang dargestellt werden. Diese Option besteht auch beim Find X3 Pro, doch lässt sich jetzt direkt auf dem Gerät zumindest eine 10-Bit-Pipeline vom Sensor bis zum Display nutzen, anstatt mit 8 Bit zu arbeiten. Da es dabei aber zu Inkompatibilitäten kommen kann, muss diese Option explizit in den Einstellungen aktiviert werden.

Mikroskopkamera mit eigenem Ringlicht

Abseits von Weitwinkel, Ultraweitwinkel und eher einfach umgesetztem Tele ist die vierte Kamera die vielleicht interessanteste des Find X3 Pro – und zugleich Gimmick sondergleichen, das potenziell schon nach wenigen Aufnahmen, nachdem Familie und Freunden imponiert wurde, wieder in der Versenkung verschwinden und im Alltag kaum eine Rolle spielen wird. Es handelt sich um eine Mikroskopkamera, die im extremen Nahbereich eine 60-fache Vergrößerung erlaubt.

Die Nutzung fällt knifflig aus, denn einen Autofokus gibt es nicht. Stattdessen muss das Smartphone wenige Millimeter vor dem Objekt leicht auf und ab bewegt werden, um den korrekten Fokuspunkt zu finden. Weil das Mobilgerät so extrem nah am Objekt positioniert wird, kann kaum mehr natürliches Licht auf das Objekt oder in das Objektiv fallen. Oppo hat sich dafür eine clevere Lösung ausgedacht und aktiviert bei Nutzung der Kamera stets ein die Linse umfassendes Ringlicht.

Gelingt der Balanceakt dann aber mit etwas Fingerspitzengefühl, entstehen äußerst interessante Aufnahmen, die mit bisher keinem anderen Smartphone möglich waren. Schnell überlegt man sich, welcher Gegenstand aus der Wohnung als Nächstes aus nächster, bisher unerforschter Nähe begutachtet werden kann. Die Prägung einer Münze, die Kontakte eines Kabels, die Fäden innerhalb eines Fadens oder die Spuren eines Werkzeugs innerhalb einer Gravur sind so plötzlich im Detail erkennbar.

Oppo Find X3 Pro im Test – Mikroskopkamera

So faszinierende Aufnahmen die Mikroskopkamera auch liefern kann, so selten wird sie wahrscheinlich im Alltag eine Rolle spielen. Sofern keine Spezialisierung auf diese Art Fotografie vorliegt, dürfte die Kamera für den Käufer vor allem in der Zeit kurz nach dem Kauf des Smartphones von Interesse sein und dann immer mal wieder zum Einsatz kommen, wenn man gegenüber Familie, Freunden und Kollegen imponieren will. Das macht man aber genau ein Mal und dann eher nicht mehr. Es ist jedoch schon irgendwo cool, dass solche Aufnahmen heutzutage mit einem Smartphone möglich sind.