Navi 22 mit RDNA 2: AMDs Radeon RX 6700 XT legt sich mit GeForce RTX 3070 an
Radeon RX 6800, 6800 XT und insbesondere RX 6900 XT richten sich mit der RNDA-2-GPU Navi 21 vor allem an Nutzer von UHD. Die soeben vorgestellte Radeon RX 6700 XT mit Navi-22-GPU spricht dagegen die Performance-Klasse mit genug Leistung für WQHD, also 2.560 × 1.440, an. 479 US-Dollar beträgt der UVP.
In Sachen Leistung nahe an der Radeon RX 6800
Dafür soll der Käufer laut AMD eine „1440p-Grafikkarte“ für das Spielen bei maximalen Grafikdetails mit 60 FPS oder mehr erhalten. Das verspricht AMD anhand acht selbst ersteller Benchmarks und stellt die Grafikkarte dort gegen Nvidias GeForce RTX 3060 Ti und auch GeForce RTX 3070. In fünf Spielen schlägt die Radeon RX 6700 XT dabei nicht nur die kleinere der beiden Ampere-Beschleuniger, auch die GeForce RTX 3070 wird mal mit einem kleineren und mal mit einem größeren Vorsprung übertrumpft. In drei Spielen hat die Radeon RX 6700 XT dagegen knapp das Nachsehen. Die GeForce RTX 3060 Ti wird in sieben der acht Tests geschlagen.
Damit wäre die Radeon RX 6700 XT schneller als zunächst vermutet, denn ursprünglich sah es so aus, als würde sich AMDs bis dato kleinste RNDA-2-Grafikkarte mit der GeForce RTX 3060 Ti anlegen, nicht aber mit der GeForce RTX 3070. Unabhängige Tests werden später im März zeigen, wo sich die Grafikkarte in einem breiteren Spiele-Umfeld einsortiert.
Für 479 USD mit 12 GB und sicherlich mit Lieferproblemen
In Anbetracht der angesetzten Preisempfehlung von 479 US-Dollar vor Steuern würde das Ergebniss aber Sinn ergeben, denn die GeForce RTX 3070 gibt es ab 499 US-Dollar. Die Tatsache, dass Grafikkarten-Preisempfehlungen zuletzt nur für Sekunden, wenn überhaupt, von Relevanz waren, einmal außen vor gelassen.
Für die 479 US-Dollar vor Steuern – einen Euro-Preis gibt es noch nicht, 479 Euro inklusive Mehrwertsteuer sind aber denkbar – erhält der Käufer einen 12 GB großen Speicher sowie AMDs Referenzdesign, das es erneut ausschließlich direkt bei AMD geben wird.
Custom-Designs direkt zum Start
Darüber hinaus wird es direkt zum Start zahlreiche Custom-Modelle mit eigenen Kühlern und höheren Taktraten geben, deren UVP höher liegen wird. Auch wenn AMD angibt, „mehr GPUs als zuerst gedacht“ liefern zu können, muss davon ausgegangen werden, dass das Angebot die Nachfrage von Spielern nicht decken können wird. Und die Erfahrung zeigt, dass die Preise vom ersten Modell an vermutlich deutlich über den offiziellen Listenpreisen liegen werden. Im eigenen Store kommt es laut AMD wöchentlich zu neuen Lieferungen der Radeon-RX-6000-Grafikkarten, die aber sofort immer ausverkauft werden.
Navi 22 mit Shadern auf Navi-10-Niveau, aber sehr hoch taktenden CUs
Während die Radeon-RX-6800-Grafikkarten auf Navi 21 und damit die größte RDNA-2-GPU setzen, kommt die Radeon RX 6700 XT mit dem Navi 22 und damit einem deutlich kleineren Chip daher, auch wenn die Technik an sich gleich ist. Wie groß der Chip genau ist, verrät AMD noch nicht, er bietet mit 40 Compute Units alledings nur halb so viele Ausführungseinheiten wie Navi 21 und muss entsprechend deutlich kleiner und so auch günstiger zu fertigen sein. Die 40 CUs sind auf der Radeon RX 6700 XT alle aktiv, was 2.560 Shadereinheiten entspricht – so viel wie auf der Radeon RX 5700 XT mit Navi 10.
Um die deutlich verringerte Anzahl der Compute Units gegenüber den größeren Radeon RX 6800 auszugleichen, hat AMD den ohnehin schon hohen Takt bei RDNA 2 weiter nach oben geschraubt – das Gerücht hielt sich schon lange. Der maximale Boost-Takt beträgt 2.581 MHz, wobei dieser bei RDNA 2 trotz des Namens nicht das Maximum darstellt und der Game-Takt ist auf der Radeon RX 6700 XT mit 2.424 MHz ganze 34 Prozent höher als bei der Radeon RX 6800 und 20 Prozent höher als bei der Radeon RX 6800 XT.
Der Unterschied in der reinen Rechenleistung ist damit logischerweise wesentlich kleiner als man es anhand der Compute Units und unter Annahme eines kleinen Taktzuwachses hat vermuten können. Die hohen Taktraten fordern aber auch einen Tribut, denn die Typical Board Power beträgt 230 Watt und liegt damit kaum niedriger als bei der Radeon RX 6800 mit 250 Watt. Ein 8-Pin- und ein 6-Pin-Stromstecker sind für den Betrieb vorgesehen.
Ein kleinerer Infinity Cache für WQHD
Eine Geheimwaffe der RDNA-2-Architektur für Desktop-GPUs ist auch bei Navi 22 wieder mit an Board: Infinity Cache. Von 128 MB bei Navi 21 ist er allerdings um ein Viertel auf 96 MB bei Navi 22 gestutzt worden. Die Trefferwahrscheinlichkeit des Caches dürfte bei 96 MB in WQHD in etwa so gut sein wie die bei 128 MB in Ultra HD, sodass das noch neuartige Konzept in 2.560 × 1.440 gut funktionieren sollte. In Ultra HD dürfe der kleinere Speicher aber zum Engpass werden, der die Radeon RX 6700 XT in diesem Szenario unabhängig der Rohleistung einbremst.
Denn die für so eine große GPU ohnehin schon geringe Speicherbandbreite bei Navi 21 wurde bei Navi 22 weiter reduziert. Das Speicherinterface ist nur noch 192 Bit breit, sodass die Bandbreite bei gleichem Speichertakt um ein Viertel geringer ausfällt. Die Speichergeschwindigkeit beträgt wie bei den größeren Modellen 16 Gbps, sodass die Bandbreite mit 384 GB/s geringer als bei der Radeon RX 5700 XT mit 448 GB/s ist. Das soll der Infinity Cache nicht nur abfangen, sondern gleich in einen Vorteil umwandeln.
Das von AMD angebotene Referenzdesign ähnelt denen der Radeon-RX-6800-Serie, verfügt aber nur über deren 2 anstatt 3 Lüftern, zusätzlich gibt es 3 Heatpipes. Vom Design her wirken die Kühlsysteme dagegen ähnlich, ob das auch für die Haptik gilt, wird sich aber erst zeigen müssen. Bezüglich der Gesamtlänge der Grafikkarten soll es keinen Unterschied zwischen dem neuen und den bereits bekannten Modellen geben.
Radeon RX 6900 XT | Radeon RX 6800 XT | Radeon RX 6800 | Radeon RX 6700 XT | |
---|---|---|---|---|
Architektur | RDNA 2 | |||
GPU | Navi 21 | Navi 22 | ||
Prozess | TSMC N7P | |||
Chipgröße | 519 mm² | ? | ||
Transistoren | ca. 26,8 Mrd. | ? | ||
Compute-Units | 80 | 72 | 60 | 40 |
FP32-ALUs | 5.120 | 4.608 | 3.840 | 2.560 |
RT-Beschleunigung | Ja | |||
Game-Takt | 2.015 MHz | 2.015 MHz | 1.815 MHz | 2.424 MHz |
Maximaler Boost-Takt | 2.250 MHz | 2.250 MHz | 2.105 MHz | 2.581 MHz |
FP32-Leistung | 20,6 TFLOPS | 18,6 TFLOPS | 13,9 TFLOPS | 12,4 TFLOPS |
FP16-Leistung | 41,3 TFLOPS | 37,1 TFLOPS | 27,9 TFLOPS | 24,8 TFLOPS |
Textureinheiten | 320 | 288 | 240 | 160 |
ROPs | 128 | 96 | 64 | |
Speicher | 16 GB GDDR6 | 12 GB GDDR6 | ||
Speichergeschwindigkeit | 16 Gbps | |||
Speicherinterface | 256 Bit | 192 Bit | ||
Speicherbandbreite | 512 GB/s | 384 GB/s | ||
Infinity Cache | 128 MB | 96 MB | ||
L2-Cache | 4 MB | ? | ||
TBP | 300 Watt | 250 Watt | 230 Watt | |
Slot-Anbindung | PCIe 4.0 | |||
DirectX 12 Ultimate | Ja | |||
UVP | 999 Euro | 649 Euro | 579 Euro | 479 Euro |
Ab dem 18. März als Referenz und Custom „verfügbar“
Die Radeon RX 6700 XT wird ab dem 18. März von AMD im Referenzdesign und von den Bordpartnern als Custom-Design erhältlich sein, heißt es offiziell. Asus, Gigabyte, MSI, PowerColor, Sapphire und XFX werden offiziell Modelle ins Portfolio aufnehmen. ComputerBase wird zum Start wie gewohnt ausführlich per Test überprüfen, ob die Grafikkarte halten kann, was AMD verspricht.
Erst im Nachgang der Markteinführung wird sich dann zeigen, ob es um die Verfügbarkeit der neuen Grafikkarte und deren Marktpreise besser gestellt ist als zuletzt. Da allein die Nachfrage von Spielern zu dem versprochenen Preis bei der versprochenen Leistung enorm ausfallen dürfte, ist allerdings nicht davon auszugehen, dass die Radeon RX 6700 XT länger als nur ein paar Minuten nahe des UVP verfügbar sein wird.
ComputerBase hat Informationen zur Meldung von AMD unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.