Consumer Reports: Tesla Autopilot lasse sich ohne Fahrer zu einfach austricksen
Consumer Reports bemängelt in einem jüngst durchgeführten Versuch, dass die Sicherheitsmechanismen des „Autopilot“ von Tesla nicht ausreichend seien, um das Fahren ohne Fahrer hinter dem Steuer zu verhindern. Auf abgesperrter Teststrecke konnte ein Model Y deshalb ohne Person auf dem Fahrersitz gefahren werden.
Auslöser der gewagten Testfahrt war ein Unfall mit einem Model S in der Nähe von Houston, Texas, bei dem zwei Personen ums Leben kamen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge habe niemand am Steuer gesessen, als das Fahrzeug in einem Wohngebiet mit überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum prallte und ausbrannte. Elon Musk zufolge hätten Auswertungen der Fahrzeugdaten ergeben, dass der „Autopilot“, wie Tesla das Assistenzsystem nennt, zum Zeitpunkt des Unfalls nicht aktiviert und das Auto auch nicht mit dem FSD-Paket (Full Self-Driving) ausgestattet gewesen sei.
Consumer Reports, die größte Verbraucherorganisation der Welt mit Sitz in den USA, hat den Unfall dennoch zum Anlass genommen, zu überprüfen, wie einfach oder schwer sich die Sicherheitsmechanismen des Autopilot überlisten lassen, um das Fahrzeug – illegalerweise – ohne Fahrer hinter dem Steuer zu bewegen. Die Organisation kommt nach ihren Tests zu dem Fazit, dass die Kontrollmechanismen von Tesla nicht ausreichend seien und dass konkurrierende Anbieter wie Ford, General Motors und weitere Automobilhersteller mit ihren Systemen eine umfassendere Absicherung bieten würden.
Model Y fährt auf Teststrecke ohne Fahrer
Auf abgesperrter Teststrecke konnte ein Model Y Baujahr 2020 ausgestattet mit FSD-Paket und Autopilot mit geringem Aufwand dazu gebracht werden, ohne Fahrer hinter dem Steuer zu fahren, wenngleich Consumer Reports klar betont, dass dies auf öffentlichen Straßen ein illegaler und vor allem (auch für Dritte) extrem gefährlicher Vorgang sei.
Die Tester haben den Autopilot zunächst während der Fahrt aktiviert, als noch regulär ein Fahrer hinter dem Steuer saß. Voraussetzung für die Aktivierung ist, dass alle Türen geschlossen sind der Gurt des Fahrers im Gurtschloss steckt. Einer der Tester hat sich allerdings bewusst nur auf den geschlossenen Gurt gesetzt, anstatt diesen vorschriftsgemäß um den Körper anzulegen. Während der Fahrt wurde dann die Geschwindigkeit des Autopilot am Lenkrad auf Null gesetzt, bis das Auto zum Stillstand kam. Anschließend erfolgte, ohne die Türen oder das Gurtschloss zu öffnen, weil dies den Autopilot deaktivieren würde, der Wechsel auf den Beifahrersitz. Den vom System benötigten Griff ans Lenkrad simulierte eine Kette mit zwei Rollen Klebeband als leichtes Gegengewicht. In dieser Konstellation war es den Testern möglich, vom Beifahrersitz aus wieder die Geschwindigkeit des Autopilot über das Lenkrad hochzuregeln und dauerhaft ohne Fahrer hinter dem Steuer auf dem Testparcours zu fahren.
Es gebe bessere Sicherheitssysteme
Consumer Reports bemängelt, dass keine aufwendigeren Sicherheitsmechanismen wie etwa die Überwachung des Fahrers mittels Kameras ein solches illegales Verhalten unterbinden. Zwar sind Model 3 und Model Y mit einer Kamera über dem Rückspiegel ausgestattet, diese „cabin camera“ zeichnet aber nur Clips kurz vor einem Unfall oder einer automatischen Notbremsung auf. Nicht einmal der Gewichtssensor im Fahrersitz, der etwa für den Airbag oder Warnmeldungen zum Anschnallen verwendet wird, nutze Tesla, um den Autopilot abzusichern, heißt es in dem Report. Andere US-amerikanische Automobilhersteller wie Ford oder General Motors würden ihre Systeme hingegen mit solchen Techniken gegenüber Missbrauch absichern. Auch BMW und Subaru würden die Einhaltung der Vorschriften besser kontrollieren.