C:\B_retro\Ausgabe_76\: Der perfekte Gaming-PC für das Jahr 1999
Wie sah der perfekte Gaming-PC im Jahr 1999 aus und welche Spiele wurden damit gespielt? C:\B_retro\ spricht in beiden Fällen entsprechende Empfehlungen aus und rückt sowohl Retro Hardware als auch die Retro Games von vor 22 Jahren in den Fokus.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene.
Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
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Der perfekte Gaming-PC für das Jahr 1999
Auch wenn der perfekte Gaming-PC vor 22 Jahren noch ein wenig anders aussah als heutzutage, wurden auch dessen Konfigurationen nicht weniger akribisch geplant und jede Komponente auf ihre Spieletauglichkeit hin geprüft.
Das Jahr 1999 steht 2021 auch gleichbedeutend für nicht weniger als 22 Jahre ComputerBase, das am 16. April 1999 aus einer Schülerlaune heraus als „TommyHPC“ das Licht der Welt erblickte und bereits ein Jahr später unter neuem Namen erste Tests aus dem „Jugendzimmer“ veröffentlichte.
AMD oder Intel? ATi oder Nvidia? Auch diese Entscheidungen waren bereits damals mehr eine Art Glaubensfrage und sorgten mitunter für hitzige Diskussionen unter Enthusiasten und Spielern.
Schöne Impressionen aus dieser Zeit liefert auch das speziell auf Retro Hardware und Retro Games hin ausgerichtete Retro Gaming Museum, welches sein Pforte rund um die Uhr für Besucher geöffnet hat.
Hardware im Jahr 1999
Riesige Auswahl zur Jahrtausendwende
Die Hardware-Landschaft im Jahr 1999 war kurz vor der Jahrtausendwende erstaunlich vielseitig und die Auswahl schier riesig. An der Grafikfront bekämpften sich Nvidia, ATi, Matrox, S3 und nicht zu vergessen 3dfx und bei den Prozessoren lieferten sich AMD und Intel bereits einen heißen Zweikampf.
Die ersten Festplatten der unterschiedlichsten Hersteller näherten sich den Größen von 30 bis 40 GB und neben den diversen Chipsätzen, die noch einen echten Unterschied machen konnten, wurde auch das Thema RDRAM, besser bekannt als Rambus, kontrovers diskutiert.
Zudem setzten sich moderne optische Mäuse wie die Microsoft IntelliMouse Explorer langsam aber sicher bei Spielern durch und erlaubten es erstmals, Mäuse auch auf anderen Oberflächen als einem Mauspad zu verwenden.
Auch große CRT-Monitore, Soundkarten und Laufwerke vom Typ eines CD-ROMs und DVD-ROMs spielten bei der Konfiguration eines möglichst „Perfekten Gaming-PCs '99“ noch eine große Rolle.
Prozessoren '99
Bereits im Jahr 1999 lautete das ewig junge Duell bei den Prozessoren „AMD vs Intel“ respektive „Athlon vs Pentium“, nachdem sich mit Cyrix der dritte Wettbewerber kurz zuvor aus dem Rennen um den schnellsten Desktop-Prozessor zurückgezogen hatte.
Während Intel am 26. Februar 1999 den Pentium III mit einem „Katmai“-Kern aus der 250-nm-Fertigung sowie Taktfrequenzen von 450 bis 600 MHz einführte und damit den maximal 450 MHz schnellen Pentium II vom Typ „Deschutes“ ablöste, bot AMD mit dem ersten Athlon K7 ab dem 23. Juni 1999 erstmals den damals schnellsten x86-Prozessor der Welt an und stieg damit rapide in der Gunst der Spieler.
Nachdem der legendäre K7 mit einem ebenfalls in 250 nm gefertigten „Argon“-Kern bei seiner Vorstellung mit Taktfrequenzen von 500, 550 und 600 MHz angeboten wurde, beschleunigte AMD ihn bis zum 4. Oktober 1999 auf bis zu 750 MHz.
Bereits am 29. November 1999 erfolgte die Umstellung auf einen Kern vom Typ „Pluto“ und den moderneren 180-nm-Prozess, der die bis zu diesem Zeitpunkt schnellste Gaming-CPU hervorbrachte.
Empfehlung: AMD Athlon K7 („Pluto“) mit 750 MHz
- AMD Athlon
- Sockel: Slot A
- Architektur: AMD K7
- Codename: Pluto
- Taktfrequenz: 750 MHz
- L1-Cache: 64 + 64 kB (Daten + Instruktionen)
- L2-Cache: 256 kB mit ⅖ Prozessortakt (300 MHz)
- Befehlssätze: Extended MMX, Extended 3DNow!
- Fertigungsprozess: 180 Nanometer CMOS
- Erscheinungsdatum: 29. November 1999
- Händlerpreis: 799 US-Dollar
- Spannung: 1,6 Volt
- TDP: 39 Watt
Weitere Details zum AMD Athlon „Pluto“ mit 750 MHz liefert die umfangreiche Datenbank von CPU-World sowie das Hardware Museum.
Mainboards '99
Einen Kampf um das beste Mainboard für den Slot A lieferten sich seinerzeit Asus, Abit, EPoX und MSI, wobei Abit und EPoX zu dieser Zeit unter Spielern einen besonders guten Ruf genossen haben.
In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren lies Abit ein bemerkenswertes Mainboard auf das andere folgen. Waren es für den Pentium II und Pentium III das BX6, BH6 und BF6, welche sich besonderen Ruhm verdienten, so konnten sich Anfang des neuen Jahrtausends die Modelle KT7 und KT7A (Raid) mit VIA KT133A-Chipsatz hervortun.
Noch bevor der VIA KT133A seinen Siegeszug im Athlon-Zeitalter antreten sollte, gelang aber MSI mit dem MS-6191 ein großer Überraschungserfolg, der sich in vielen Gaming-PCs seinerzeit wiederfand und dessen BIOS-Updates und Handbuch MSI noch heute anbietet.
Empfehlung: MSI MS-6191 mit AMD 750-Chipsatz
- MSI MS-6191
- Sockel: Slot A
- Chipsatz: AMD 750
- Northbridge: AMD 751 („Irongate“)
- Southbridge: AMD 756 („Viper“)
- Steckplätze:
- 2 × DDR für bis zu 512 MB SDRAM
- 2× IDE mit ATA-66
- 4 × USB 1.1
- 3 × PCI 2.2
- 1 × AGP 2×
- Format: microATX (244 × 192 mm)
Weitere Informationen zum MSI MS-6191 liefert die auf Retro Hardware spezialisierte Website HW-Museum.
Arbeitsspeicher '99
Mitte 1999 setzte die Computerindustrie größtenteils auf die Weiterentwicklung von SDRAM in Form der DDR-Speichertechnik, weil die einzig von Intel vorangetriebene Direct-Rambus-DRAM-Technik (RDRAM) durch einen Fehler im i820-Chipsatz große Probleme bekam und sich schlussendlich nicht durchsetzen konnte.
1999 gehörten 64 MB SDRAM zur Mindestausstattung für einen Gaming-PC und 128 MB bereits zum guten Ton unter Spielern. Die ersten High-End-Computer konnten bereits auf 2 × 128 MB und damit auf einen Gesamtspeicherausbau mit vergleichsweise „üppigen“ 256 MB SDRAM zurückgreifen. Zu den dominierenden Herstellern gehörten seinerzeit vor allem Samsung, Infineon und Kingston.
Empfehlung: 256 MB SDRAM PC100/133 mit 100 bis 133 MT/s
Anmerkung: Wie zahlreiche Hinweise aus der Community richtigerweise angemerkt haben, muss die Empfehlung für den RAM im Jahr 1999 korrekterweise 256 MB SDRAM PC100 oder PC133 heißen. DDR SDRAM war erst mit der kommenden Generation des AMD-Chipsatz nutzbar.
Mit 2× 128 MB SDRAM PC100/PC133 und einer Speicherbandbreite von 100 bis 133 MT/s konnten Spieler im Jahr 1999 jedes Spiel problemlos betreiben.
In einigen wenigen Fällen musste ein Downgrade auf 128 MB durchgeführt werden, wenn beispielsweise auch das ein oder andere Spiel unter MS-DOS gespielt werden sollte.
SDRAM besaß eine Versorgungsspannung von 2,5 bis 2,6 Volt und verfügte auf den besten Speichermodulen seinerzeit über eine CAS-Latenz von 1,5 bis 2,0 Zyklen.
256 MB SDRAM CL2 von Samsung und Infineon galten 1999 als Optimum unter Spielern. Erst Anfang 2000 kamen die ersten DDR-SDRAM-Speichermodule auf den Markt.
Grafikkarten '99
Die Nvidia GeForce 256, S3 Savage 4/2000, ATi Rage 128, 128 Pro und Rage Fury MAXX sowie die Matrox G400 und 3dfx Voodoo 3 kämpften im Jahr 1999 um die Gunst der Spieler. Am Ende machte zumeist die erste GeForce das Rennen um den Platz im perfekten Gaming-PC '99 und setzte sich hauchdünn gegen die 3dfx Voodoo 3000 durch.
Empfehlung: Nvidia GeForce 256 mit 64 MB SDRAM
Die GeForce-256-Serie wurde am 31. August 1999 von Nvidia als Nachfolger der Serien Riva TNT und TNT2 aus der Riva-Produktfamilie, zu der auch die Modelle Riva sowie Riva 128 gehörten und die ihrerseits den ersten 3D-Grafikchip NV1 des Herstellers ablöste, vorgestellt und konkurrierte seinerzeit mit ATi Rage, S3 Savage und den Voodoo-Beschleunigern der legendären Grafikschmiede 3dfx.
Der auf Retro-Hardware spezialisierte YouTube-Kanal PhilsComputerLab bietet einen schönen Einstieg in das Thema und nimmt die DDR-Version der Nvidia GeForce 256 genauer unter die Lupe.
Die GeForce-256-Produktfamilie auf Basis der in 220 nm gefertigten NV10 setze sich im Grunde aus lediglich zwei Modellen zusammen, die sich durch den verwendeten VRAM vom Typ SDR-SDRAM sowie schnelleren DDR-SDRAM unterschieden und über die folgenden Spezifikationen verfügten.
- NV10-Grafikprozessor
- 220 nm Fertigungsprozess
- 4 × 4 Renderpipelines (Pipes × TMU)
- 17 Millionen Transistoren
- 111 mm² Die-Fläche
- OpenGL 1.2
- DirectX 7
- AGP 4×
- Nvidia GeForce 256
- 120 MHz GPU-Takt mit einer Füllrate von 480 MT/s
- 166 MHz Speichertakt (SDR-Version) mit 2,7 GB/s Bandbreite
- 150 MHz Speichertakt (DDR-Version) mit 4,8 GB/s Bandbreite
- 32 oder 64 MB VRAM vom Typ SD- oder DDR-RAM
- Speicherinterface mit einer Bandbreite von 128-Bit
Das besondere Merkmal des im Vergleich mit seinem Vorgänger NV5 mit doppelt so vielen Rendering-Pipelines ausgestatteten NV10-Grafikprozessors und der GeForce 256 ist die dedizierte Transform-and-Lighting-Einheit (T&L), ein spezieller Koprozessor, der die Berechnungen der Objektgeometrie von der CPU auf die GPU verlagerte und seinerzeit den Grundstein für Geometrie- und Belichtungsberechnungen auf der Grafikkarte mittels Shadern legte.
Auch zu diesem Thema hat PhilsComputerLab ein sehenswertes Video produziert, welches erläutert, weshalb die Verlagerung dieser Berechnungen von der CPU auf die GPU einen echten Meilenstein darstellte.
Als die GeForce 256 in der SDR-Version am 11. Oktober 1999 im Handel stand, besaßen die Grafikbeschleuniger der Boardpartner Asus, Elsa, Diamond, WinFast und Leadtek einen UVP von 279,00 (32 MB) respektive 329,00 US-Dollar (64 MB) und wurden mit einer seinerzeit durchaus beeindruckenden Grafik-Demo auf CD-ROM ausgeliefert, die sich auf die wegweisende Darstellung von Gras konzentrierte.
Mehr als 10.000 individuell beleuchtete Grashalme sollten auch hier die Leistungsfähigkeit der neuartigen T&L-Hardware der GeForce 256 sowie Nvidias Überlegenheit bei der Berechnung von Geometrie und Objektbeleuchtung demonstrieren.
Alternativen Neben der Rage 128 Pro, die bereits über Alternate Frame Rendering (AFR) verfügte, sowie der am 25. April 1999 vorgestellten Voodoo3 3000 („Avenger“), wetteiferte die GeForce 256 auch mit der unter massiven Treiberproblemen leidenden S3 Savage 3D und Savage 4.
Zwischen 3dfx, ATi und Nvidia entwickelte sich ein spannender Kampf um den GPU-Thron, welches je nach Spiel, Engine und API mal von dem einen und mal von dem anderen GPU-Hersteller gewonnen werden konnte.
Das Ende von 3dfx kündigte sich bereits an und es kristallisierte sich heraus, dass das Duell der kommenden Jahre ATi gegen Nvidia heißen sollte und ab dem Jahr 2000 mit der Nvidia-GeForce-2-Serie und der ATI-Radeon-7000-Serie in die nächste Runde gehen sollte.
Als Empfehlung für den „Perfekten Gaming-PC '99“ darf schlussendlich dennoch die GeForce 256 mit 64 MB SDRAM dienen, da sie der Konkurrenz durchschnittlich doch ein Stück weit voraus war und die nochmals schnellere DDR-Version erst am 1. Februar 2000 vorgestellt wurde.
Spiele '99
Wer im Jahre 1999 einen AMD Athlon („Pluto“) mit 750 MHz und 256 MB SDRAM auf einem Mainboard mit Slot A sein Eigen nannte und dazu über eine Nvidia GeForce 256 mit 64 MB SDRAM verfügen konnte, durfte sich mit dem leistungsstärksten Gaming-PC seiner Zeit rühmen. Doch welche Spiele wurden zu der Zeit gespielt?
Empfehlung: Age of Empires II, Quake III und Ultima IX: Ascension
Nachfolgend einige der zahlreichen Highlights unter den Veröffentlichungen des Jahres 1999, das besonders viele empfehlenswerte Spiele hervorgebracht hat:
- Age of Empires II
- Baldur’s Gate: Die Legenden der Schwertküste (Add-on)
- Command & Conquer: Tiberian Sun
- Commandos: Im Auftrag der Ehre (Add-on)
- Dungeon Keeper 2
- EverQuest
- Grand Theft Auto 2
- Heroes of Might and Magic III
- Indiana Jones und der Turm von Babel
- Jagged Alliance 2
- Quake III Arena
- X-Wing Alliance
- Ultima IX: Ascension
- Unreal Tournament
Welche Spiele wurden von den Community-Mitgliedern aus dem ComputerBase-Forum im Jahr 1999 mit welcher Hardware gespielt? Die Redaktion freut sich wie immer über Feedback.
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