NUC 11 Pro im Test: Der NUC im Alltag
2/3Erste Schritte und Erfahrungen
Nach der Installation der Hardware steht dem Betrieb von Windows 10 als auch Linux nichts im Weg, die Plattform inklusive Xe-Grafikeinheit wird mittlerweile breit unterstützt.
Der RAM ist eine Baustelle
Doch der erste Start ins Betriebssystem verlief dennoch nicht ganz ohne Probleme. Die Software machte das, was sie soll, die Hardware hingegen nicht. Zwei Speichermodule nach Standard DDR4-3200 wurden installiert, erkannt wurde allerdings angeblich lediglich Single-Channel-RAM nach DDR4-2666. Das BIOS präsentiert sich erwartungsgemäß rudimentär und nicht vergleichbar beispielsweise mit einem klassischen Desktop-Mainboard mit dessen unzähligen Einstellungen. Auch nach dem BIOS-Update, was dank Windows-Flash-Tool auch bei Intel ohne Probleme vonstatten geht, erkannte AIDA64 nur Single Channel. Benchmarks zeigten dann wiederum, dass der Zwei-Kanal-Modus im Einsatz war, der Speichertakt aber unterhalb von DDR4-3200 verblieb – mehr als DDR4-2666 waren mit den verwendeten Modulen nicht drin.
Das Problem mit dem Speichertakt ist ein Altbekanntes, das von der Redaktion schon vor einem Jahr an fast gleicher Stelle publik gemacht wurde: Schnell einmal ein XMP-Profil vom Speicher zu laden, wird nach wie vor nicht unterstützt. Das Problem ist heutzutage aber weiterhin, dass es die schnellen Speicherriegel fast ausnahmslos mit so hohem Takt gibt, wenn dieser ausgewählt wird. In der Regel ist das zu halb automatischem Zweck dann wiederum XMP. Der automatische Fallback für alle Speicherriegel ist nach wie vor DDR4-2133, DDR4-2400 oder eben DDR4-2666, auch bei den meisten Desktop-Modulen.
Im NUC-BIOS lässt sich theoretisch was an den Einstellungen des Speichertakts via „Memory Ratio“ ändern, doch jede Auswahl – auch bei den Speicher-Timings – wurde am Ende einfach nicht übernommen. Tiger Lake wird letztlich zwar mit DDR4-3200 beworben, in vielen NUC 11 wird er allerdings niemals so arbeiten. Der Leistungsverlust ist nicht riesig, aber er ist da.
Grafiktreiber aktualisieren
Intels neue Xe-Grafik braucht auch frische Treiber. Diese aktualisiert der Hersteller mittlerweile nicht weniger oft als AMD und Nvidia, sodass hier ebenfalls der Download der aktuellen Version anzuraten ist, wie das bei den beiden anderen Firmen Standard ist. Intel hat beim Grafiktreiber inzwischen aufgeholt, Erfahrungsberichte – auch aus der ComputerBase-Community – zeigen aber, dass es weiterhin wesentlich häufiger Darstellungsprobleme gibt als mit Treibern von AMD und Nvidia.
Leistungsanalyse
Kleine PCs der NUC-Klasse verhalten sich wie Notebooks, was nicht nur an der nahezu identischen Hardware liegt, sondern vor allem auch an den Leistungsprofilen, die sich beim NUC wiederum eher am klassischen Desktop orientieren: „Ausbalanciert“ heißt das Profil dort und genau so ist es auch hier. Leistungseinbußen zieht das im Gegensatz zu Notebook-Profilen nicht nach sich. Die CPU darf ihren Turbo in allen Lebenslagen voll ausspielen, was mit über 70 Watt Package Power in der Spitze auch sichtbar werden kann.
Der Taktverlauf der vier Kerne bei voller Last zeigt durch großzügigen TDP-Spielraum kaum respektive gar keine Einbrüche. Bei Single-Core-Betrieb liegt er hinter dem Vorgänger zurück, was jedoch an seiner Klassifizierung als kleiner Core i5 liegt. Den Vergleich Core i5 zu Core i5 muss er wiederum nicht fürchten.
Die Werte zur Leistungsaufnahme in der Tabelle beziehen sich auf ein komplett ausgestattetes System mit DDR4-Speicher und M.2-SSD. Dabei zeigt sich der neue NUC 11 als nicht so stromsparend wie sein Vorgänger, vor allem im Leerlauf. In Lastszenarien gleicht sich das alles ziemlich an, wobei anzumerken ist, dass der Vorgänger ein 6-Kern-Prozessor mit bis zu 4,7 GHz Single-Core-Takt war und im NUC 11 heute nur ein Core i5 mit vier Kernen und maximal 4,2 GHz steckt. Letztlich bleibt ein NUC aber ein NUC, nicht nur rein äußerlich, sondern auch bei der Lautstärke und dem Verbrauch.
Modell | Szenario | Windows-Leerlauf | Teillast (1 Kern) | Volllast (alle Kerne) |
---|---|---|---|---|
Intel NUC 11 (Core i5) | Lautstärke | < 30 dB | 35 dB | 42 -> 37* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 11 Watt | 29 Watt | 70 -> 46* Watt | |
Intel NUC 10 (Core i7) | Lautstärke | < 30 dB | 39 dB | 42 -> 39* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 6,5 Watt | 39 Watt | 102 -> 60* Watt | |
Intel NUC9 Extreme (Core i9) | Lautstärke | <30 dB | 39 dB | 45 -> 38* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 34 Watt | 77 Watt | 149 -> 103* Watt | |
Asus PN 62 (Core i5) | Lautstärke | < 30 dB | 43 dB | 43 -> 36* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 5,8 Watt | 23 Watt | 63 -> 25* Watt | |
Zbox CA621 nano | Lautstärke | 0 dB | 0 dB | 0 dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 6,5 Watt | 25 Watt | 40 -> 25* Watt | |
ASRock Mars 4500U | Lautstärke | <30 dB | 37 dB | 44 dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 10 Watt | 22 Watt | 48 –> 40 Watt | |
Lautstärke-Messungen orthogonal zur Oberfläche, 40 cm Abstand von vorn | ||||
* Zu Beginn Turbo-Modus, danach dauerhaft im Power-Limit |
CPU-Leistung seiner Klasse entsprechend
Bei der CPU-Leistung und auch der integrierten Grafik gibt sich der NUC keine Blöße. Ein zuletzt getestetes Tiger-Lake-Notebook mit einem Core i5 liegt immer auf nahezu gleichem Niveau.
Die Grafikleistung ist ein gewaltiger Schritt nach vorn
Intel Xe ist der Codename für eine neue GPU-Architektur von Intel, die vom NUC über Notebook bis hin zu Gaming-Grafikkarten und reinen Compute-GPUs reichen soll. In Notebooks und NUCs kann sie schon heute zeigen, was sie im Vergleich zur alten HD-Graphics-Architektur zu leisten im Stande ist. Der Vorgänger ist nicht Ice Lake mit seiner bereits überarbeiteten Gen-11-Grafik, sondern eher quasi vier Jahre alt und Gen-9.5-basierend. Dementsprechend ist nicht nur das alles neu, zudem geht es noch von 24 auf 80 EUs hinauf. Der Sprung ist letztlich auch in Benchmarks entsprechend groß.
In ganz normalen Spielen gibt es nun erstmals auch mit iGPU von Intel vollkommen akzeptable Frameraten, die ziemlich exakt auf dem Niveau von AMDs aktuellen Vega-Lösungen operieren. Probleme können allerdings noch der Treiber und in einigen Titeln auch der zugewiesene Grafikspeicher machen, der auch mit 32 GB RAM nicht auf Desktop-GPU-Niveau gehoben werden kann. Nicht nur dem Vorgänger, sondern auch allen aktuellen iGPUs von AMD voraus hat Xe die Videoeinheit, die AV1 dekodieren kann.
Zwei SSDs mit Leistung nach Wunsch
Die bereits erwähnten zwei M.2-Slots für SSDs lassen Spielraum für ausreichende bis sehr hohe Leistung. Ausreichend ist dabei im Sinne einer SSD gemeint, die als SATA-Lösung in den kleinen M.2-2242-Steckplatz passt. Die Transferraten dieser Produkte sind dabei natürlich nicht die Welt, dennoch ist das darauf installierte Betriebssystem spritzig und jeder HDD-Lösung noch immer weit überlegen.
Anders der M.2-2280-Slot: Eine NVMe-SSD, die mit vollen vier Lanes nach PCIe-4.0-Standard angesprochen wird, bietet maximale Leistung. Sie passt aber nur ohne passiven Kühlkörper, den so einige (Gaming-)Modelle im Handel heute mitbringen, in das Gehäuse, denn ansonsten geht die Bodenklappe nicht wieder zu.
Viele Anschlüsse, dennoch fehlt etwas
Die Vielfalt der zusätzlichen Anschlüsse macht im Alltag ebenfalls keine Probleme. ComputerBase hat im Test zwei Monitore über HDMI verbunden, dazu eine schnelle externe SSD an den Typ-C-Port von Thunderbolt angeschlossen, während Maus und Tastatur die regulären USB-Schnittstellen nutzen.
Gegenüber dem Vorgänger mit Core i-10000 wurde aber an einigen Stellen der Rotstift angesetzt, denn einen SD-Kartenleser gibt es nicht mehr und auch von Infrarot fehlt nun jede Spur. Insbesondere der SD-Kartenleser fehlt dem Pro-Modell für einige Nutzergruppen schnell.