Lenovo Tab P11 Pro im Test: Produktiv-Tablet mit schwacher Hardware
Mit dem Tab P11 Pro will sich Lenovo mit Stiftunterstützung vor allem an produktiv oder kreativ arbeitende Nutzer wenden. Das Display überzeugt, die restliche Hardware hinterlässt zum UVP von mindestens 600 Euro hingegen keinen guten Eindruck – ganz zu schweigen von Android 10 mit Sicherheits-Patches von Ende 2020.
Design, Verarbeitung und Preise
Das P11 Pro verhält sich zum Tab P11 (Test) wie ein der etwas ältere Bruder. Es fällt mit 264,2 × 171,4 mm aufgrund des nun 11,5 Zoll messenden Displays ein wenig größer aus, ist aber mit 5,8 mm wiederum etwas dünner gefertigt. Die Dicke des Tablets reicht dabei aus, um das Mobilgerät bequem und sicher halten zu können – dünner dürfte es aber nicht sein. Das Gewicht ist dagegen mit 485 g fast gleich geblieben.
Preislich beginnt das Tablet bei einem aktuellen UVP von 599 Euro für die reine WLAN-Variante mit 128 GB – mit LTE-Unterstützung werden 649 Euro fällig. Sollen dem Paket dann noch ein Precision Pen 2 und ein Tastatur-Case beiliegen, müssen noch einmal 100 Euro hinzugerechnet werden. Varianten mit mehr Speicher gibt es nicht. Das neue iPad Pro von Apple mit Apple M1 beginnt mit 11-Zoll-Display und 128 GB bei 879 Euro – also 280 Euro höher.
Äußerlich hat Lenovo beiden Tablets die gleiche elegante Kleidung verpasst, womit auch die Pro-Variante über einen Aluminium-Body verfügt. Dieser sorgt bei der Nutzung für kühle Finger, was nicht unbedingt jedem Nutzer gefallen dürfte – für den kommenden Sommer kann das Material einen kühlenden Vorteil bieten, im Winter können die Finger dagegen schnell kalt werden. Die Verarbeitung ist generell gut, etwas anderes kann zum geforderten UVP auch nicht erwartet werden. Die Spaltmaße sind gering und das Tablet ist an sich stabil, lediglich bei größerem Kraftaufwand beginnt es zu knarzen.
Vom Einstiegsmodell wurde ebenso die generelle Gestaltung mit seinen kantigen Übergängen zwischen Vorder- und Rückseite zum Rahmen hin übernommen. Die Rückseite wirkt gegenüber dem kleinen Bruder etwas heller, ansonsten finden sich auch hier Gemeinsamkeiten: So teilt sich diese beim Tab P11 Pro optisch ebenso in zwei Bereiche: einen dunkleren Steifen nahe der Kamera, darunter wieder heller. Der Streifen ist dabei jedoch nicht wie beim kleinen Bruder gummiert, sondern ebenfalls aus Aluminium. Die verbaute Kamera ragt beim Lenovo-Tablet 2 bis 3 mm aus dem Gehäuse heraus, das jedoch so geformt ist, dass das Gerät auf einem Tisch liegend nicht wackelt.
Lenovo Tab P11 Pro | Lenovo Tab P11 | Samsung Galaxy Tab S7 | Samsung Galaxy Tab S7+ | Apple iPad Air (2020) | Apple iPad (2020) | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | iPadOS 14 | ||||
Display: | 11,50 Zoll, 1.600 × 2.560 263 ppi AMOLED, HDR |
11,00 Zoll, 1.200 × 2.000 212 ppi IPS |
11,00 Zoll, 2.560 × 1.600 274 ppi, 120 Hz LTPS |
12,40 Zoll, 2.800 × 1.752 266 ppi, 120 Hz Super AMOLED |
10,90 Zoll, 1.640 × 2.360 264 ppi, 60 Hz IPS |
10,20 Zoll, 1.620 × 2.160 265 ppi IPS |
Bedienung: | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 730G 2 × Kryo 470 Gold, 2,20 GHz 6 × Kryo 470 Silver, 1,80 GHz 8 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 662 4 × Cortex-A73, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 11 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 865 Plus 1 × Kryo 585 Gold, 3,10 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Apple A14 Bionic 2 × Firestorm, 3,01 GHz 4 × Icestorm 5 nm, 64-Bit |
Apple A12 Bionic 2 × Vortex, 2,49 GHz 4 × Tempest 7 nm, 64-Bit |
|
GPU: | Adreno 618 | Adreno 610 950 MHz |
Adreno 650 645 MHz |
Apple Quad-Core | ||
RAM: | 4.096 MB LPDDR4X Variante 6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4 Variante 6.144 MB LPDDR4 |
6.144 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR5 |
4.096 MB LPDDR4X |
3.072 MB LPDDR4X |
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) | 64 / 128 GB (erweiterbar) | 128 GB (erweiterbar) | 256 GB (erweiterbar) | 64 / 256 GB | 32 / 128 GB |
1. Kamera: | 13,0 MP, 1080p LED, AF |
13,0 MP LED, AF |
13,0 MP, 2160p LED, f/2,00, AF |
12,0 MP, 2160p f/1,80, AF |
8,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
|
2. Kamera: | 5,0 MP | Nein | 8,0 MP, f/2,20, AF | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | |||||
4. Kamera: | Nein | |||||
5. Kamera: | Nein | |||||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p AF |
8,0 MP | 8,0 MP f/2,00, AF |
7,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
1,2 MP, 720p Display-Blitz, f/2,40 |
|
2. Frontkamera: | 8,0 MP | Nein | ||||
GSM: | Nein Variante GPRS + EDGE |
GPRS + EDGE | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
UMTS: | Nein Variante Ja ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Nein Variante Ja ↓800 ↑150 Mbit/s |
Ja ↓390 ↑150 Mbit/s |
Nein Variante Advanced Pro ↓2.500 ↑316 Mbit/s |
Nein Variante Advanced Pro ↓2.500 ↑316 Mbit/s |
Nein Variante Advanced Pro |
Nein Variante Advanced Pro |
5G: | Nein | Nein Variante NSA/SA |
Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n/ac | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax | 802.11 a/b/g/n/ac | |
Bluetooth: | 5.0 | 5.1 | 5.0 LE | 5.0 | 4.2 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | A-GPS, BeiDou, NavIC | GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Weitere Standards: | USB-C 3.1 | USB-C 2.0, Tastatur-Dock | USB-C 3.1, Tastatur-Dock | USB-C 3.0, Smart Connector, Magnetic Connector | Lightning, 3,5-mm-Klinke, Smart Connector | |
SIM-Karte: | – Variante Nano-SIM |
Nano-SIM | – | – Variante Nano-SIM |
– Variante Nano-SIM |
|
Akku: | 8.600 mAh fest verbaut |
7.500 mAh fest verbaut |
8.000 mAh fest verbaut |
10.090 mAh fest verbaut |
? (28,60 Wh) fest verbaut |
? (32,40 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 264,2 × 171,4 × 5,80 mm | 258,4 × 163,0 × 7,50 mm | 253,8 × 165,3 × 6,34 mm | 285,0 × 185,0 × 5,70 mm | 178,5 × 247,6 × 6,10 mm | 174,1 × 250,6 × 7,50 mm |
Schutzart: | – | ? | – | |||
Gewicht: | 485 g | 490 g | 498 / 500 g | 575 g | 458 / 460 g | 490 / 495 g |
Preis: | 599 € / – / 649 € | 249 € / – / 299 € | 681 € / 779 € | 954 € / 1.149 € | 632,60 € / 798,35 € / 769,10 € / 934,80 € | ab 280 € / 466,90 € / 505,90 € / 603,35 € |
Die Positionen der Druckschalter sind ebenso unverändert geblieben: Im Querformat gehalten, befinden sich oben die beiden Lautstärkeregler und rechts der Einschaltknopf, der beim P11 Pro zudem einen Fingerabdrucksensor beinhaltet. Dieser ist etwas im Gehäuse eingelassen und ragt nicht wie beim kleineren P11 hervor. Dadurch ist er aber auch etwas schwerer zu ertasten.
Darunter befindet sich der Schacht für die SIM- und die Speicherkarte. Auf beiden Seiten sind zudem jeweils zwei verbaute Lautsprecher mit Dolby-Atmos-Zertifizierung vorhanden. Über einen separaten Kopfhörerausgang verfügt aber auch das P11 Pro nicht. Die Oberseite beherbergt wie bereits beim P11 zwei Mikrofone, die Unterseite führt Anschlüsse für weiteres Zubehör wie eine Dockingstation oder Tastatur. Zwischen den beiden Lautsprechern auf der rechten Seite befindet sich der USB-C Anschluss, der dank 3.1-Spezifikation eine deutlich höhere Übertragungsrate als beim Tab P11 erlaubt. Darüber lässt sich ebenfalls weitere Peripherie anschließen. Die Position kann sich aber auch beim P11 Pro wie bei vielen Konkurrenzprodukten als weniger optimal gewählt erweisen: Trotz der Gehäusegröße ist es möglich, dass der USB-C-Port je nach Handgröße beim Halten von einer Hand abgedeckt wird, was eine Nutzung mit angeschlossenem Ladekabel oder Kopfhörer-Adapter weniger bequem werden lässt. Darüber hinaus kann das Gerät ohne entsprechenden Adapter nicht gleichzeitig geladen und per Kopfhörer genutzt werden.
Selbst wenn sich der Käufer für die große Ausstattung mit Tastatur, der zweiten Generation des Precision-Pens sowie LTE entscheidet, bleibt Lenovo zum anvisierten Preis beim Zubehör knauserig – das beiliegende Netzteil liefert lediglich 20 Watt und ein Kopfhörer-Adapter wird vergebens gesucht.
Helles und kräftiges Display
Gegenüber dem kleinen Bruder P11 besitzt die Pro-Variante nicht nur mit 11,5 Zoll ein leicht größeres Display und eine höhere Auflösung von 1.600 × 2.560 Bildpunkten, sondern auch ein AMOLED-Panel samt HDR-Unterstützung. Das bedeutet sowohl einen deutlich höheren Kontrast als beim IPS-Panel des Tab P11 wie auch eine kräftigere Farbdarstellung. Die selbstleuchtenden Pixel können aufgrund der fehlenden Hintergrundbeleuchtung zwar ebenso den Nachteil einer geringeren Helligkeit besitzen, darüber müssen sich Nutzer des P11 Pro jedoch keinerlei Gedanken machen: Mit 496 cd/m² bei automatischer Helligkeitseinstellung ist das Tablet auch für die Nutzung unter freiem Himmel gut gerüstet. Punktuell sind sogar leichte Steigerungen von 520 cd/m² (20 % APL) und 528 cd/m² (10 % APL) möglich. Die Helligkeit verteilt sich zudem sehr homogen über den Bildschirm.
Die Farbtemperatur fällt eher kühl aus, kann aber in den Einstellungen den eigenen Wünschen angepasst werden. Gleiches gilt für den Farbraum, bei dem neben dem „AMOLED Wide Color Gamut“ auch DCI-P3 und sRGB zur Wahl stehen.
Die Darstellung von Inhalten an sich ist sehr gut, gegenüber hochwertigen LCD-Panels wirken Buchstaben an ihren Kanten vergrößert betrachtet leicht ausgefranzt und unschärfer, was ein Pentile-Display vermuten lässt. Dieser Umstand dürfte jedoch nur dem geübten Auge und im direkten Vergleich auffallen. Generell werden auch beim P11 Pro Inhalte scharf dargestellt. Die Blickwinkelstabilität ist ebenfalls gut, ab einem bestimmten Winkel wird der Bildschirm lediglich etwas dunkler. Farbstiche wie beim Galaxy Tab S7+ konnten nicht beobachtet werden.
Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten wie dem Galaxy Tab S7(+) oder dem iPad Pro (Test) besitzt das P11 Pro kein Display mit 120 Hz, was sich vor allem beim schnellen Scrollen und bei der Stifteingabe bemerkbar macht: Während im ersten Fall die höhere Bildwiederholungsrate für einen deutlich geschmeidigeren Bildverlauf sorgt, lassen normale Panels bei der Stifteingabe eine sichtbar höhere Latenz aufkommen, womit die jeweilige Eingabe der Position des Stiftes immer ein wenig hinterherhinkt.
Um auch das längere Arbeiten mit dem Tab P11 Pro angenehm zu gestalten, besitzt das Tablet zwei augenschonende Funktionen: So bildet der „Augenschutzmodus“ im Grunde einen Blaulichtfilter ab, der entweder manuell nach Intensität oder nach Zeitplan eingestellt werden kann. Darüber hinaus verfügt das System über ein dunkles Design, das ebenfalls in den zwei genannten Varianten aktiviert und gesteuert werden kann.