InkPad Color im Test: Lesekomfort, PDF-Darstellung und Technik
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Die Einflussmöglichkeiten halten sich bei PocketBook in Sachen Darstellung nach wie vor in Grenzen und haben sich somit zu den anderen Readern nicht verändert. Agiert der Hersteller in anderen Bereichen bei seinen Lesegeräten immer sehr innovativ, wurde er hier mittlerweile von der Konkurrenz überholt. So kann bei der reinen Textdarstellung weiterhin nur die Schriftart geändert, die Silbentrennung aktiviert und der Zeilenabstand sowie der Textabstand zu den Rändern in den gewohnten drei Stufen gewählt werden.
Schade ist obendrein wie gehabt, dass die Zonen für das Blättern via Touchscreen nicht wählbar sind. Gerade Umsteiger oder Nutzer, die zwischen mehreren Readern wechseln, könnten hier anfangs Probleme bekommen. Statt wie bei den Blättertasten den linken Bildschirmbereich für das Zurück- und den rechten Bereich für das Vorblättern zu belassen, unterteilt PocketBook den Touchscreen vertikal in zwei Bereiche: Unten zurück, ab rund 4 cm gelangt der Nutzer mit einem Tipp auf das Display zur nächsten Seite. Dabei ist es nicht immer einfach, den richtigen Abstand zu treffen. Gelegentlich wird beim Lesen auch mal ungewollt eine Seite zurückgeblättert. Bei der Links-rechts-Aufteilung könnte der Daumen bequem auf einer Stelle gelassen werden, statt diesen hoch- oder herunterbewegen zu müssen. Und selbst bei der jetzigen Aufteilung wäre der untere Bereich für ein Blättern zur nächsten Seite wahrscheinlich sinnvoller gewesen, denn diese Funktion dürfte deutlich öfter gewählt werden als andersherum. Generell stellt sich dennoch die Frage, warum PocketBook dem Nutzer bei der Belegung der Tasten eine so große und nützliche Freiheit einräumt, ihn beim Touchscreen jedoch so eingrenzt.
Auch wenn PocketBook an sich eine sehr gute Schriftdarstellung bietet, wirken Texte im direkten Vergleich zu Readern von Kobo oder Kindle nach wie vor etwas blasser. Dies fällt jetzt vor allem aufgrund des dunkleren Hintergrundes mehr ins Gewicht. Speziell Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, die auf einen guten Kontrast angewiesen sind, könnte das Lesen anstrengender erscheinen. Während Amazon bei seinen Kindles dem Nutzer die Möglichkeit bietet, die Deckkraft der Schrift einzustellen, fehlt diese Funktion bei Readern von PocketBook. Diesem Umstand kann zwar mit der Wahl einer kräftigeren Schriftart teilweise entgegengetreten werden, was sich aber an anderen Stellen, an denen der Verlag auf eigene Schriften zurückgreift, wiederum als nachteilig herausstellen kann. Bei der Darstellung von farbigen Inhalten bietet der Schweizer Hersteller dagegen entsprechende Einstellungsmöglichkeiten zur Anpassung von Kontrast, Helligkeit, Farbe und Sättigung.
Bei Fotografien können die möglichen 4.096 Farben jedoch schnell ein Limit darstellen, gerade bei feinen Farbverläufen kann es bei der genutzten Technik zu einer sichtbaren Wolkenbildung kommen. Daher stellen Comics sowie Bilder- und Fachbücher mit vielen Grafiken die eigentliche Paradedisziplin des neuen Panels dar.
Bei PDF erneut Klassenprimus
Die PDF-Unterstützung bei den Readern von PocketBook zu beschreiben, hat mittlerweile einen repetitiven Charakter – im positiven Sinn. Sehr lange schon legt der Hersteller ein großes Augenmerk auf diese Funktion, die von anderen Herstellern wie Amazon oder der Tolino-Allianz schmählich vernachlässigt wird – oder im Grunde nicht existent ist. Und in all den Jahren agiert die PDF-Unterstützung bei den Schweizer Lesegeräten auf dem immer gleich hohen Niveau, ohne sich große Fehler zu leisten, und kann ihre Vorteile vor allem bei den farbigen Readern noch einmal ein Stück mehr ausspielen.
So werden Nutzern nach wie vor einige Werkzeuge geboten, um bei der Bildschirmgröße auch komplexere PDF-Dokumente entspannt betrachten zu können. Als einfachste Möglichkeit bietet sich die Nutzung des Readers im Querformat an, mit dem auch größere PDF-Dokumente in ihrer vollen Seitenbreite dargestellt werden können und das sich dadurch vor allem für Comics eignet. Dank des Lagesensors erfolgt die Ausrichtung auf Wunsch auch automatisch. Als Nächstes würde die Crop-Funktion folgen, mit der sich die nicht genutzten Ränder eines Dokumentes entfernen lassen und die Darstellung größer und oftmals schon besser lesbar angezeigt wird. Dies kann manuell oder automatisch erfolgen. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Seiten nicht zu stark beschnitten werden, da der entsprechende Inhalt sonst nicht mehr komplett auf einer Seite dargestellt wird und damit gescrollt werden muss.
Sollte dies für eine gute Darstellung nicht ausreichen, kann gerade bei Zeitungen und Zeitschriften das Lesen Spalte für Spalte den Lesekomfort erhöhen. Dabei wird der Bildschirminhalt in bis zu drei vertikale Bereiche eingeteilt, die dann jeweils von oben nach unten abgearbeitet werden. Sollte dies auch nicht zum gewünschten Erfolg führen, bleibt am Ende noch PocketBooks Paradedisziplin: das PDF-Reflow. Bei diesem Verfahren wird der Text aus dem Dokument gelöst und wie bei einem normalen E-Book inklusive aller Formatierungsmöglichkeiten angezeigt. Gestalterische Elemente wie Zitate, Fließtexte oder Ähnliches gehen dabei jedoch verloren, genauso ist diese Funktion nur bei PDF-Dokumenten mit eingebettetem Text möglich, reine Bildvarianten können nicht verwendet werden. Je nach Größe und Komplexität der jeweiligen Quelle kann es ein paar Sekunden dauern, bis der Text zum Lesen bereitsteht.
Technik
In Sachen Prozessor und Speicher greift das InkPad Color auf das technische Fundament der Pro-Variante zurück. Somit wird auch der neue Reader von einer CPU mit zwei Kernen und 1 GHz Takt angetrieben, dem ebenso ein Arbeitsspeicher mit einer Größe von 1 GByte zur Seite steht. Die eigenen Inhalte werden dabei auf einem internen Speicher mit einer Größe von 16 GByte gelagert, der, wie bereits beschrieben, mit Speicherkarten im Micro-SD-Format erweitert werden kann.
Die Schwächen der neuen Technologie werden vor allem bei der Geschwindigkeit deutlich. So kann das InkPad Color spürbar mehr Zeit benötigen, um farbige Inhalte gegenüber der reinen Graustufendarstellung nach einem Seitenwechsel darzustellen – bei Comics im PDF- oder CBR/CBZ-Format bis zu 2,5 Sekunden. Sind normaler Text und Grafiken gemischt, verringert sich die Verzögerung normalerweise. Bei einer reinen Textdarstellung sind dagegen keine Unterschiede zu anderen Lesegeräten erkennbar. Offen ist dabei, ob die größeren Verzögerungen rein der neuen Display-Technologie zuzurechnen sind oder ob für die Umsetzung auf einen stärkeren Prozessor oder mehr RAM hätte zurückgegriffen werden müssen. Es würde ebenso nicht verwundern, wenn die Techniker bei PocketBook noch die eine oder andere Stellschraube finden, um das Problem im Laufe der Zeit verringern zu können.
Neben der Darstellung von Leseinhalten vermag sich auch das InkPad Color per Bluetooth mit entsprechenden Ausgabegeräten wie Kopfhörer oder Lautsprecher zu verbinden, um darüber Texte oder andere Audio-Inhalte ausgeben zu lassen. Über den beiliegenden USB-C-Adapter können zudem herkömmliche Klanggeber per Klinkenkabel angeschlossen werden.