C:\B_retro\Ausgabe_77\: Der Sinclair ZX81 machte Computer zur Massenware
Vor über 40 Jahren, am 5. März 1981 und damit noch vor dem Commodore 64, erschien der auf dem Z80-Mikroprozessor basierende Heimcomputer Sinclair ZX81 mit 3,25 MHz und einem 1 Kilobyte großen Arbeitsspeicher. Als der Nachfolger des Sinclair ZX80 des gleichnamigen britischen Unternehmens Sinclair machte er Computer salonfähig.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene.
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Der Sinclair ZX81
Von Beginn an mit dem Ziel entwickelt, mit einen Heimcomputer für weniger als 400 DM die breite Masse anzusprechen, begannen beim britischen Hersteller Sinclair bereits kurz nach der Vorstellung des Sinclair ZX80 die Entwicklungen an dessen Nachfolger ZX81.
Das neue Modell des Heimcomputers sollte um die Möglichkeit, mit Gleitkommazahlen zu rechnen, ein größeres ROM, sowie ein verbessertes BASIC erweitert werden. Dennoch planten die Entwickler, den Sinclair ZX81 nochmals günstiger anzubieten, was schlussendlich auch gelingen sollte.
Der Sinclair ZX81 erschien am 5. März 1981 zu einem Preis von 69,95 britischen Pfund in Großbritannien und wurde im Herbst des selben Jahres zu einem Preis von 398 DM auch in Deutschland eingeführt. Ab November 1981 wurde der Heimcomputer außerdem auch in den USA angeboten und kostete dort 149,95 US-Dollar.
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Die Hardware
Wie bereits sein Vorgänger, der Sinclair ZX80, basierte auch der Sinclair ZX81 auf einem Z80-Mikroprozessor des im Jahr 1974 vom ehemaligen Intel-Chefentwickler Federico Faggin gegründeten Unternehmens Zilog.
Der bereits im März 1976 erstmals vorgestellte 8-Bit-Prozessor ist binär vollständig abwärtskompatibel zum Intel 8080, an dem Federico Faggin zuvor bei Intel gearbeitet hatte, und wird auf Basis der CMOS-Technologie noch bis heute in kleinen Stückzahlen hergestellt und nach wie vor ausgeliefert. Der Z80 kommt selbst heute noch in einigen Taschenrechnern von Texas Instruments zum Einsatz und arbeitet mit 3,25 MHz.
Neben dem 8-Bit-Prozessor, der unter anderem auch als Co-Prozessor in den Spielkonsolen Sega Mega Drive und Sega Game Gear zum Einsatz kam und in der ehemaligen DDR als nicht lizenzierter Nachbau U880 hergestellt wurde, besaß der Sinclair ZX81 einen im Vergleich zum ZX80 doppelt so großen Festwertspeicher und einen deutlich erweiterten Befehlssatz für das hauseigene Sinclair-BASIC.
Die Spezifikationen des Sinclair ZX81 sahen wie folgt aus:
- Zilog Z80 8-Bit-Mikroprozessor mit 3,25 MHz
- 1 kByte Arbeitsspeicher (RAM)
- 8 kByte Festwertspeicher (ROM)
- Grafikausgabe:
- 32 × 24 Zeichen (schwarzweiß)
- 64 × 48 Pixel (Blockgrafik, schwarzweiß)
- Anschlüsse:
- 1 × koaxialer HF-Antennenanschluss
- 1 × 46-poliger Erweiterungssteckplatz
- 2 × Klinkenbuchse für einen Kassettenrekorder
- Maße: 40 mm × 167 mm × 167 mm (H×B×t)
- Gewicht: 342 Gramm
- Preis: 398 DM
Insbesondere die in ULA-Technologie gefertigten Spezialbausteine des Sinclair ZX81, die Vorläufer heutiger FPGA-Bauelemente, sorgten für die enorme Kostenreduktion sowie den vergleichsweise sehr günstigen Verkaufspreis des Heimcomputers.
Der Sinclair ZX81 konnte zudem mit einer Speichererweiterung von 64 kByte ausgestattet und über seine Mono-Klinkenbuchse mit einem handelsüblichen Kassettenrekorder verbunden werden, der das Aufzeichnen und Auslesen von Daten auf Kompaktkassetten erlaubte.
Mit seiner vergleichsweise günstigen Hardware ebnete der Sinclair ZX81 damit endgültig den Weg für das Zeitalter des Computers als Massenware und machte den Heimcomputer auch hierzulande salonfähig.
Anfänglich als günstiger Lerncomputer beworben, konnte sich der Sinclair ZX81 innerhalb kürzester Zeit weltweit über zwei Millionen Mal verkaufen und brachte auch viele Klone sowie nicht autorisierte Nachbauten hervor.
Neben den in Brasilien sehr erfolgreichen TK82-C und TK85 kam noch eine unter Lizenz gefertigte Version mit einem Mikroprozessor von NEC auf den Markt.
Autorisierte Nachbauten waren zudem der Timex Sinclair 1000 und 1500 mit 2 kByte respektive 16 kByte Arbeitsspeicher, die sich insgesamt ebenfalls mehr als 500.000 Mal verkaufen konnten.
Die Software
Der Sinclair ZX81 wurde mit dem hauseigenen Sinclair BASIC mit erweitertem Befehlsumfang ausgeliefert, welches nicht wie die meisten BASIC-Interpretationen seiner Zeit aus dem Branchenstandard Microsoft BASIC, sondern auf einem eigenen Dialekt basierte. Außerdem war der ZX81, anders als der ZX80, dazu befähigt, mit Gleitkommazahlen zu rechnen.
Der insbesondere auf Retro sowie Retro Games spezialisierte YouTube-Kanal „em00k“ demonstriert ein Sinclair BASIC am Beispiel einer vollständigen Version für das 16 kB große ROM des Sinclair ZX Spectrum.
Das Sinclair BASIC für den Sinclair ZX81 lief unter der Beizeichnung „8K BASIC“. Spätere Versionen nannten sich „48K BASIC“ sowie „128K BASIC“, was sich auf die Größe des jeweiligen ROMs bezog. Die kleinen Tasten der Folientastatur des ZX81 sind alle mehrfach belegt und können jeweils bis zu fünf Belegungen haben.
Die Spiele
Neben einer von Sinclair selbst vertriebenen Auswahl kommerzieller Programme aller Art bildete die Gattung der Spiele, die nicht selten die Programmiersprachen ZX Forth mit einem eigenen Betriebssystem und den als Steckmodul erschienenem Z80-Assembler von Memotech nutzten, die größte Auswahl an Software für den Sinclair Z81.
Insgesamt erschienen etwa 100 Spiele unterschiedlicher Hersteller für den Sinclair ZX81, darunter in erster Linie Arcade-Adaptionen, aber auch wegweisende Titel wie 3D Monster Maze, welches das Genre der dreidimensionalen Labyrinthspiele begründete, sowie diverse Schieß-, Text- und Schachspiele.
Ein schöne Übersicht an Spielen für den Sinclair ZX81 bietet die Website ZX81Stuff an, auf der sowohl die sogenannten „Listings“ zum Abtippen des Codes sowohl viele der Spiele als Download verfügbar sind.
Der YouTube-Kanal „Old Classic Retro Gaming“ demonstriert anschaulich, wie sich 3D Monster Maze auf dem Sinclair ZX81 spielt.
Weitere schöne Impressionen liefert das 8Bit-Homecomputermuseum , das Retrocomputer, Heimcomputer und Videospiele der 1980er gekonnt in Szene setzt. Einige weitere schöne Bilder liefert Community-Mitglied „ghecko“, bei dem sich die Redaktion an dieser Stelle ganz besonders bedanken möchte.
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Sinclair ZX81 (Bild: Community-Mitglied „ghecko“)
Lesern, die sich für den Sinclair ZX80 und ZX81 sowie Retro-Computersysteme aus dieser Zeit interessieren, sei zudem die rund 20-minütige Dokumentation des unter Retro-Liebhabern sehr populären YouTube-Kanals „The 8-Bit Guy“ empfohlen, welche noch einmal im Detail auf die Heimcomputer von Sinclair und deren Besonderheiten eingeht.
Anwender, die den Sinclair ZX81 gerne einmal ausprobieren möchten und nicht über ein Original verfügen, können den Sinclair ZX81-Emulator nutzen und in die Welt der Heimcomputer der frühen 1980er eintauchen.
Zudem steht der Emulator (.ZIP) in einer Java-Version als Download bereit.
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Amstrad CPC464
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