Whoop Strap 3.0 im Test: Schlaf, Belastung, Erholung und Fazit

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Frank Hüber
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Detailliertes Schlaf-Tracking erkennt auch Schlafphasen

Das Schlaf-Tracking des Whoop Strap 3.0 ist sehr gut. Es zeichnet nicht nur die Herzfrequenz anhand eines Graphen anschaulich auf, sondern gibt abseits der Gesamtdauer auch Aufschluss über die in einzelnen Schlafphasen verbrachte Zeit. Als Schlafphasen werden Wachzustand, Leichtschlaf, REM-Phase und Tiefschlaf unterschieden. Auch die Anzahl der nächtlichen Unterbrechungen des Schlafs wird erfasst.

Ein Prozentsatz gibt die Effizienz des Schlafes wieder. Dabei wird vor allem berücksichtigt, wie viel Zeit man wach im Bett verbracht hat. Google gibt einen ähnlichen Wert auch beim Schlaf-Tracking des neuen Nest Hub der 2. Generation (Test) an. Wie beim Nest Hub wird vom Armband ebenfalls zudem die Atemfrequenz während des Schlafs („respiratory rate“) ermittelt.

Der Sleep Coach ermittelt anhand vergangener Daten die Basislinie der benötigten Schlafmenge beziehungsweise (wie oben erläutert) die Zeit, die im Bett verbracht werden sollte. Sie dient wie beschrieben als Ausgangspunkt für folgende Berechnungen und wird fortlaufend angepasst. Der nötige Schlaf an einem Freitag, wenn man die ganze Woche über wenig geschlafen hat, fällt deshalb höher aus als an einem Dienstag, wenn man am Montag erneut wenig, am Wochenende aber ausgeschlafen hat. Auch die Belastung (Strain/Stress) wird beim Schlafbedarf berücksichtigt und addiert. Mit kleineren Nickerchen kann man ihn hingegen senken. Wie der Nest Hub wertet auch Whoop aus, ob man halbwegs konsistente Schlafens- und Aufstehzeiten hat, da starke Schwankungen weniger Erholung bedeuten. Ein dauerhaftes Unterschreiten der benötigten Schlafmenge wirkt sich bei Whoop negativ auf die Leistungsfähigkeit aus.

Ursachen für Schlafmangel muss Nutzer selbst erkennen

Auch wenn Whoop dem Anwender so durchaus realistisch sagen kann, wie viel Schlaf er benötigt, ist es an jedem Nutzer selbst, die daraus notwendigen Konsequenzen zu ziehen. In der Regel hat Schlafmangel Ursachen, die sich nicht ohne Weiteres abstellen lassen, selbst wenn man über sie informiert ist. Was allerdings sehr gut funktioniert und wobei Whoop durchaus helfen kann, ist die Verfolgung externer Einflussfaktoren auf den Schlaf. Verbringt man jeden Abend im Bett noch eine halbe Stunde am Smartphone, ist der Schlaf weniger erholsam als etwa nach dem Durchblättern einer Zeitschrift. Dies lässt sich auch an den erfassten Daten des Whoop Strap 3.0 ablesen.

Erfassung der körperlichen Belastung

Whoop erfasst zudem die tägliche körperliche Belastung (Strain), die nicht nur durch sportliche Aktivitäten, sondern auch über die normale Bewegung im Alltag erhöht wird. Diese Belastung wird durch Whoop zu einem einzigen Wert zwischen 0 und 21 zusammengefasst. Im Bereich von 0 bis 9,9 gilt die Belastung als leicht, zwischen 10,0 und 13,9 als moderat und von 14,0 bis 17,9 als anstrengend. Alles ab 18 gilt als „mit ganzer Kraft“.

Gleiche Aktivität wird je nach Nutzer anders bewertet

Bei der Berechnung der Belastung greift Whoop ebenfalls auf die während der Kalibrierung erhobenen persönlichen Daten zurück, um zu ermitteln, wie sehr eine Aktivität den Nutzer belastet hat. Ein und dieselbe Aktivität bei zwei unterschiedlichen Personen hat somit auch eine unterschiedliche Bewertung bei der Belastung zur Folge.

Maßgeblicher Einflussfaktor für die Berechnung der Belastung ist die Herzfrequenz. Whoop bewertet dabei vor allem, wie hoch die Herzfrequenz über einen bestimmten Zeitraum bei körperlicher Belastung ist.

Neben dem „Day Strain“, der wie erläutert alle Aktivitäten und Bewegungen des Tages abbildet, wird jede aufgezeichnete sportliche Aktivität einzeln mit einem Wert für den „Activity Strain“ bewertet.

Die Bewertung der Erholung

Der letzte zentrale Richtwert ist die Bewertung der Erholung (Recovery). Einfach nur möglichst wenig Aktivität an den Tag zu legen, führt aber nicht zu einem hohen Erholungswert, denn auch hier greift Whoop auf mehrere Werte für die Analyse zurück. Für die Recovery sind die vier Kennzahlen Herzfrequenzvariabilität (HRV, „Heart Rate Variability“), Ruhepuls (RHR, „Resting Heart Rate“), Schlaf (Dauer und Qualität) und Atemfrequenz entscheidend. Ein Säulendiagramm in der App zeigt dabei auch den zeitlichen Verlauf der Recovery über die letzten sieben Tage an. Ein grüner Balken weist darauf hin, dass die Bewertung bei über 66 Prozent liegt, was als gut angesehen wird. Zwischen 33 und 66 Prozent ist der Balken gelb, so dass man zwar sportliche Aktivitäten betreiben kann, Whoop einem aber keine Höchstleistung mehr bescheinigt. Mit weniger als 33 Prozent Recovery rutscht man in den roten Bereich und sollte auf ein Training verzichten.

Die Herzfrequenzvariabilität gibt die Variation des zeitlichen Abstands zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen an. Sie wird in Millisekunden gemessen und es ist normal, dass der Herzschlag nicht völlig gleichmäßig ist. Bei gesunden erwachsenen Menschen beträgt diese Variation in Ruhe ca. eine Zehntelsekunde. Sie kann auch als Maß für die Fähigkeit dienen, die Herzfrequenz der körperlichen Belastung anzupassen.

Der Ruhepuls als Messwert ist deshalb relevant, da ein durch Sport trainiertes Herz weniger häufig schlagen muss, um dieselbe Menge Blut zu transportieren wie ein untrainiertes Herz. Wenn sich in der Whoop-App ein im zeitlichen Verlauf fallender Ruhepuls erkennen lässt, ist dies somit bei kombiniert kontinuierlicher sportlicher Aktivität ein gutes Zeichen und kein Grund zur Sorge.

Am Ende stehen wöchentliche und monatliche Auswertungen

Nach 14 beziehungsweise 28 Erholungen, was bei Whoop Tagen entspricht, stehen im Coaching-Tab „Weekly Performance Assessments“ und „Monthly Performance Assessments“ bereit, die eine zusammengefasste Auswertung der Daten des letzten Zeitraums darstellen. Diese Berichte werden als PDF bereitgestellt und zeigen auch einen Trend auf. In dem Bericht ist nicht nur die tatsächliche Schlafdauer der laut Whoop benötigten Schlafdauer in einem Liniendiagramm nach Tagen gegenübergestellt, sondern auch Anzahl und Intensität der Aktivitäten werden noch einmal detailliert aufgelistet. Dabei wird zudem nach jeder Aktivitäts-Art aufgeschlüsselt angezeigt, wie häufig im Betrachtungszeitraum welche Aktivität durchgeführt wurde.

Monatliche Auswertung
Monatliche Auswertung (Bild: Whoop)

Derartige zusammenfassende Berichte sieht man bei Fitness-Trackern selten und sind ein klarer Pluspunkt von Whoop, da sich so Trends ablesen und auch Monate vergleichen lassen.

Fazit

Da der Whoop Strap 3.0 eine Uhr nicht ersetzt, sondern ausschließlich dem Tracking von Vitaldaten dient, hat er bei all jenen einen schweren Stand, die bereits eine Smartwatch nutzen, die ähnliche Daten erfasst und ebenfalls eine automatische Erkennung der Aktivitäten bietet. Dann ist der Whoop Strap 3.0 nämlich ein weiterer Tracker, der getragen werden muss, und potentiell am Handgelenk trotz des leichten Gewichts stört. Ihn nur für Sport anzulegen, ist keine Option, da dann viele Informationen und Analysen nicht zugänglich sind, weil sie eine kontinuierliche Datenerfassung voraussetzen. Beim Whoop Strap 3.0 gilt deshalb noch stärker als bei anderen Trackern die Devise „ganz oder gar nicht“.

Whoop Strap 3.0

Der Ansatz, den Whoop Strap 3.0 niemals ablegen zu müssen, hat den Vorteil, dass man so gar nicht erst auf die Idee kommt, ihn nicht mehr anzulegen. Denn eines der größten Probleme bei Fitness-Trackern liegt darin, dass Anwender sie im Laufe der Zeit nicht mehr nutzen. Etwaigen Hautproblemen durch Feuchtigkeit unter der Sensoreinheit, die auch während des Tests auftraten, kann etwa durch einen täglichen Wechsel des Handgelenks entgegengewirkt werden. Die Batterieeinheit kann, sofern man sie verliert, für 30 Euro nachgekauft werden. Ohne Cloud-Anbindung funktioniert das Whoop Strap 3.0 nicht. Aufgezeichnete Daten werden gegebenenfalls erst bei einer verfügbaren Internetverbindung übertragen, analysiert und in der App angezeigt. Sollte der Whoop-Service einmal auslaufen, kann das Band nach aktuellem Stand nicht mehr genutzt werden.

Dem Problem, dass man anfänglich noch recht häufig einen Blick in die Whoop-App wirft, um sich die Empfehlungen und Daten anzusehen, dies im Laufe der Zeit aber deutlich nachlässt und man sich so auch nicht mehr an den Empfehlungen orientiert, kann aber auch der Whoop Strap 3.0 nicht begegnen. Hier ist, wie bei jedem anderen Fitness-Tracker, der Nutzer selbst gefragt, die aufgezeichneten Informationen und Rückschlüsse zu nutzen. Anders als bei anderen Fitness-Trackern nimmt der Whoop Strap 3.0 dem Anwender die Analyse der eigenen Daten jedoch ein Stück weit ab, indem er eine angepasste Empfehlung für die tägliche Aktivität gibt. Dies ist ein interessanter Ansatz, den andere Fitness-Tracker bislang nicht verfolgen. Den inneren Schweinehund fürs Training muss der Nutzer dann aber wieder selbst überwinden. Je nach Aktivität kann dabei ein manuelles Aktivieren des Trackings notwendig sein, denn die automatische Erkennung setzt nur dann ein, wenn länger als 15 Minuten trainiert und die Herzfrequenz dabei schneller wird.

Anders als bei den meisten anderen Apps, die den Nutzer mit zu vielen Benachrichtigungen nerven, könnte Whoop in dieser Hinsicht mehr Anpassungsmöglichkeiten bieten, so dass man sich auf Wunsch jeden Nachmittag an die noch fehlende optimale Aktivität des Tages erinnern lassen kann. Auch ein morgendlicher Hinweis nach der Schlafanalyse auf das eigene Leistungsniveau wäre eine sinnvolle Benachrichtigung, statt nur die Info, dass die Analyse fertiggestellt wurde. Hier kann die ansonsten sehr gute Individualisierbarkeit noch zulegen und dem Nutzer anhand der umfassenden Daten granuläre Optionen bieten, die so auch kein Konkurrent bietet. Etwas überraschend bietet der Whoop Strap 3.0 keinen Schrittzähler, was Whoop aber begründet, denn die reine Anzahl der Schritte sagt nichts über die körperliche Aktivität aus, mit der sie erreicht wurde.

Die App und die Anpassung an die gewonnenen Daten sind Whoops Stärken. Hier bietet der Whoop Strap 3.0 tatsächlich mehr als die Konkurrenz und auch die häufigen Updates und Verbesserungen an der App sind ein Punkt, der erwähnt werden sollte. Für die kostenpflichtige Mitgliedschaft wird zudem aktiv am Produkt gearbeitet. Per E-Mail erhält man an den eigenen Fortschritt angepasste Hinweise und Informationen darüber, woran man gegebenenfalls auch Krankheiten in der Trendanalyse erkennen kann und welche Faktoren sich durch Sport wie verändern können oder sollten. Da der Fokus auf dem Herz-Kreislauf-System liegt, werden reine Kraftsportler vom System etwas benachteiligt, da ihr Training in den Daten meist nur verhältnismäßig wenig Belastung erzeugt.

Wünschenswert wäre aber, dass Whoop mit den Fitness-Apps von Google und Apple zusammenarbeiten und einen Datenaustausch in beide Richtungen ermöglichen würde. Dies fehlt dem Fitness-Tracker, gerade da er viel bessere Schlafdaten bereitstellt als die meisten Smartwatches und diese dann nachts hierfür gar nicht mehr getragen werden müssten.

Auch die Online-Dokumentation des Whoop Strap 3.0 ist sehr umfassend. Auf Wunsch kann man sich als Nutzer über jeden Menüpunkt sowie jede Datenart und Analyse genau informieren.

Auch wenn der Whoop Strap 3.0 kostenlos ist, ist die erforderliche Mitgliedschaft mit 25 Euro pro Monat, 150 Euro für 6 Monate oder 288 Euro für 18 Monate vergleichsweise teuer. Selbst bei längster Bindung ergeben sich 16 Euro pro Monat. Wer dies investiert, muss sich sicher sein, das Armband dauerhaft zu tragen, häufig Sport zu treiben, die bereitgestellten Informationen wirklich zu nutzen – bei Fitness-Trackern erfahrungsgemäß der größte Fallstrick – und ein Faible für Datenauswertungen zu haben. Wer nicht regelmäßig trainiert, für den sind Smartwatches, die ebenfalls Vitaldaten und Aktivitäten erfassen und die Daten rudimentär, aber kostenlos verarbeiten, die bessere Wahl.

ComputerBase hat den Whoop Strap 3.0 leihweise von Whoop zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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