iPad Pro 12,9" mit Mini-LED im Test: Der Apple M1 spielt in Benchmarks mit der Konkurrenz

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Nicolas La Rocco
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War in den Monaten vor der Ankündigung des iPad Pro noch ein stärkere Variante des A14 Bionic der iPhone-12-Familie für das Tablet erwartet worden, kam in den Tagen vor der Vorstellung das Gerücht auf, Apple werde auf den M1 aus dem Mac setzen – und so kam es dann auch. Der Name mag mit „M1“ zwar ein ganz anderer als bei den sonst üblichen A-Prozessoren sein, weit entfernt ist der Chip in Sachen Aufbau aber nicht, weshalb sich ein „A14X“ wohl kaum für Apple gelohnt hätte. Zumal Apple mit dem M1 auch sagen kann: Schaut her, auch im iPad gibt es jetzt die Leistung eines Mac.

Die Leistung von Feuer und Eis

A14 Bionic und M1 unterscheidet vor allem die Anzahl der CPU-Kerne und die Größe der GPU, die Performance- und Efficiency-Kerne sind mit Firestorm und Icestorm aber die gleichen. Der A14 Bionic bietet zwei Firestorm mit bis zu 3,1 GHz und vier Icestorm mit bis zu 1,8 GHz, beim M1 sind es vier Firestorm mit maximal 3,2 GHz und vier Icestorm mit bis zu 2,1 GHz. Darüber hinaus gibt es 50 Prozent mehr L2-Cache (12 MB vs. 8 MB) für die Performance- und 4 MB für die Efficiency-Kerne.

Mehr als doppelt so schnelle GPU

Eklatant aufgebohrt hat Apple die eigenes entwickelte GPU, die von ehemals vier im A14 Bionic auf jetzt acht Cores angewachsen ist. Im A12Z Bionic gab es zuletzt ebenfalls acht Kerne. Im Mac bietet Apple den M1 auch mit sieben GPU-Cores an, wobei es sich hier wahrscheinlich um dasselbe Design mit anderem Binning handelt, bei dem nicht alle Cores aktiviert werden können. Im iPad Pro kommt aber ausschließlich die stärkere Variante zum Einsatz, die mit 128 Execution Units und 1.024 ALUs auf 2,61 TFLOPS kommt. Das ist deutlich mehr als die GPU im A14 Bionic, die an 1 TFLOPS kratzt.

16 GB RAM und 2 TB Speicher in einem Tablet

Mit integriert sind auch wieder Apples eigene Neural Engine für KI-gestützte Anwendungen wie Center Stage, die wie im A14 Bionic mit 16 Cores arbeitet und 11 TOPS liefert. Das Speicherinterface bleibt bei LPDDR4X statt LPDDR5, ist aber auf LPDDR4X-4266 Dual-Channel mit 68,2 GB/s Bandbreite erweitert worden. Apple bietet das iPad Pro mit 8 GB RAM und 16 GB RAM an und bewirbt den Arbeitsspeicher auch erstmals im Datenblatt des Tablets. Mit 128, 256 oder 512 GB Nutzerspeicher bestellt wird das Tablet mit 8 GB RAM bestückt, bei 1 und 2 TB gibt es 16 GB RAM. Das Testgerät war mit Blick auf die Benchmarks mit 1 TB und somit 16 GB RAM ausgestattet. Doppelt so schnell wie bei der vorherigen iPad-Pro-Generation soll der neue Flash-Speicher zudem sein.

Unter Dauerlast im 3DMark bleibt die Leistung auf hohem Niveau
Unter Dauerlast im 3DMark bleibt die Leistung auf hohem Niveau

iPad Pro mit M1 im Benchmark

Benchmarks mit dem M1 sind ein einziges Trauerspiel – aber nur für die Konkurrenz, wenn man sie angesichts der Leistung überhaupt noch so nennen kann. Das derzeit stärkste Android-Tablet, das Samsung Galaxy Tab S7+ (Test), kann man im Bereich eines normalen iPad der 8. Generation einsortieren. Das im September 2020 vorgestellte iPad (Test) läuft aber noch mit dem im Herbst 2018 vorgestellten A12 Bionic, was zeigt, wie groß der Abstand zu Android und Qualcomm im Tablet-Segment mittlerweile ist. Der Vergleich gilt zudem nur für die CPU-Leistung, in puncto GPU-Leistung eilt das iPad dem S7+ davon, sofern Metal mit Vulkan verglichen wird. Unter OpenGL ES hält das S7+ noch gut mit dem iPad und dem 2020er iPad Air (Test) mit.

Das iPad Pro mit M1 spielt hingegen in einer ganz anderen Liga. Im CPU-Benchmark des Geekbench 5 liegt für die Single-Core-Performance zunächst nur ein kleines Plus von 8 Prozent gegenüber dem iPad Air vor, was wenig überraschend kommt, da es sich um die gleichen Firestorm-Kerne handelt, nur dass der M1 diese etwas höher taktet. Knapp 80 Prozent schneller als ein Peformance-Kern des Snapdragon 865+ ist der M1 an dieser Stelle bereits. Im Multi-Core-Test sorgen zwei Performance-Kerne mehr als im A14 Bionic dann aber für ein sattes Plus von 70 Prozent im Vergleich zum iPad Air. Den Snapdragon 865+ hält der M1 mit einer Mehrleistung von 160 Prozent in Schach.

Geekbench 5.1
Geekbench 5.1 – Single-Core Total
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021) (iPadOS 14.5.1)
      1.721
    • Apple iPad Air (2020) (iPadOS 14.1)
      1.587
    • Apple iPad Pro 11" (2018) (iPadOS 14.0.1)
      1.120
    • Apple iPad (2020) (iPadOS 14.0.1)
      1.118
    • Samsung Galaxy Tab S7+ (Android 10.0)
      969
    • Lenovo Tab P11 Pro (Android 10.0)
      545
    • Lenovo Tab P11 (Android 10.0)
      315
Einheit: Punkte
JetStream 2
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021) (iPadOS 14.5.1)
      177.995
    • Apple iPad Air (2020) (iPadOS 14.1)
      159.473
    • Apple iPad Pro 11" (2018) (iPadOS 14.0.1)
      131.504
    • Apple iPad (2020) (iPadOS 14.0.1)
      123.750
    • Lenovo Tab P11 Pro (Android 10.0)
      47.541
    • Lenovo Tab P11 (Android 10.0)
      35.008
Einheit: Punkte

Die GPU kennt kaum Grenzen

Apples doppelt so große Octa-Core-GPU, die zudem mit bis zu 1.278 statt 975 MHz takten darf, pulverisiert jedes zuletzt von ComputerBase getestete iPad und erst recht die versammelte „Konkurrenz“. Fairerweise muss man aber sagen, dass das letzte getestete iPad Pro noch das 2018er mit A12X Bionic war und Apple im Frühjahr 2020 den etwas stärkeren Refresh A12Z Bionic auf den Markt brachte, der einen GPU-Core mehr (8 vs. 7) bietet. Der Unterschied in den Benchmarks dürfte allerdings nicht allzu groß ausfallen. Obwohl der A12X bereits etwas älter ist, hat er nach wie vor eine stärkere GPU mit sieben statt der vier Kerne im A14 Bionic, der wiederum eine neuere, stärkere CPU bietet.

50 bis 70 Prozent mehr Leistung als die 7-Core-GPU des A12X sind dennoch an der Tagesordnung. Dieselbe GPU-Architektur im A14 Bionic, dort mit vier statt acht Kernen, schlägt der M1 mit mehr als der doppelten Leistung. Die Abstände sind geradezu gigantisch und verdeutlichen eindrucksvoll, wie leistungsfähig der Chip ist und wie groß der Abstand zu hausinternen Alternativen ohne „Pro“ und zum Android-Lager ist.

GFXBench Offscreen
GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021) (iPadOS 14.5.1)
      82,3
    • Apple iPad Pro 11" (2018) (iPadOS 14.0.1)
      50,5
    • Apple iPad Air (2020) (iPadOS 14.1)
      39,5
    • Apple iPad (2020) (iPadOS 14.0.1)
      25,3
    • Samsung Galaxy Tab S7+ (Android 10.0)
      22,0
    • Samsung Galaxy Tab S6 (Android 9.0)
      17,0
    • Huawei MatePad Pro (Android 10.0)
      17,0
    • Lenovo Tab P11 Pro (Android 10.0)
      6,7
    • Lenovo Tab P11 (Android 10.0)
      2,8
    • Amazon Fire HD 8 (2020) (Fire OS 7.3.1.4)
      1,4
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)
3DMark
3DMark – Wild Life Extreme Unlimited (Metal/Vulkan)
    • Apple iPad Pro 12,9" (2021) (iPadOS 14.5.1)
      4.968
    • Apple iPad Air (2020) (iPadOS 14.1)
      2.405
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

In den Benchmarks Sling Shot Unlimited und Extreme Unlimited kommt es zu auffallend niedrigen Ergebnissen, weil der M1-Prozessor nicht mit dem Physics Test harmoniert. Nur auf den Grafik Score bezogen würde das iPad Pro die Spitze markieren, der Fehler im Physics Test zieht aber den gesamten Benchmark nach unten. ComputerBase stand diesbezüglich mit UL in Kontakt, wo das Problem auf anderen iPad Pro mit M1 nachvollzogen, aber nicht final für den Test geklärt werden konnte. Die Ursache liegt vermutlich in einer Inkompatibilität der sechs respektive fünf Jahre alten Benchmarks.

M1 unter Dauerlast im Tablet

Dass Apple im Tablet die stärkere der beiden M1-Varianten mit GPU-Vollausbau verbaut, während mancher Mac mit dem etwas schwächeren Modell auskommen muss, überraschte den Redakteur zu Ankündigung des iPad Pro. Die Vermutung war, dass die 7-Core-Variante womöglich nicht so warm und sich im Tablet besser passiv kühlen ließe. Der anspruchsvolle 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test nimmt diese Sorge aber, denn es gibt zwar einen Einbruch, dieser fällt aber überschaubar aus.

3DMark – Wild Life Unlimited Stress Test (Metal/Vulkan)
04.0008.00012.00016.00020.000Punkte 1234567891011121314151617181920

Im ersten Durchgang liefert der M1 erwartungsgemäß seine höchste Leistung von in diesem Fall 18.298 Punkten. Vier Durchläufe auf diesem Leistungsniveau sind möglich, bevor in zwei aufeinanderfolgenden Benchmarks die Leistung zunächst auf 90 Prozent und im weiteren Verlauf auf 86 Prozent reduziert werden muss. Dieses Niveau wird dann aber bis zum Ende der Dauerbelastung gehalten. Beim iPad Air mit A14 Bionic fällt der Knick im Diagramm nicht so groß aus, sodass sich der Leistungsvorsprung des M1 von zunächst 112 Prozent auf zum Ende hin „nur noch“ 83 Prozent reduziert.

Die Vermutung, dass Apple den größeren Chip im Tablet potenziell nicht gescheit passiv kühlen kann, war demnach ein Trugschluss und trifft nicht zu. Auch ohne Lüfter für den M1, wie er etwa im Mac mini, im MacBook Pro und im neuen iMac, aber nicht im MacBook Air verbaut ist, lässt sich ein Großteil der Leistung dauerhaft abrufen.

Typisch für Apple nicht in das SoC integriert, aber nach der iPhone-12-Familie jetzt auch im Tablet erhältlich, ist die Unterstützung für den neuen Mobilfunkstandard 5G.