Biomutant im Test: Spielkritik und Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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So gut ist Biomutant

Spektakuläre Trailer haben die Erwartungen an Biomutant in die Höhe schnellen lassen. Ein buntes Spiel mit ungewöhnlichem, postapokalyptischen Tiersetting, das an jeder Ecke irgendwie cool wirkte? Das traf einen Nerv. Liefern kann Biomutant am Ende aber nicht.

Was ein kleines Team aus 20 Entwicklern erschaffen hat, ist am Ende ein durchschnittliches Spiel. So spiegeln es die Wertungen auf Metacritic und selbst die wenigen positiven Wertungen sparen nicht mit Kritik: Biomutant habe „eine Menge Schrauben locker“ und viele, viele enttäuschende Aspekte, schreibt Destructoid unter eine Wertung von immerhin 80 Punkten. Im Allgemeinen werden die Macken stärker gewichtet, denn sie sind kaum zu übersehen. Gelobt werden Panoramen, die reichhaltig sprudelnden kreativen Ideen und das Szenario, das sich unverbraucht anfühlt. Schon die Charaktererstellung, die Aussehen und Attribute verbindet, ist ein treffendes Beispiel für die angebotene Vielfalt.

Das Motto von Biomutant lautete allerdings „Quantität über Qualität“, schreibt Eurogamer. Viele Systeme seien zwar da, aber sinnlos oder schlecht. Größtes Hassobjekt scheint die Erzählung zu sein. Sie wird in Babysprache der Tiermutanten präsentiert und durch einen als lästig empfundenen Sprecher präsentiert, den PC Gamer als „unerträglich“ bezeichnet. Darüber hinaus gebe es keine Gespräche mit Charakteren, diese würden lediglich „Kalendersprüche und Expositionen“ absondern, so Eurogamer, was 4Players als „Glückskeks-Weisheiten“ bezeichnet.

Dazu kommt, dass Entscheidungsmöglichkeiten keine Rolle spielen. Die Wahl zwischen Gut und Böse werde schematisch präsentiert und habe wie viele andere Dinge kaum Auswirkungen, Nebenaufgaben und Rätsel würden sich wieder und wieder gleichen, kritisieren exemplarisch PC Gamer und PC Games. Auch das Crafting-System erweckt den Eindruck von Überflüssigkeit, der Schwierigkeitsgrad sei lächerlich gering, Charakterentwicklung und Exploration dadurch nicht nötig, zumal es nichts zu entdecken gebe, und Questmarker ungenau. GameStar benennt außerdem die schlechte Steuerung per Tastatur mit nur teilweise funktionierender Neubelegungsmöglichkeit als Mangel – die Liste an Kritikpunkten ließe sich selbst mit Hilfe der genannten Rezensionen noch weiter fortsetzen.

Insofern entpuppt sich Biomutant bei 4Players als „putziger Rohrkrepierer“ und ein im Grunde „schlecht designtes Spiel“, das von seinen vielen Systemen und Möglichkeiten kaum sinnvoll Gebrauch macht. Für GamesRadar werden die tollen Ideen dabei unter den vielen Problemen begraben, weil, so ergänzt GameStar, nichts zu Ende gedacht werde. Insofern sei Biomutant dann unterhaltsam, wenn „man etwas fremdartiges und schönes anschauen möchte“, es sei „nur nicht sehr spaßig zu spielen oder anzuhören“.

Wertungsüberblick für Biomutant
Publikation Wertung
4Players 59/100
Destructoid 8/10
Eurogamer -
GameStar 68/100
GamesRadar+ 3/5
PCGamer 60/100
PC Games 5/10
Metacritic (PC) Presse: 68/100
Nutzer: -/10

Fazit

Biomutant ist ein erfrischend anderes Spiel, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft – und den Kritiken im Netz zufolge große inhaltliche Schwächen hat. Nicht auf die Liste der Kritikpunkte kommt die Grafik, die mit ihrem Stil eine ordentliche Portion Charme besitzt. Zwar ist die Präsentation bei Weitem nicht perfekt und man erkennt schnell, dass es sich eben nicht um eine Großproduktion handelt, aber das Endergebnis gibt nichtsdestoweniger ein stimmiges Bild ab.

GeForce liegt klar vor Radeon

Dafür benötigt die Unreal Engine 4 aber auch eine Menge Grafikleistung. Mit den aktuellen Einsteigermodellen muss die Qualität schon massiv heruntergedreht werden. Auffällig ist dabei, dass Nvidia-Grafikkarten durchweg besser abschneiden als die Pendants von AMD. Einzig die neuen Radeon-RX-6000-Modelle können den Rückstand auf GeForce RTX 3000 noch auf einem halbwegs akzeptablen Niveau halten. Radeon RX 5000 und älter liegen dann aber um Meilen hinter GeForce RTX 2000 und GeForce GTX 1000 zurück. Das liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Großteil auch in diesem Fall an dem genutzten DirectX 11, das Nvidia bei der Unreal Engine 4 schon immer deutlich besser dastehen lassen hat als AMD. Die Radeon-Grafikkarten können normalerweise erst mit DirectX 12 aufholen – das Biomutant aber nicht bietet.

Die Detailstufen sollten überarbeitet werden

Vor dem Einstieg ins Spiel und sollte der Fokus auf die Grafik-Optionen gelegt werden. Zwei einzelne Grafikoptionen kosten massiv Leistung, sodass die maximalen Einstellungen auch High-End-Grafikkarten zum Frühstück fressen. Bereits zwei Detailstufen weniger verbessern die Performance bei beiden Optionen jeweils um 30 bis 40 Prozent – da kann es sich fast nur noch um einen Bug handeln. Die Entwickler sollten unbedingt einen genaueren Blick darauf werfen.

Biomutant im Technik-Test

Abgesehen davon lief die PC-Fassung von Biomutant im Test einwandfrei und hat keine Probleme bereitet. Aus technischer Sicht können interessierte Spieler der PC-Version also eine Chance geben.

ComputerBase hat Biomutant vom Publisher THQ Nordic zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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