Days Gone im Test: Spielkritik und Fazit
3/3Wie gut ist Days Gone?
Days Gone war in den letzten Monaten nicht nur aufgrund der PC-Portierung in den Schlagzeilen. Berichtet wurde außerdem über die Forderung eines beteiligten Entwicklers, Spiele in Scharen zum Vollpreis zu kaufen, wenn denn wie in diesem Fall sogar per Petition eine Fortsetzung gewünscht werde. Für Verkaufszahlen auf Ausnahmeniveau müsste ein Titel seinen Vollpreis allerdings rechtfertigen. Bei Days Gone sieht es nicht danach aus.
Die Story weckt wenig Begeisterung
Auch wenn Spiele mit globalen Pandemien in Zeiten von COVID-19 auf eine schräge Art den Nerv der Zeit treffen, treffen die Bend Studios doch nicht immer ins Schwarze. Ein Wertungsspiegel auf solidem Niveau und – ausnahmsweise – freundlichere Stimmen von Spielern sprechen nicht von einem Witcher, das auch für 60 Euro einen exzellenten Gegenwert liefert. Einzelne Berichte bestätigen diese Einschätzung. Der Apokalypse-Roadmovie, die Sandbox mit Zombies und Motorrad wird von einer Story gerahmt, die selbst in positiven Rezensionen wie bei der GamePro als „nicht originell“ umschrieben wird. Eine „unbefriedigende“ Geschichte werde erzählt, urteilt dagegen IGN. TheSixthAxis moniert einen Protagonisten, der wenig nachvollziehbar handle und durch das Fehlen einer Persönlichkeit glänze. Am Ende führe die Erzählung zu gar nichts, ergänzt GameSpot, und zerfasere nach einem interessanten Anfang.
Wegen der Story braucht Days Gone nicht gespielt werden, lautet also der Konsens. Den Rang eines großartigen, den Vollpreis werten Spiels kann es dadurch schon nicht mehr erreichen: Eine große Welt mit belangloser Story ist das Kennzeichen oder die Hürde des Gros der Open-World-Titel. Spannend und atmosphärisch kann es trotzdem werden.
Spannend wird es trotzdem
Die Kombination aus Schleichen, Schießen und Survival-Elementen erzeuge immer wieder spannende Momente, die Atmosphäre werde durch Wettereffekte und durch die gefährliche Wildnis dicht. Von Moment zu Moment berichten Tester immer wieder von spannenden Situationen. Dauerhaft zieht Days Gone aber nicht so toll mit. Unter anderem Eurogamer und IGN bemängeln eine fehlende Variation in Mechaniken und Missionen, das Spiel wiederhole sich zu oft und sei zu lang für seinen Inhalt, zumal die Welt irgendwann mangels der Fähigkeit, durch die Umgebung Geschichten zu erzählen, in der Monotonie ewig gleicher Aktivitäten „eintönig“ werde. Immer wieder werden zudem Mechaniken übermäßig sichtbar, bemängelt 4Players.
Die Frage eines Nachfolgers entscheidet sich aber nicht nur anhand der – in Anbetracht solcher Urteile erwartbaren – Verkaufszahlen, sondern auch anhand des nicht genutzten Potentials. Das ist vorhanden, denn das Fundament sei solide, bescheinigt USGamer. Am Ende erscheint Days Gone in der Summe der Berichte wie ein weiteres und letztlich beliebiges Open-World-Spiel für Fans des Genres, die vom immer Gleichen mit neuem Anstrich nicht genug bekommen können oder die der Survival-Ansatz reizt. Spannend wird es zwar – aber nicht zum Vollpreis.
Publikation | Wertung |
---|---|
4Players | 80/100 |
DualShockers | 8/10 |
Eurogamer | - |
GameSpot | 5/10 |
GamePro | 82/100 |
IGN | 6.5/10 |
TheSixthAxis | 6/10 |
USGamer | 3.5/5 |
Metacritic (PS4) | Presse: 71/100 Nutzer: 8.3/10 |
Fazit
Days Gone löst zwar keine Jubelstürme aus, dafür hat das Spiel einfach zu viele Schwächen, aber es ist absolut lobenswert, dass Sony immer mehr zuvor exklusiv für PlayStation aufgelegte Spiele auf den PC bringt – denn der Konzern hat schlicht einige unglaublich gute Titel auf der Konsole. Days Gone liegt ganz konkret aber nur im oberen Mittelmaß. Das Game macht durchaus Spaß und bietet zum Beispiel eine gute Atmosphäre. Aber es gibt auch Probleme wie die eher schlechte Story und ein schnell repetitiver Missionsablauf.
Auch die Technik der PC-Version ist Mittelmaß. Nach dem optisch sehr guten Horizon Zero Dawn (Test) sieht Days Gone heutzutage noch ordentlich aus, mehr aber eben nicht. Es gibt positive Aspekte wie die durch die Grafik erzeugte Atmosphäre. Beleuchtung, Detaildichte oder Animationen spielen aber im Jahr 2021 nicht mehr in der Topliga.
Die Frametimes sind ein Problem
Dafür ist die Performance gemessen in FPS positiv hervorzuheben, denn schnelle Grafikkarten knacken bei maximalen Grafikdetails die 60-FPS-Marke und Einsteiger-GPUs laufen auch in Full HD noch flüssig. Das gilt aber eben nur für die Framerate, denn mit den Frametimes hat die PC-Version von Days Gone derzeit noch große Probleme. Das Spiel stockt immer mal wieder heftig – an manchen Orten nur selten, an anderen dagegen häufig. Das vor allem deshalb nervig, weil es auf GeForce- und Radeon-Grafikkarten der Fall ist und es auch keine Grafikoption gibt, die daran etwas ändert. Hier muss der Entwickler unbedingt schnellstmöglich nachbessern.
Nvidia liegt klar vor AMD
Apropos AMD und Nvidia: GeForce-Beschleuniger haben in Days Gone die Nase durchweg vorn, was aber nicht verwundert, denn die genutzte Unreal Engine 4 hat den Radeons mit DirectX 11 anders als in der DX12-Fassung noch nie geschmeckt. Schon im GPU-Limit schneidet Nvidia deutlich besser ab, während die RDNA-2-Radeons in niedrigen Auflösungen schnell ins CPU-Limit laufen und dann einen noch deutlich größeren Rückstand aufweisen. Das wird sich, wie die Erfahrung gezeigt hat, auch mit kommenden Spiele-Updates und Treibern nicht ändern. Unreal Engine 4 mit DirectX 11 ist einfach Nvidia-Land.
ComputerBase hat Days Gone vom Publisher Sony zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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