Epos H3 im Test: Teures Headset mit Vorlieben für hohe Töne
Der aus der Headset-Sparte von Sennheiser hervorgegangene Hersteller Epos veröffentlicht mit dem H3 die zweite Serie seiner Kopfhörer-Mikrofon-Kombinationen. Für den geforderten Preis dürfte das H3 klanglich nur eine bestimmte Gruppe von Käufern ansprechen, die aber auch bei der Materialwahl mehr erwarten dürfte.
Design und Verarbeitung
Lange Zeit führten der Kopfhörerspezialist Sennheiser und die William Demant Holding, ein Gesundheitsunternehmen aus Dänemark, das unter anderem auch Hörgeräte entwickelt, das Joint Venture Sennheiser Communications A/S. Es wurde 2020 nach 16 Jahren beendet und die Sparte für Gaming-Headsets ging in das neu gegründete Unternehmen Epos über, das jedoch weiterhin unter dem Dach von Demant fungiert. Daher dürfte es nicht verwundern, dass das H3 in Gestaltungsfragen an die Headsets von Sennheiser der letzten Jahre erinnert.
Für den vom Hersteller veranschlagten Verkaufspreis von 120 Euro erhält der interessierte Käufer ein Headset, das zunächst ein wenig wackelig wirkt – was aber vor allem der Aufhängung der Ohrmuscheln zuzurechnen ist. Der aus Metall gefertigte Kopfbügel sorgt für einen guten und nicht zu straffen Sitz, wofür auch das geringe Gewicht von 267 g sorgt. Bei plötzlich heftigen Kopfbewegungen kann das Headset jedoch abrutschen. Die Polsterung hätte zudem etwas stärker ausfallen müssen, bereits mit leichtem Druck ist der Bügel darunter zu erfühlen.
Epos H3 | Roccat ELO X Stereo | Mad Catz F.R.E.Q. 4 | Fnatic React | Lioncast LX55 | Turtle Beach Recon Spark | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | |||||
Treiber: | Neodymium, 40 mm | Neodymium, 50 mm | Neodymium, 53 mm | Neodymium, 40 mm | ||
Anschlüsse: | 3,5 mm Klinke, Kabel am Headset abnehmbar | 3,5 mm Klinke | USB | 3,5 mm Klinke | ||
Drahtlose Verbindungen: | – | |||||
Frequenzbereich Kopfhörer: | Klinke: 10 Hz – 30.000 Hz | Klinke: 20 Hz – 20.000 Hz | USB: 20 Hz – 20.000 Hz | Klinke: 20 Hz – 40.000 Hz | Klinke: 20 Hz – 20.000 Hz | |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | – | |||||
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | – | |||||
Drahtloses Laden: | Nein | |||||
Bedienelemente am Headset: | Ja | Nein | Ja | |||
Kabelfernbedienung: | Nein | Ja? | Ja | Nein | ||
Integrierte Soundkarte: | Nein | Ja | Nein | |||
Raumklang: | Nein | Ja | Nein | |||
Frequenzbereich Mikrofon: | Klinke: 10 Hz – 18.000 Hz | Klinke: 100 Hz – 16.000 Hz | USB :50 Hz – 12.000 Hz | ? | Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz | |
Mikrofon Eigenschaften: | hochklappbar, stummschaltbar, justierbar | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar | hochklappbar, stummschaltbar, justierbar | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar, Popschutz | hochklappbar, stummschaltbar | |
RGB-Beleuchtung: | Nein | Ja | Nein | |||
Kühlung: | – | |||||
Vibrationsfunktion: | Nein | |||||
Gewicht: | 267 g | 314 g | 320 g | 305 g | 245 g | |
Preis: | 119 € | 49,99 € | 59,99 € | 69,99 € | ab 40 € | 49,99 € |
Die Aufhängungen der Ohrmuscheln sind aus Kunststoff gefertigt, der Preisklasse entsprechend hätte hier bereits ebenfalls Metall erwartet werden können. Sie bieten eine Justierung über zwei Achsen; der Bewegungsradius erscheint dabei auf den ersten Blick nicht sonderlich groß, reicht aber aus, um die Muscheln sowohl vertikal wie auch horizontal gut an das Ohr anzupassen. Die abnehmbaren Polster selbst fallen nicht besonders groß aus und dürften nur kleine Ohren komplett umschließen – und bei den meisten Nutzern daher nur aufliegen. Hierbei bietet die Konkurrenz bei ähnlichen Preisen mehr. Die Polster selbst hätten wie beim Kopfbügel etwas stärker ausfallen können, dafür hat Epos sie auf der Auflagefläche mit Stoff und nur an den Seitenrändern mit Kunstleder versehen.
Das Mikrofon des analogen Headsets lässt sich herunterklappen, aber nicht abnehmen und ist auch nur bedingt vor dem Mund positionierbar. Dafür lässt es sich durch einfaches Hochklappen automatisch deaktivieren. An Anschlüssen und Bedienelementen bietet das Headset ebenfalls nicht viel, was bei dem geringen Funktionsumfang aber nicht verwundert. So ziert, aus welchen Gründen auch immer, ein eher weniger geläufiger 2,5-mm-Anschluss das Modell, womit weitere Parallelen zu Sennheiser auftreten. Bei einem Defekt der Kabel kann das Headset also nicht wie bei anderen Herstellern eher üblich mit einem gewöhnlichen Klinkensteckerkabel weiterbetrieben werden, auch der tiefe Einlass des Kabels am Epos H3 selbst dürfte das Betreiben des Headsets mit einem Stecker gleicher Dicke erschweren. Epos legt dem H3 zwei Anschlusskabel bei: einmal mit einem normalen vierpoligen Klinkenstecker in der Größe von 3,5 mm, das mit einer Länge von 1,5 m recht kurz geraten ist, und einem Exemplar mit getrennten Steckern für Kopfhörer und Mikrofon bei einer Länge von 2 m.
Weitere Gemeinsamkeiten zu den früheren Headsets von Sennheiser zeigen sich im Lautstärkeregler, doch während sich die Variante beim Kopfhörerspezialisten komplett drehen lässt, ist dies beim vorliegenden Headset nur über das Innenteil möglich. Es ist zudem recht schwergängig, wodurch die Finger leicht abrutschen können.
Die Verarbeitung ist generell gut, es lassen sich keine größeren Spalten erkennen und das Headset erscheint stabil – für den geforderten Preis darf aber eine andere Materialwahl erwartet werden.
Klangliche Höhen
Laut Hersteller bietet das H3 einen möglichen Frequenzgang von 10 Hz bis 30 kHz. Klanglich folgt das Modell den bisher von Sennheiser veröffentlichten Headsets, was vor allem eine von Höhen und Mitten dominierte Wiedergabe bedeutet. Ein Bassfundament ist dagegen kaum zu erkennen. Es kann zwar über eventuelle Anhebungen per Equalizer hinzugefügt werden, das Klangbild wirkt dabei aber weniger wie eine Einheit. Je nach Quelle ist die Dominanz der Frequenzbereiche so stark, dass die Wiedergabe schon fast quäkend anmutet. Hier muss ebenfalls nach den eigenen Vorlieben entschieden werden: Wird Wert auf eine gute Höhenwiedergabe gelegt, könnte das H3 gute Dienste leisten, eine ausgewogene und vollumfängliche Klangwiedergabe bietet es aber nicht.
Die Hochtondominanz mag daher bei Shootern, bei denen es vor allem auf das Erkennen leiser Geräusche ankommt, noch von Vorteil sein. Schlachten epischen Ausmaßes machen dagegen weniger Spaß – es fehlt einfach der „Rumms“, wenn Panzer oder andere Fahrzeuge an einem vorbeifahren oder Explosionen in direkter Nähe erfolgen. Somit wäre es besser gewesen, zumindest ein „normales“ Bassfundament bereitzustellen, das der Nutzer auf Wunsch über Klangeinstellungen vermindern könnte – so hätten wenigstens mehrere Nutzungsszenarien abgedeckt werden können. Alleine der Griff zum halb so teuren LX 55 von Lioncast (Test) zeigt, was möglich gewesen wäre.
Auch in Sachen Musik dürfte das H3 für viele Nutzer nicht der Kopfhörer der Wahl sein, selbst ein 25 Jahre alter HD 560 Ovation II von Sennheiser übertrifft diesen in Sachen Auflösung und dargestelltem Frequenzspektrum bei Weitem. Obwohl die Hochtonwiedergabe sehr präsent ist, will zudem kein überzeugendes Stereo-Bild aufkommen. Die räumliche Komponente in Kombination mit der fehlenden Tieftonwiedergabe lässt darüber hinaus keine wirkliche Empfehlung für den entspannten Filmgenuss zu.