Ex-Unitymedia: Vodafone trennt sich beim Routing von Liberty Global

Update Nicolas La Rocco
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Ex-Unitymedia: Vodafone trennt sich beim Routing von Liberty Global
Bild: Vodafone

Vodafone trennt sich nach der Übernahme von Unitymedia beim Routing respektive Peering von den letzten Überbleibseln des vorherigen Mutterkonzerns Liberty Global. Die Integration der ehemaligen Geschäftsgebiete in das Netz von Vodafone soll Verbesserungen bei Netflix, Twitch, Facebook, Microsoft oder Google mitbringen.

Alternativen zu Amsterdam oder Frankfurt a.M.

Bis zum Herbst 2019 gehörte Unitymedia noch zur britischen Liberty Global und über deren „Aorta“ (ASN6830) lief auch nach der Übernahme von Unitymedia durch Vodafone noch das Routing respektive Peering. Bislang passierten die Datenpakete auf dem Weg zu ihrem Ziel die Aorta in Frankfurt und Amsterdam. Wie Vodafone heute erklärte, fließe der Datenverkehr von Kunden aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg jetzt durch mehrere neue regionale „Auf- und Abfahrten“ über eine „andere Glasfaser-Datenautobahn“ als bisher ins Internet und zurück.

Die Datenpakete aus Nordrhein-Westfalen will Vodafone auf ihrem Weg ins Internet fortan über direkte Anbindungen von Vodafone in Amsterdam und Düsseldorf leiten, während die Datenpakete aus Hessen ab sofort über Frankfurt aus dem eigenen Netz in andere Netze weitergeleitet werden sollen.

Der Datenverkehr aus Baden-Württemberg werde hingegen über München oder Frankfurt geleitet. Durch die neuen Routen über regionale Knotenpunkte sollen die Datenpakete ihr Ziel in vielen Fällen nun wesentlich direkter erreichten. Vodafone spricht beim aufkommenden Datenverkehr aus den Regionen nach aktuellem Stand von bis zu 10 Tbit/s an Werktagen.

Bessere Anbindung bekannter Dienste

Für den Kunden soll sich das neue Routing in einer besseren Anbindung zahlreicher bekannter Dienste widerspiegeln. Vodafone nennt konkret die Server von Netflix, Twitch, Facebook, Microsoft oder Google, die von der neuen Streckenführung profitieren sollen. Durch die eingesparten Zwischenschritte verkürze sich in vielen Fällen die Laufzeit, die ein Datenpaket benötigt, um ans Ziel zu gelangen, so Vodafone. Auch aufgerufene Webseiten könnten beim neuen Routing von der niedrigeren Laufzeit profitieren.

Vodafone sieht Peering-Policy als Vorteil

Parallel zum neuen Routing hat Vodafone die Kapazität an mehreren privaten und öffentlichen Übergabepunkten erweitert. Zusammengefasst liege der Datenverkehr an allen bundesweiten Übergabepunkten von Vodafone zuletzt bei täglich bis zu 20 Tbit/s. Wie Vodafone weiter erläutert, komme dem Unternehmen beim Leiten der Verkehrsströme dessen offene Peering-Policy zugute, die auch kleineren Anbietern die Anbindung an das Vodafone-Netz ermögliche. In der Tat gilt die Peering-Policy von Vodafone als deutlich weniger restriktiv als etwa bei Liberty Global oder auch der Deutschen Telekom. Guido Weissbrich, Netz-Chef von Vodafone, sagte: „Alle Standorte sind so konzipiert, dass sich die Kapazitäten bedarfsgerecht und ohne nennenswerten zeitlichen Verzug erweitern lassen. Wir setzen bei unserer Netzplanung zudem auf eine offene Peering-Policy – wenn es unseren Kunden hilft, schließen wir auch kleinere Anbieter direkt an unser Netz an. Darin unterscheiden wir uns von vielen anderen Anbietern.

Mehr Glasfaser im lokalen Netz geplant

Bereits Ende Januar hatte Vodafone die Hauptleitungen seines Netzes unter anderem direkt an den Berliner Internetknoten BCIX (Berlin Commercial Internet Exchange) angeschlossen. Zuletzt hat Vodafone zudem angekündigt, auf mehr Glasfaser im lokalen Netz setzen und die koaxialen Netzabschnitte verkleinern zu wollen. Bisherige Coax-Verstärkerpunkte sollen zu Glasfaserknoten werden, um die letzten Meter zum Haushalt mit Coax zu verkürzen und weniger Haushalte über Verstärkerpunkte anzubinden.

Geplante Verdichtung des Glasfasernetzes
Geplante Verdichtung des Glasfasernetzes (Bild: Vodafone)
Update

Wie dem Mitglied „floh667“ im Forum aufgefallen ist, ist Vodafone am AMS-IX mit zwei Links mit jeweils 200 Gbit/s angebunden, während das ehemalige Unitymedia-Gebiet nur mit einem dieser Links angebunden ist. Dem Nutzer zufolge mache sich dies oftmals zu Stoßzeiten bemerkbar, wenn „einige Dienste mit etwas Paketverlust behaftet und die Geschwindigkeiten stark beeinträchtigt“ seien. Die Vermutung von floh667: „Entweder Vodafone hat vergessen, dass sie am AMS-IX zwei Links haben, oder jemand war nachlässig.

Keine der beiden Vermutungen trifft jedoch zu. Wie ein Sprecher auf Nachfrage erläuterte, werde Vodafone am AMS-IX alles auf nur noch einen Port mit 200 Gbit/s migrieren. Das ehemalige Unitymedia-Gebiet ist demnach schon auf dem Stand, den Vodafone mit derzeit noch zwei Links künftig ebenfalls haben wird. Neu hinzugekommen ist im Gegenzug ein Link am NL-ix in Düsseldorf, der noch aufgerüstet wird. Einen Port mit 100 Gbit/s gibt es bereits am NL-ix.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Vodafone unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.