HTC Vive Pro 2 ausprobiert: VR-HMD mit Rekord-Auflösung und 120-Hz-LCD für 799 Euro
Mit der Vive Pro 2 liefert HTC ein neues VR-Headset für den High-End-Markt, das wie schon der Vorgänger wenig neues aber von allem mehr bietet. Für regulär 799 Euro für das reine Headset schlägt HTC die Konkurrenz auf dem Papier bei Tracking, Auflösung und Field of View.
Das Beste aus drei Welten
Die HTC Vive Pro vereint zumindest auf dem Papier das Beste aus HP Reverb G2, Valve Index und der Vive Cosmos Elite und legt dabei in der Regel sogar noch eine Schippe drauf.
Mit der „5K-Auflösung“ mit 2.448 × 2.448 Pixeln pro Auge wird selbst die HP Reverb G2, wenn auch nur knapp, noch übertroffen. HTC bietet damit vorerst wieder das am höchsten auflösende VR-Headset für Endkunden an, von Exoten wie PimaxVR oder StarVR One, die es nie in den Massenmarkt geschafft haben, abgesehen.
LCD mit drei Subpixeln statt OLED
Neben der gegenüber der ersten Vive Pro (Test) gestiegenen Auflösung hat sich auch der Displaytyp von OLED zu LCD geändert, was zwar zu weniger guten Schwarzwerten, dafür aber zu einer Reihe anderer Verbesserungen führt. Zu diesen zählt unter anderem die neue RGB-Subpixelmatrix, die drei statt nur zwei Subpixel je Pixel bietet, was den Fliegengittereffekt in Kombination mit der im Vergleich zur ersten Generation erhöhten Pixelfüllrate laut HTC praktisch eliminiert.
Im Gegensatz zur HP Reverb G2 sind die Pixel bei HTC auf ein horizontales Sichtfeld von 120° verteilt. Das sind 6° mehr, aber noch ein Stück von den 130° Field of View, die Valve im Optimalfall für die Index angibt, entfernt. Dabei sind diese Angaben alle mit Vorsicht zu genießen, denn die in der Praxis erreichten Werte weichen oft von den Herstellerangaben ab. Betrieben werden kann die Vive Pro 2 mit einer Bildwiederholrate von entweder 90 Hz oder 120 Hz.
Mit Doppellinsen und Display Stream Compression
Um mit dem größeren Sichtfeld, der höheren Auflösung und der im Vergleich zum Vorgänger höheren Bildwiederholrate umgehen zu können, greift HTC zweimal in die Trickkiste.
Ähnlich wie bei der Valve Index kommen pro Auge zwei Linsen zum Einsatz, was zu einer deutlich verbesserten Bildschärfe im Randbereich sorgen soll. Der Test der Valve Index hat gezeigt, dass dieser Ansatz funktioniert.
Um die Kompatibilität mit Grafikkarten auch unterhalb der neuesten Generation zu gewährleisten, bietet HTC als erstes VR-Headsets Display Stream Compression (DSC). Damit sind offiziell alle Nvidia-Grafikkarten ab der 2000er Serie und AMD Grafikkarten ab der 5000er Serie in der Lage die volle Auflösung bei 120 Hertz zu liefern. Davon unabhängig muss ein Rechner natürlich auch genügend FPS liefern können, was bei der Auflösung auch mit den gängigen VR-Rendering-Tricks einiges an Rechenleistung voraussetzt.
Ansonsten nichts Neues: im Guten, wie im Schlechten
Anders als HP oder Oculus setzt HTC bei der Vive Pro 2 weiterhin nicht auf Inside-Out-Tracking, sondern vertraut auf das bekannte SteamVR-Tracking. Das erfordert zwar wie eh und je einen aufwändigeren Aufbau, hat sich aber bis heute als die präziseste und am wenigsten fehleranfälligste Tracking-Methode bewiesen. Die Entscheidung für SteamVR-Tracking ermöglicht auch die Kompatibilität mit einer Vielzahl an Zubehör vom Vive Wireless Adapter bis hin zu den Valve Index Controllern.
Apropos Controller: Auch hier bleibt sich HTC treu und liefert die Vive Pro 2, wenn gewünscht, weiterhin mit den klassischen Wand-Controllern aus, die schon bei der ersten HTC Vive zum Einsatz kamen und mittlerweile technisch nicht mehr den neuesten Standard repräsentieren. Diesen Umstandes ist sich auch HTC bewusst. Der Hersteller wirbt daher selbst im eigenen Pressematerial mit den kompatiblen Valve-Index-Controllern statt mit den eigenen.
Nahezu direkt vom Vorgänger übernommen wurden auch das Design und die Audiolösung. Beides konnte im Test der Vive Pro allerdings auch überzeugen. Einzig die freischwebenden Kopfhörer von Valve Index und HP Reverb G2 wären ein deutliches Upgrade gewesen.
Für Vorbesteller beim Hersteller günstiger
Die Vive Pro 2 kann ab sofort als separates HMD mit 60-Euro-Rabatt für 739 Euro direkt bei HTC Vive vorbestellt werden, erste alternative Händler wie Alternate* oder Bestware* bieten den Rabatt im Warenkorb ebenfalls an. Von HTC wird die Variante ohne weiteres Zubehör als perfektes Upgrade für SteamVR-Nutzer beschrieben, die schon ein VR-System besitzen und nur das Headset upgraden wollen. Im Handel verfügbar sind sowohl das Headset als auch das komplette Set mit Basestations und Controllern ab dem 4. Juni. Für das Headset alleine werden dann 799 Euro fällig und das Komplettpaket schlägt mit 1.399 Euro zu Buche.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von HTC unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
Erste Eindrücke
Seit Dienstag dieser Woche befindet sich ein Testexemplar der HTC Vive Pro 2 in der Redaktion und seit heute darf auch offiziell über das VR-Headset berichtet werden. Getestet wurde bereits fleißig, doch weniger als 48 Stunden brutto reichen für ein endgültiges Fazit nicht aus. Daher gibt es heute nur einen ersten Eindruck, der umfangreiche Bericht folgt dann Anfang nächster Woche.
Scharfes Bild, wenn alles passt
Der erste Blick durch die Vive Pro 2 war erst einmal ein Schock, denn trotz der beworbenen 5K-Auflösung begeistert das Bild zunächst nicht mit besonderer Schärfe. Ein kurzer Blick in die Einstellungen verriet allerdings, dass die voreingestellte Auflösung beim Testmuster nur einem Viertel der nativen Pixelzahl entspricht.
Wenn diese Hürde genommen ist, glänzt die Vive Pro 2 mit einer sehr guten Bildschärfe und einem praktisch nicht mehr sichtbaren Fliegengittereffekt. Dabei fiel allerdings bei dunklem Hintergrund ein starker Glare-Effekt rund um helle Objekte auf und die Bildqualität nahm schnell deutlich ab, wenn das Headset nicht einwandfrei vor den Augen sitzt.
Audio ohne Tiefen
Die Audioausgabe der Vive Pro 2 mit den ohraufliegenden Kopfhörern sammelte im Ersteindruck noch keine Pluspunkte. Im Vergleich zur Lösung der Valve Index gibt es deutlich weniger Bass, was beispielsweise in Beat Saber dem Spielspaß und der Atmosphäre abträglich ist. Im Gegensatz zu anderen Lösungen, bei denen die Ohren frei bleiben, fühlt man sich unter der Vive Pro 2 dafür spürbar von der echten Welt abgeschottet.
Ergonomie und Tracking
Die Vive Pro 2 fühlt sich trotz ähnlichem Gewicht klobiger an als beispielsweise eine Valve Index oder die verschiedenen Headsets von Oculus. Dafür überzeugt die Gewichtsverteilung und die großen Ausmaße lassen zum ersten Mal so viel Platz unter dem Headset, dass eine Brille nicht nur passt, sondern gar nicht auffällt. Trotzdem ist der Ersteindruck zum Komfort schlechter als beispielsweise bei der HP Reverb G2.
Das bekannte SteamVR-Tracking arbeitet hingegen auch bei der Vive Pro 2 konkurrenzlos gut. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit den Valve-Index-Controllern, die sich direkt im relativ einfachen Installationsprozess koppeln lassen.
Den vollständigen Testbericht inklusive Messungen zur Leistungsanforderung mit 5K-Auflösung und 120 Hertz gibt es Anfang nächster Woche. Bis dahin dürfen in den Kommentaren gerne Anregungen und Fragen gepostet werden, auf die – sofern möglich - eingegangen wird.
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