Hue Wandschalter Modul im Test: Philips' Ansatz gegen den Gast, der Wandschalter nutzt
Mit dem Philips Hue Wandschaltermodul nimmt sich Signify ein seit jeher bestehendes Problem seiner smarten Hue-Leuchten an. Deckenleuchten werden oft versehentlich ausgeschaltet und können somit aufgrund der permanent benötigten Stromversorgung nicht mehr vom Netzwerk angesprochen werden.
Das Problem mit dem Wandschalter
Smarte Beleuchtung benötigt eine permanente Stromzufuhr, der herkömmliche Wandschalter muss also stets in seiner eingeschalteten Stellung verweilen, damit der Nutzer die smarte Beleuchtung steuern oder zeitschalten kann. Besucher, die das nicht wissen, wundern sich umso mehr, wenn beim Betätigen der vermeintlich ausgeschalteten Deckenleuchte nichts passiert – und haben die Stromzufuhr zur smarten Leuchte dabei dauerhaft gekappt.
Dabei bleibt Gästen aber auch oft gar nichts anderes übrig als der Griff zum Schalter. Doch selbst die, die die Steuerung über App oder Sprachbefehl vornehmen könnten, greifen hin und wieder zum Schalter (wird die Stromzufuhr erst getrennt und dann wieder hergestellt, werden die Hue-Leuchtmittel aktiviert), weil es schneller geht, oder gerade kein Smartphone zur Hand ist.
Den Schalter zu behalten, hat also Vorteile. Nur sollte verhindert werden, dass unbedarfte Anwender ihn falsch nutzen.
Zur Lösung des Problems bedienten sich Nutzer verschiedener Methoden. So gibt es beispielsweise Abdeckrahmen, die den (angeschalteten) Schalter verstecken, der Griff muss dann aber zwangsläufig zur „smarten“ Methode erfolgen. Oder es wird die Fernbedienung von Philips Hue (Hue Dimmer) in Schalternähe bereitgelegt. Es gibt sogar Schalter-Blenden, die die Halterung für die Fernbedienung direkt mitbringen.
Die teuersten Alternativen stellen spezielle mit Hue kompatible Schalterserien dar: Schon das einfachste Modell von Busch-Jaeger kostet als Doppelwippe allerdings rund 70 Euro.
Unterschiede zu Shelly sowie Zigbee- und Z-Wave-Aktoren
Auch sogenannte Shellys oder Zigbee- und Z-Wave-Aktoren finden in der Hue-Community vielfach Anwendung, greifen jedoch auf eine andere Funktionsweise zurück. Alle drei werden mit dem Stromkreislauf der Lampe verbunden und steuern die Stromzufuhr zum Endgerät. Der klassische Schalter kann die Stromzufuhr also weiterhin unterbrechen, sie lässt sich per App aber auch aus der Ferne wieder herstellen.
Das Shelly-Modul arbeitet via WLAN und spricht daher nicht direkt die Hue Bridge an. Die weitere Kopplung beispielsweise mit HomeKit muss angelernt werden. Der Z-Wave- oder Zigbee-Aktor agiert hingegen mit der Hue Bridge und wird – je nach Aktor – in der Hue-App als Steckdose oder Lampe aufgeführt.
Zwar kommt ein Zigbee-Aktor der Funktionsweise des Hue-Wandmoduls schon nahe, doch ist hier auf einiges zu achten. Zigbee-Aktoren sind nicht universell einsetzbar. Es gibt Aktoren für ein- und zweifach Taster sowie Schalter und diese sowohl mit, als auch ohne Dimmfunktion. Ein wichtiger Fakt ist auch, dass der Aktor gegenüber dem Hue-Modul zwingend einen Neutralleiter benötigt, der gerade bei älteren Elektrowandinstallationen fehlt. Zudem sind die gängigen Aktoren mit Abmessungen von etwa 45 × 45 × 20 mm auch um einiges größer als das Wandmodul (43,3 × 38 × 10,2 mm) und passen so nicht zwingend hinter jeden Wandschalter.
Ein weiterer großer Nachteil von Zigbee-Aktoren ist, dass diese oftmals eine Mindestlast der angeschlossen Lampe benötigen. Liegt diese Last über dem Verbrauch der angeschlossenen Lampe kann es zu Problemen beim Schalten kommen. Etwas hat der Aktor dem Hue-Wandmodul jedoch auch voraus: Er benötigt keine Hue-Leuchtmittel, sondern ist mit allen herkömmlichen Leuchtmitteln kompatibel.
Mit dem Devolo-Unterputzschalter hatte ComputerBase auch schon eine Z-Wave-Umsetzung im Test.
Das Modul im Detail
Signify schafft hier mit dem Philips Hue Wandschaltermodul Abhilfe. Gegenüber den Aktoren von Drittanbietern wird nicht die Stromzufuhr gesteuert, sondern nur das Schaltsignal. Diese Vorgehensweise birgt jedoch nicht nur Vorteile.
Trumpf des Hue-Wandmoduls ist zuerst einmal die überaus leichte Integration ins bestehende Hue-System. Da nicht die Stromzufuhr, sondern das Schaltsignal abgegriffen wird, kann die Deckenlampe außerdem problemlos gedimmt werden oder beim Schalten verschiedene Szenen wiedergeben. Gerade beim Dimmen bestehen bei Aktoren und Shellys Probleme, da neben dem Modul auch das Leuchtmittel eine Rolle spielt. Apropos Leuchtmittel: Hier ist der größte „Nachteil“ des Wandmoduls zu finden. Können Shelly und Zigbee-Aktor mit nahezu jeder Deckenleuchte agieren, setzt das Hue-Wandmodul aufgrund der Funktionsweise zwingend Hue-Leuchtmittel voraus. Da die Kommunikation via Zigbee (3.0) erfolgt, wird außerdem eine Hue Bridge benötigt, was zugleich die Steuerung von Leuchten via Bluetooth ausschließt.
Das kleine Modul muss in der Unterputzdose hinter dem Lichtschalter platziert werden. Hier sollte vor der Installation unbedingt auf die Tiefe und den vorhandenen Platz in der Dose geachtet werden. Zur Signalübertragung greift das kleine Modul auf eine Knopfzellenbatterie vom Typ CR2450 zurück. Zwar soll diese laut Herstellerangaben mindestens für fünf Jahre ausreichen, doch muss beim Batteriewechsel der gesamte Schalter abgebaut werden.
Erfreulich ist, dass das Wandschaltermodul auch mit Doppelschaltern und Tastern agieren kann. Für Ersteres liegen dem Lieferumfang neben dem kleinen Modul und einer Wago-Steckklemme zwei Verbindungskabel bei.
Das Philips Hue Wandschaltermodul soll zwar ab Frühjahr 2021 verfügbar sein, zeigt sich bisher jedoch noch nicht im Handel. Es ist zunächst nur über den direkten Vertrieb über Philips erhältlich. Für das einzelne Modul ruft Philips eine Preisempfehlung von rund 40 Euro auf. Im Doppelpack werden 70 Euro, also 35 Euro pro Stück fällig.
Installation
Achtung, Lebensgefahr: Zur Installation des Philips-Hue-Wandschaltermoduls sind Arbeiten an elektrischen Leitungen notwendig. Vor Beginn der Installation ist daher zwingend die Stromzufuhr über die Sicherung oder den Hauptschalter zu kappen. Im Zweifelsfall ist die Installation nur über eine ausgebildete Fachkraft vorzunehmen.
Nachdem die Stromzufuhr gekappt wurde, geht die Installation des Hue-Wandschaltermoduls binnen weniger Minuten einfach vonstatten. Mit Hilfe eines kleinen Schlitz-Schraubendrehers werden zunächst die Schalterwippe und der Rahmen entfernt. Gleiches gilt für den nun freiliegenden Wechselschaltereinsatz, dessen Halteklammern über Kreuzschrauben zu lösen sind. Unerfahrene Nutzer sollten sich nun die Klemmreihenfolge der angesteckten Kabel merken oder notieren, ehe diese vom Wechselschalter gelöst werden. Die gekappte Leitung wird mit einer Wago-Klemme geschlossen. Im letzten Schritt werden das Modul und der Wechselschalter mit dem beiliegenden Kabel verbunden und in die Dose eingesetzt.
Neben dem Installationsvideo beschreibt Philips die einzelnen Schritte auch in einer bebilderten Beschreibung (PDF).
In der Hue-App geht die Integration des Moduls ebenso gewohnt einfach von der Hand. Im Einstellungsreiter wird das Modul als neues Zubehör dem System hinzugefügt. Nach einer kurzen Suche wird es ohne Probleme gefunden und integriert. Im Nachgang müssen nur noch die Schalterart (einfacher oder doppelter Kippschalter) und der angesteuerte Raum gewählt werden – fertig. In den Einstellungen des Moduls kann zusätzlich noch das einfache Einschalten oder ein Einschalten mit Szenenwechsel eingestellt werden.
Alltagserfahrungen und Fazit
Das Philips Hue Wandschaltermodul hält, was es verspricht: Es verhindert das Kappen der permanenten Stromversorgung von smarten Deckenleuchten. Der Wandschalter kann ohne Bedenken auch von ahnungslosen Gästen betätigt werden, ohne dass die Deckenlampe vom Netz geht. Gegenüber den genannten Alternativen um Shelly, Z-Wave- sowie Zigbee-Aktor oder Hue-Dimmer ist das Modul die einfachste Lösung, um den herkömmlichen Lichtschalter smart zu machen.
Montage und App-Integration des Wandschaltermoduls sind leicht und auch von handwerklich ungeübten Nutzern zu meistern. Einziger Wermutstropfen ist, dass die zugehörige Lampe zwingend über ein Hue-Leuchtmittel verfügen muss. In diesem Punkt haben Z-Wave oder Zigbee-Aktoren einen Vorteil: Sie erlauben die Verwendung herkömmlicher Leuchtmittel, doch muss bei den Aktoren auf einige Voraussetzungen wie Größe, Mindestlast, Neutralleiter und Funktionstyp geachtet werden.
Teure Lösung (für ein Problem?)
Weiterer Knackpunkt der Philips-Hue-Lösung ist der hohe Anschaffungspreis von 40 Euro. Bedenkt man, dass die Dimmer-Fernbedienung im Bundle mit einem E27-Leuchtmittel oft für rund 20 Euro im Angebot zu finden ist. Damit das Philips Hue Wandschaltermodul eine größere Käuferschicht sichern kann, sollte der Straßenpreis zwischen 20 und 30 Euro liegen – es ist immerhin nur ein Zubehör-Gadget zum ohnehin schon kostspieligen Hue-System. In diesem preislichem Rahmen finden sich auch die Zigbee-Aktoren wieder. Und dann wäre da noch die Frage nach der Tragweite des zu lösenden Problems: Kommt es wirklich so oft vor, dass Hue-Leuchten vom Netz gehen?
Weitere Einsatzzwecke denkbar
Dessen ungeachtet ist das Modul eine überaus gute Ergänzung für bestehende Hue-Systeme. Die möglichen Anwendungsszenarien enden jedoch nicht nur bei Deckenleuchten. Das Modul kann ebenso einfach eigenständig genutzt werden. Mit einem beliebigen Wechselschalter verbunden, kann das Gespann etwa als Fernbedienung fungieren – wenngleich sich hier auch der herkömmliche Hue-Dimmer besser eignet und günstiger ist.
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Ja, aber nicht überall, wo es möglich ist
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Ja, überall wo es möglich ist
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Nein
Ebenso kann ein Raum, der nur über eine Deckenleuchte und einen Lichtschalter verfügt, dafür aber mit weiteren Akzentleuchten bestückt ist, mit Leichtigkeit gesteuert werden. Hier kann der einfache Lichtschalter durch einen doppelten Schalter ersetzt und beide mit dem Modul verbunden werden, sodass ein Schalter der Deckenleuchte und der andere Schalter den übrigen Lampen dient.
ComputerBase hat das Philips Hue Wandschaltermodul leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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