Snapdragon 778G: Qualcomm holt sich zweite Foundry für obere Mittelklasse
Zur Hauskonferenz „5G Summit“ stellt Qualcomm den Snapdragon 778G für die obere Mittelklasse vor. Die Nähe zum Snapdragon 780G gibt es nicht nur beim Namen, auch die Features lesen sich sehr ähnlich. Durch die Fertigung bei TSMC statt Samsung holt sich Qualcomm aber eine zweite Foundry in Zeiten des aktuellen Chipmangels heran.
Smartphones mit Snapdragon 778G sollen noch im Laufe des zweiten Quartals dieses Jahres auf den Markt kommen. Qualcomm nannte zur Vorstellung Honor, iQOO, Motorola, Oppo, Realme und Xiaomi als erste Abnehmer. Honor steht seit dem Verkauf an Shenzhen Zhixin New Information Technology nicht länger unter dem für Huawei geltenden US-Bann und kann somit wieder Chips von Firmen wie Qualcomm beziehen.
Fertigung in N6 bei TSMC statt Samsung
Keine zwei Monate nach dem Snapdragon 780G zielt der Snapdragon 778G jetzt auf ein sehr ähnliches Marktsegment: die obere Smartphone-Mittelklasse. Obwohl es durchaus Unterschiede in einigen Bereichen gibt, kann der Chip primär als Zugewinn einer zweiten Foundry und somit als zweites Standbein für Qualcomm in diesem Segment gesehen werden. Der Snapdragon 778G wird bei TSMC in N6, der 780G hingegen bei Samsung in 5LPE gefertigt. Qualcomm selbst sortiert den Snapdragon 778G als Nachfolger des älteren 768G ein.
Neues Core-Design mit schnellerem LPDDR5
Unterschiede finden sich bei der CPU, die auf den aktuellen Cortex-A78 von ARM setzt. Das 1+3+4-Design mit Prime-Core kommt aber nicht mehr zum Einsatz, stattdessen gibt es eine klassische Aufteilung in 4+4 Kerne. Bei der CPU-Leistung dürfte der Snapdragon 778G deshalb sogar leicht besser als der 780G abschneiden, der nur mit einem Kern auf 2,4 GHz kommt. Einen Leistungsschub erfährt der Snapdragon 778G außerdem dadurch, dass das Speicherinterface für LPDDR5-3200 statt LPDDR4X-2133 beim 780G ausgelegt ist. Qualcomm spricht von 40 Prozent mehr CPU-Leistung gegenüber dem Snapdragon 768G mit dessen 1+1+6-Design auf Basis des älteren Cortex-A76.
Mit der Adreno 642L hat der Snapdragon 778G allerdings eine etwas schwächere GPU an Bord, die ebenfalls 40 Prozent mehr Leistung als die Adreno 620 des 768G liefern soll. Mit dabei sind auch hier ausgewählte „Snapdragon Elite Gaming“-Features wie Variable Rate Shading (VRS) oder „Game Quick Touch“ für eine um bis zu 20 Prozent reduzierte Touch-Latenz. Auch das Spielen in HDR wird vom Snapdragon 778G unterstützt. Displays lassen sich in bis zu FHD+ mit maximal 144 Hz ansteuern.
Snapdragon 778G | Snapdragon 780G | |
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Prozess | TSMC N6 | Samsung 5LPE |
Core-Design | 4 + 4 | 1 + 3 + 4 |
CPU | 4 × Kryo 670 Gold (Cortex-A78) @ 2,40 GHz 4 × Kryo 670 Silver (Cortex-A55) @ 1,80 GHz |
1 × Kryo 670 Prime (Cortex-A78) @ 2,40 GHz 3 × Kryo 670 Gold (Cortex-A78) @ 2,20 GHz 4 × Kryo 670 Silver (Cortex-A55) @ 1,90 GHz |
GPU | Adreno 642L | Adreno 642 |
Speicher | LPDDR5 @ 3.200 MHz | LPDDR4X @ 2.133 MHz |
ISP | Spectra 570L Triple 14 Bit ISP 2,0 GP/s 1 × 192 MP Foto 3 × 22 MP @ 30 FPS ZSL 1 × 36 MP/1 × 22 MP @ 30 FPS ZSL 1 × 64 MP @ 30 FPS ZSL 10 Bit HDR/Rec. 2020 Foto + Video 4K Video + 36 MP Foto 4K Video @ 30 FPS 720p Video @ 240 FPS HDR10(+), HLG |
Spectra 570 Triple 14 Bit ISP 2,5 GP/s 1 × 192 MP Foto 3 × 25 MP @ 30 FPS ZSL 1 × 64 MP/1 × 20 MP @ 30 FPS ZSL 1 × 84 MP @ 30 FPS ZSL 10 Bit HDR/Rec. 2020 Foto + Video 4K Video + 64 MP Foto 4K Video @ 60 FPS 720p Video @ 480 FPS HDR10(+), HLG |
DSP | Hexagon 770 12 TOPS (CPU+GPU+DSP) |
Hexagon 770 12 TOPS (CPU+GPU+DSP) |
Wi-Fi/BT | FastConnect 6700 System | FastConnect 6900 System |
Modem | Snapdragon X53 (Sub-6-GHz + mmWave) |
Snapdragon X53 (Sub-6-GHz) |
Bildprozessor verarbeitet weniger Daten
Federn lassen muss der Snapdragon 778G auch beim Spectra-570L-Bildprozessor, der 20 Prozent weniger Gigapixel/s (2,0 vs. 2,5) verarbeiten kann. Das führt zu leicht geringeren Auflösungen für die unterstützten Kamerasysteme. Da es sich aber auch hier um einen Triple-ISP handelt, können wieder drei Kameras simultan ausgewertet werden, um zum Beispiel drei parallele Streams von Vorder- und Rückseite zu verarbeiten. Qualcomm vertraut zudem wieder auf ArcSoft, um bei Videoaufnahmen über den ISP nahtlose Wechsel von Tele zu Weitwinkel und Ultraweitwinkel zu ermöglichen. HDR-Aufnahmen werden in bis zu 4K wie beim Snapdragon 780G unterstützt.
Schnelleres 5G für langsameres WLAN
Weitere Unterschiede finden sich bei der Konnektivität. Der Snapdragon 778G kommt zwar ebenfalls mit integriertem Snapdragon-X53-Modem, neben dem Sub-6-GHz-Spektrum wird bei 5G aber auch mmWave unterstützt. Dort lassen sich bis zu 400 MHz Bandbreite über vier Carrier à 100 MHz bündeln, um im Downlink maximal 3,7 Gbit/s zu erreichen. Im Sub-6-GHz-Spektrum sind wie beim Snapdragon 780G maximal 100 MHz Bandbreite vorgesehen, wenngleich dies mit 4×4 MIMO und bis zu 3,3 Gbit/s für kaum geringere Übertragungsraten sorgt.
Das etwas vielseitiger einsetzbare und schnellere 5G erkauft sich der Snapdragon 778G mit einem schwächeren Subsystem für WLAN und Bluetooth. Statt des FastConnect 6900 lässt sich maximal das 6700 anbinden. Standards wie das nagelneue Wi-Fi 6E, 8×8 MU-MIMO oder auch MU-MIMO für den Down- und Uplink werden dennoch geboten. Letztlich stehen sich nur unterschiedliche Spitzengeschwindigkeiten mit mehr Streams von 2,9 und 3,6 Gbit/s zugunsten des Snapdragon 780G gegenüber.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.