Urbanista Miami im Test: ANC-Kopfhörer für über 40 Stunden Basswumms
Der Urbanista Miami ist ein kabelloser ANC-Over-Ear-Kopfhörer mit Trageerkennung für 150 Euro, der vor allem durch eine üppige Basswiedergabe für Stimmung sorgt. Als Reisebegleiter überzeugt der gut verarbeitete Kopfhörer mit ANC bei der Wiedergabe über Bluetooth, Kabel oder gänzlich ohne Musik-Zuspielung.
Der Miami ist ein kabelloser Over-Ear-Kopfhörer des schwedischen Unternehmens Urbanista, der nicht nur mit einer langen Akkulaufzeit, sondern neben der aktiven Geräuschunterdrückung auch mit einem Transparenzmodus im Alltag punkten möchte.
Zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 149 Euro ist der Kopfhörer in den Farben Pearl White, Midnight Black, Ruby Red und Teal Green erhältlich. Neben dem Miami sind eine Reisetasche, ein AUX-Kabel mit 1-Tasten-Fernbedienung und Mikrofon, ein Flugzeug-Adapter und ein USB-C-auf-USB-C-Ladekabel im Lieferumfang enthalten.
Die Technik des Miami
Bluetooth 5.0, AAC und 40-mm-Treiber
Für die Funkverbindung zu Smartphones oder Tablets setzt der Urbanista Miami auf Bluetooth 5.0. Neben dem obligatorischen Audio-Codec SBC wird vom Miami auch AAC unterstützt, aptX oder ein HD-Codec jedoch nicht. Das Fehlen von aptX liegt in erster Linie daran, dass als Audio-SoC der BES2300YP von Bestechnic zum Einsatz kommt und keine Qualcomm-Plattform der aptX-Macher. „Bluetooth Multi-Connect“ unterstützt der Miami zudem nicht, es kann also immer nur ein Endgerät zur selben Zeit mit dem Kopfhörer verbunden sein und nicht zwei, um schnell die Wiedergabequelle zu wechseln.
Die dynamischen 40-mm-Treiber mit einer Impedanz von 32 Ohm decken einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz ab. Der maximale Schalldruckpegel liegt bei 107 dB bei 1 kHz.
Musik per Bluetooth oder Kabel
Statt auf Bluetooth und eine kabellose Verbindung kann der Nutzer bei Bedarf auf einen kabelgebundenen Betrieb setzen – aktiv oder passiv. So lassen sich auch beim Einsatz des Kabels das ANC und der Transparenzmodus nutzen, selbst wenn Bluetooth ausgeschaltet bleibt. Hierfür reicht es, die ANC-Taste an der linken Ohrmuschel zu drücken. Die Ansage, welcher Modus gerade eingeschaltet ist, fehlt dann aber. Theoretisch kann der Kopfhörer so auch getragen werden, um nur Umgebungsgeräusche zu filtern – ganz ohne Musikwiedergabe über Kabel oder Bluetooth. Für das ANC sind insgesamt vier Mikrofone verbaut, zwei an jeder Ohrmuschel, wovon eines nach außen und eines nach innen gerichtet ist.
Der Frequenzgang der Mikrofone liegt bei 300 Hz bis 10 kHz. Das Gewicht des Kopfhörers liegt bei 310 g, womit er etwas über Modellen wie dem Razer Opus (Test) mit 265 g oder dem Sony WH-1000XM3 (Test) und dem Sony WH-1000XM4 (Test) mit je rund 250 g liegt.
Bis zu 40 Stunden mit ANC
Die Akkulaufzeit des Kopfhörers gibt Urbanista mit bis zu 50 Stunden ohne ANC und bis zu 40 Stunden bei aktivierter Geräuschunterdrückung an – die Kapazität des internen Akkus beträgt 750 mAh. Im Test ließen sich bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem ANC 42 Stunden Musik mit einer Akkuladung wiedergeben. Ohne ANC wurde mit 52 Stunden ebenfalls etwas mehr als die versprochene Laufzeit erzielt. Gerade beim Einsatz der aktiven Geräuschunterdrückung müssen sich die Urbanista Miami mit ihrer Laufzeit somit nicht vor der Konkurrenz verstecken.
Das Aufladen des Kopfhörers is ausschließlich über den USB-C-Anschluss an der linken Ohrmuschel möglich. Nach rund 90 Minuten ist der entladene Akku vollständig gefüllt. Über eine Schnellladefunktion stehen nach 5 Minuten schon wieder rund 2:30 Stunden Wiedergabe zur Verfügung. Während des Ladens kann Musik per Kabel wiedergegeben werden, jedoch nicht über Bluetooth.
Urbanista Miami | Apple AirPods Max | Sony WH-1000XM4 | Montblanc MB 01 | Sennheiser Momentum 3 Wireless | beyerdynamic Amiron wireless copper | |
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Wandlerprinzip | dynamisch, 40 mm | dynamisch, 42 mm | Tesla, dynamisch | |||
Bauform | Geschlossen | |||||
Frequenzgang | 20–20.000 Hz | k. A. | 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) | 10–20.000 Hz | 6–22.000 Hz | 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb) |
Nennimpedanz | 32 Ohm | k. A. | 32 Ohm | 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv | 32 Ohm | |
Kennschalldruck | 107 dB | k. A. | 101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv) | 100 dB | 99 dB | 100 dB |
Klirrfaktor | k. A. | < 1 % | k. A. | < 1 % | < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) | < 0,05 % bei 500 Hz |
Kabel | 3,5-mm-Klinke mit Remote | Lightning-auf-AUX (optional) | 3,5-mm-Klinke, 1,2 m | 3,5-mm-Klinke auf USB-C | 3,5-mm-Klinke | 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m |
Bluetooth | 5.0 | 4.2 | ||||
Unterstützte Codecs | SBC, AAC | SBC, AAC, LDAC | SBC, aptX Adaptive, AAC | SBC, aptX, aptX LL, AAC | SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC | |
Akkulaufzeit | 40 Stunden (mit ANC), 50 Stunden (ohne ANC) | 20 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden (mit ANC) | 20 Stunden (ohne ANC) | 17 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden |
Ladezeit | 1,5 Stunden | 2 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden |
Akkukapazität | 750 mAh | k. A. | 730 mAh | 330 mAh | 1.050 mAh | |
Ladebuchse | USB-C | Lightning | USB-C | |||
Gewicht (ohne Kabel) | 310 g | 385 g | 251 g | 280 g | 306 g | 400 g |
ANC und Transparenzmodus
Entgegen dem ANC-Modus, der Außengeräusche weitgehend eliminieren soll, lassen sich diese über den „Ambient Sound Mode“ genannten Transparenzmodus auch bewusst über die Mikrofone des Kopfhörers an die Ohren des Trägers weiterleiten, um die Umgebung trotz Over-Ear-Design wahrnehmen zu können. Eine Anpassung der Intensität beider Modi ist jedoch nicht möglich.
Trage-Erkennung und Steuerung über Tasten
Die Steuerung erfolgt über Tasten an beiden Ohrmuscheln. An der linken Ohrmuschel sitzt neben dem USB-C-Anschluss nur eine Taste, die zum Durchschalten der Betriebsmodi ANC und Transparenzmodus bzw. zur Deaktivierung beider Funktionen dient. Jeweils ein Tastendruck springt einen Modus weiter. An der rechten Ohrmuschel sind hingegen drei Tasten platziert. Die mittlere Steuertaste dient zum Ein- und Ausschalten des Kopfhörers und zum Starten und Pausieren der Wiedergabe. Zudem können darüber die Anrufe angenommen und beendet werden. Wird die Steuertaste zwei Mal gedrückt, wird der Sprachassistent des Smartphones aufgerufen. Umschlossen wird die Steuertaste von zwei Tasten zur Steuerung der Lautstärke, die auch zum Durchschalten der Titel dienen, wenn sie zwei Sekunden lang gedrückt werden. So sind alle wichtigen Funktionen über Tasten am Miami zugänglich.
In der Praxis sind die drei Tasten an der rechten Ohrmuschel jedoch nicht optimal zu bedienen, da sie zu klein sind und ihre Abgrenzung so jedes Mal wieder zunächst erfühlt werden muss. So überlegt man immer wieder kurz, ob man die richtige Stelle erwischt hat, bevor man drückt. Hier bedarf es einer etwas längeren Eingewöhnung, denn in der Regel trifft man die richtige Taste, auch wenn man sich nicht noch einmal vergewissert.
Die Urbanista Miami verfügen zudem über einen Sensor in der rechten Ohrmuschel, über den erkannt wird, wenn der Kopfhörer von den Ohren genommen wird. Dann wird die Musikwiedergabe automatisch pausiert. Sobald der Kopfhörer wieder aufgesetzt wird, setzt auch die Wiedergabe wieder automatisch ein, ohne dass jeweils auf Pause oder Play gedrückt werden muss. Urbanista geht bei der Auto-Play- und Auto-Pause-Funktion allerdings sehr forsch zu Werke, weshalb mitunter schon ein leichtes Nachjustieren des Kopfhörers für eine Unterbrechung der Musikwiedergabe sorgt.
Rund 30 Minuten bevor der Akku leer ist, spielt der Kopfhörer eine Ansage über den niedrigen Akkustand ab und warnt den Träger.
Kabelfernbedienung mit Mikrofon
Die ins Kabel integrierte Fernbedienung erlaubt eine Steuerung der Musikwiedergabe, nicht jedoch von Anrufen. Sie beinhaltet zudem ein Mikrofon, das im Kabelbetrieb genutzt wird. Ein einfacher Druck auf die Taste startet und pausiert die Musikwiedergabe, ein doppelter Klick wechselt zum nächsten Titel, dreifaches Drücken springt zurück. Wird die Taste lange gedrückt gehalten, wird hingegen der Sprachassistent aufgerufen.
Keine App für Anpassungen und Updates
Die Urbanista Miami bieten keine App-Unterstützung. So fehlt ihnen nicht nur ein Equalizer, über den Profile direkt auf dem Kopfhörer gespeichert werden können und so unabhängig vom Endgerät Anwendung finden, sondern es sind auch keine Anpassungen an der Steuerung, dem ANC oder dem Transparenzmodus und keine Firmware-Updates möglich. Der Urbanista Miami verbleibt somit immer auf dem Stand beim Kauf.
Verarbeitung und Tragekomfort
Die Verarbeitung des Urbanista Miami ist sehr gut. Im Inneren und am Teleskopmechanismus des Kopfbandes setzt Urbanista auf Aluminium, sonst wird großflächig Kunststoff eingesetzt. Die Kabel verlaufen sichtbar, aber geschützt im Rohr. Der Teleskopmechanimus zur Einstellung des Kopfbandes ist rasterlos, bietet aber genügend Halt, um zu keiner Zeit zu verrutschen. Soll der Kopfhörer unterwegs in das Hartschalen-Reise-Etui gelegt werden, muss die Position jedoch jedes Mal auf die kleinste Größe verstellt und beim Aufsetzen neu eingestellt werden.
Der Kopfhörer ist sehr straff ausgelegt, weist also einen vergleichsweise kräftigen Druck auf den Kopf auf. Die Ohrpolster sind angenehm weich und dick, dennoch kann der Miami nicht darüber hinwegtäuschen, dass er bei längerem Tragen ein Druckgefühl erzeugt – der Sprint zum Bus oder zur Bahn ist mit ihm so aber auch problemlos möglich. Zudem fällt der Platz für die Ohren unter den breiten Ohrpolstern für einen Over-Ear-Kopfhörer mit circa 4,0 × 5,5 cm vergleichsweise schmal aus. Große Ohren finden unter ihnen nur schwer Platz, schon normale Lauscher stoßen an die fast 2 cm dicken Ohrpolster an. Die Ohrpolster sind eingeclipt und können mit etwas Fingerspitzengefühl ausgetauscht werden.
Die Ohrmuscheln lassen sich um 90 Grad nach hinten drehen, so dass sie geschützt auf dem Oberkörper abgelegt werden können, wenn der Miami um den Hals getragen wird. Nach vorne können sie nur wenige Grad gedreht werden. An der Aufnahme des Kopfbandes an den Ohrmuscheln können sie – anders als die Apple AirPods Max – nicht geneigt werden. Ein Einklappen des Kopfhörers ist nicht möglich.