Yamaha YH-E700A im Test: Sehr guter Klang mit aptX Adaptive und ANC für 300 Euro
Der Yamaha YH-E700A zeigt, dass ein Over-Ear-Kopfhörer für 300 Euro einen sehr guten Klang bieten kann und zugunsten der Akkulaufzeit nicht auf ANC verzichtet werden muss. Techniken zur Frequenzanpassung verbessern den Klang bei leiser Wiedergabe. Bei Anpassungsmöglichkeiten und Funktionsumfang ist die Konkurrenz jedoch voraus.
Mit dem geschlossenen ANC-Over-Ear-Kopfhörer YH-E700A setzt Yamaha auch abseits der aktiven Geräuschunterdrückung und eines Transparenzmodus auf zahlreiche Extras, die den Klang verbessern sollen. Das „Advanced Listening Care“ passt beispielsweise die Frequenzen in Abhängigkeit von der Lautstärke an. Kombiniert wird dies beim YH-E700A mit einer Hi-Res-Audio-Zertifizierung und der Unterstützung von aptX Adaptive, so dass auch über Bluetooth ein HD-Codec geboten wird.
Der Yamaha YH-E700A ist in den Farben Schwarz und Weiß erhältlich. Während die schwarze Variante in Deutschland derzeit bei rund 330 Euro startet, ist das weiße Modell schon für ca. 290 Euro erhältlich. Zum Lieferumfang gehören neben dem Kopfhörer ein Reise-Etui, ein Flugzeug-Adapter, ein USB-C-auf-USB-A-Ladekabel und ein AUX-Kabel.
Technik und Funktionen des YH-E700A
Bluetooth 5.0, aptX Adaptive und AAC
Für die Funkverbindung setzt Yamaha auf den aktuellen Bluetooth-Standard 5.0. Neben dem bei Bluetooth obligatorischen Audio-Codec SBC werden auch AAC und aptX Adaptive unterstützt. aptX Adaptive von Qualcomm bietet nicht nur einen dynamischen Low-Latency-Modus, der sich der Funkverbindung anpasst und eine Verzögerung von nur 50 bis 80 ms aufweist, sondern nutzt eine variable Bitrate von 276 bis 420 kbit/s. So soll der Codec eine vergleichbare Qualität wie ein kabelgebundener Kopfhörer bei der Audiowiedergabe in 24 Bit/96 kHz liefern. Bei der Sampling-Tiefe bietet er nämlich statt der üblichen 16 auch 24 Bit und bei der Abtastrate neben 44,1 kHz und 48 kHz auch 96 kHz. Um von aptX Adaptive zu profitieren, muss das eingesetzte Endgerät den Codec ebenfalls unterstützen. In der Regel ist dies nur bei High-End-Smartphones mit Qualcomm-SoC der Fall. aptX Adaptive ist aber auch mit aptX und aptX HD abwärtskompatibel, so dass diese Codecs genutzt werden können, sofern sie vom Smartphone unterstützt werden.
40-mm-Treiber von 8 Hz bis 40 kHz und Kabelbetrieb
Die Audio-Treiber des YH-E700A haben einen Durchmesser von 40 mm und einen Frequenzgang von 8 bis 40.000 Hz, was deutlich über den üblichen 20 bis 20.000 Hz liegt. Relevant ist dies aber nur beim Kabelbetrieb, denn über Bluetooth wird maximal ein Bereich von 20 Hz bis 22,7 kHz unterstützt – auch beim Einsatz von aptX Adaptive. Für den analogen Betrieb bietet der YH-E700A einen 3,5-mm-Klinkeneingang an der linken Ohrmuschel, auf diesen bezieht sich ebenso die Hi-Res-Zertifizierung des Kopfhörers. Der AUX-Eingang kann auch bei ausgeschaltetem Kopfhörer genutzt werden, was es ermöglicht, den YH-E700A unabhängig vom Akkustand zu verwenden. Die aktive Geräuschunterdrückung und der Transparenzmodus können ebenfalls eingesetzt werden, wenn die Kabelverbindung genutzt wird – solange der Akku nicht leer ist.
Angaben zum maximalen Schalldruckpegel, zum Klirrfaktor und zur Impedanz macht Yamaha nicht.
325 g Eigengewicht
Der Yamaha YH-E700A wiegt 325 g, womit er im Mittelfeld aktueller ANC-Over-Ear-Kopfhörer liegt. Der Urbanista Miami (Test) wiegt mit 310 g ähnlich viel, Modelle wie der Razer Opus (Test), der Sony WH-1000XM3 (Test) und der Sony WH-1000XM4 (Test) sind mit 265 g und rund 250 g aber deutlich leichter.
Bis zu 35 Stunden mit einer Akkuladung
Die Akkulaufzeit des YH-E700A gibt Yamaha bei aktiviertem ANC mit bis zu 35 Stunden an. Im Test wurden bei mittlerer Lautstärke und bunt gemischter Musikwiedergabe mit ANC 36 Stunden erzielt. Das Laden des internen Akkus, der wie üblich nicht selbst gewechselt werden kann, dauert rund 3,5 Stunden, was vergleichsweise lang ist. Der USB-C-Anschluss ist an der rechten Ohrmuschel verbaut, an der linken sitzt der AUX-Eingang.
Advanced ANC für wenig Signalbearbeitung
Yamaha setzt beim YH-E700A auf ein eigens entwickeltes „Advanced Active Noise Cancelling“ (A-ANC). Yamaha spricht davon, dass bei der Technologie nicht zunächst pauschal tiefe Frequenzen eliminiert werden, um sie dann wieder der Musik hinzuzufügen, sondern dass über die externen und internen Mikrofone die Außengeräusche von der Musik getrennt und nur die Umgebungsgeräusche eliminiert werden sollen. So soll verhindert werden, dass das Musiksignal selbst bearbeitet werden muss, wodurch unter Umständen Frequenzen verloren gehen. Der Ansatz entspricht somit weitgehend dem von Herstellern meistens „Hybrid ANC“ genannten Verfahren, bei dem innen und außen liegende Mikrofone die Auswirkung der Umgebungsgeräusche auf die Musik messen. Wie gut die Technik von Yamaha funktioniert, wird der YH-E700A im Verlauf des Tests beweisen müssen.
Transparenzmodus
Zusätzlich zu ANC bietet der YH-E700A einen „Ambient-Sound-Modus“, bei dem die Umgebungsgeräusche über die Außenmikrofone an das Ohr des Trägers weitergeleitet werden, damit diese etwa im Straßenverkehr wahrgenommen werden können.
Listening Optimizer: Interne Mikrofone messen Abdichtung
In Abständen von 20 Sekunden prüft der YH-E700A über die internen Mikrofone, ob sich die Art und Weise, wie die Musik auf das Ohr trifft, verändert hat, etwa durch einen anderen Sitz des Kopfhörers, eine aufgesetzte Brille oder andere Einflussfaktoren, die die Isolierung der Ohrpolster verändern. Die Musikwiedergabe wird dann in Echtzeit an diese Änderungen angepasst, was Yamaha Listening-Optimizer-Technologie nennt. Dabei soll neben der passiven Isolierung durch die Ohrpolster auch die Form des eigenen Ohrs und des Ohrkanals Einfluss auf die Klanganpassungen haben. So soll sich für jeden Träger ein individuell angepasster Klang einstellen. Inspiriert wurde Yamaha bei der Technik von der eigenen YPAO-Raumanpassung seiner AV-Receiver.
Advanced Listening Care gleicht Klang an
Mit „Advanced Listening Care“ bietet der Kopfhörer von Yamaha hingegen eine Technik, die die Frequenzen in Abhängigkeit von der Lautstärke anpasst, damit Frequenzen, die bei niedriger Lautstärke häufig verloren gehen, auch bei dieser korrekt ausgespielt werden. Anders als bei „Listening Care“ in den In-Ear-Kopfhörern von Yamaha wird dies bei „Advanced Listening Care“ nicht auf eine vierbandige Equalizer-Anpassung beschränkt, sondern erfolgt vollständig dynamisch über alle Frequenzen in Echtzeit und passt sich wechselnden Außengeräuschen an. Für die Anpassungen werden zudem die Dynamik und die Aufzeichnungslautstärke der Musik berücksichtigt.
Yamaha YH-E700A | Urbanista Miami | Apple AirPods Max | Sony WH-1000XM4 | Montblanc MB 01 | Sennheiser Momentum 3 Wireless | beyerdynamic Amiron wireless copper | |
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Wandlerprinzip | dynamisch, 40 mm | dynamisch, 42 mm | Tesla, dynamisch | ||||
Bauform | Geschlossen | ||||||
Frequenzgang | 8–40.000 Hz | 20–20.000 Hz | k. A. | 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) | 10–20.000 Hz | 6–22.000 Hz | 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb) |
Nennimpedanz | – | 32 Ohm | k. A. | 32 Ohm | 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv | 32 Ohm | |
Kennschalldruck | – | 107 dB | k. A. | 101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv) | 100 dB | 99 dB | 100 dB |
Klirrfaktor | k. A. | < 1 % | k. A. | < 1 % | < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) | < 0,05 % bei 500 Hz | |
Kabel | 3,5-mm-Klinke | 3,5-mm-Klinke mit Remote | Lightning-auf-AUX (optional) | 3,5-mm-Klinke, 1,2 m | 3,5-mm-Klinke auf USB-C | 3,5-mm-Klinke | 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m |
Bluetooth | 5.0 | 4.2 | |||||
Unterstützte Codecs | SBC, AAC, aptX Adaptive | SBC, AAC | SBC, AAC, LDAC | SBC, aptX Adaptive, AAC | SBC, aptX, aptX LL, AAC | SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC | |
Akkulaufzeit | 35 Stunden (mit ANC) | 40 Stunden (mit ANC), 50 Stunden (ohne ANC) | 20 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden (mit ANC) | 20 Stunden (ohne ANC) | 17 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden |
Ladezeit | 3,5 Stunden | 1,5 Stunden | 2 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden |
Akkukapazität | k. A. | 750 mAh | k. A. | 730 mAh | 330 mAh | 1.050 mAh | |
Ladebuchse | USB-C | Lightning | USB-C | ||||
Gewicht (ohne Kabel) | 325 g | 310 g | 385 g | 251 g | 280 g | 306 g | 400 g |
Preisvergleich | ab 194 Euro | ab 131 Euro | ab 521 Euro | Preisvergleich | Preisvergleich | ab 399 Euro | ab 699 Euro |
Bestpreis | Bestpreis* | Bestpreis* | Bestpreis* | Bestpreis* | Bestpreis* | Bestpreis* | Bestpreis* |
Gute Steuerung über Tasten
Für die Steuerung der Funktionen und die Wiedergabe setzt Yamaha beim YH-E700A auf Tasten an beiden Ohrmuscheln. An der linken Ohrmuschel ist dabei nur die ANC-Taste zur Steuerung des Geräuschmodus platziert. Mit ihr wird zwischen ANC, Transparenzmodus und Deaktivierung beider Modi durchgeschaltet, wobei der Träger akustisch über den jeweiligen Modus informiert wird. Neben der ANC-Taste sitzt der AUX-Eingang.
An der rechten Ohrmuschel sind hingegen die Tasten zur Wiedergabesteuerung und zum Ein- und Ausschalten des Kopfhörers platziert. Der Ein-/Ausschalter ist durch den USB-C-Anschluss von den anderen Tasten getrennt, so dass er nicht aus Versehen betätigt wird. Zudem ist die Wiedergabetaste zum Starten und Pausieren der Wiedergabe getrennt von den beiden Lautstärketasten gehalten und nicht, wie sonst häufig, dazwischen platziert. Über sie können auch Anrufe angenommen, beendet oder abgewiesen werden. Die Lautstärketasten dienen nicht nur zur Anpassung der Lautstärke, wenn sie kurz gedrückt werden. Bei längerem Drücken ist auch das Durchschalten von Titeln darüber möglich. Der Sprachassistent des Smartphones lässt sich aufrufen, indem die Wiedergabetaste zwei Mal hintereinander gedrückt wird.
Durch die klare Trennung lassen sich die einzelnen Tasten gut erfühlen und eindeutig bedienen.
Über Sensoren für eine Trageerkennung zum automatischen Pausieren und Fortsetzen der Wiedergabe, wenn der Kopfhörer von den Ohren abgenommen wird, verfügt der YH-E700A nicht. Die Wiedergabe setzt somit fort, wenn er abgelegt wird.
App für Anpassungen und Updates
Für Anpassungen und Updates greift Yamaha auf die eigene App „Headphones Controller“ zurück, die das Unternehmen auch bei den True-Wireless-In-Ears nutzt. Sie steht für Android und iOS in den jeweiligen App-Stores bereit.
Nur über die App kann der Nutzer den oben genannten „Listening Optimizer“ und das „Listening Care“ ein- und ausschalten. Die Funktionen werden direkt auf der Hauptseite der App nach dem Koppeln des YH-E700A angezeigt. An dieser Stelle lässt sich auch schnell das ANC ein- und ausschalten und zum Transparenzmodus wechseln. Die Zeit, nach der sich der Kopfhörer automatisch ausschalten soll, lässt sich über die App ebenfalls anpassen. Zudem wird der Akkustand des Kopfhörers über eine Prozentanzeige visualisiert.
Weitere Einstellungen zum Klang sucht man in der App aber vergebens. Sie bietet weder Presets noch einen Equalizer, mit dem man den Klang anpassen und das Profil auf dem Kopfhörer speichern kann, um die Auswahl so an jedem Endgerät nutzen zu können. Die Möglichkeiten und der Nutzen der App sind im Alltag somit sehr beschränkt.
Verarbeitung und Tragekomfort
Der Yamaha YH-E700A ist sehr gut verarbeitet. Bei dem Kopfband und den Scharnieren wird auf Metall gesetzt, um diese zu verstärken. Äußerlich kommt sonst Kunststoff und bei den Ohrpolstern und dem Kopfband Kunstleder zum Einsatz. Letzteres sorgt dafür, dass man unter dem Kopfhörer leicht schwitzt.
Der YH-E700A kann klein zusammengefaltet werden, um ihn auch abseits des vergleichsweise großen Reise-Etuis platzsparend verstauen zu können. Die Verstellung der Größe des Kopfbandes erfolgt über eine Rasterung, die die Einstellung zuverlässig auf der gewählten Größe hält. Wird der Kopfhörer in das Reise-Etui gelegt, muss jedoch stets die kleinste Einstellung genutzt werden und das Kopfband beim Aufsetzen wieder angepasst werden.
Die weichen Ohrpolster sitzen sehr angenehm. Der Anpressdruck ist nicht zu hoch, sorgt aber für einen guten Sitz. Für sportliche Einlagen ist der Kopfhörer dennoch nicht geeignet. Positiv macht sich die angeschrägte Form der Ohrpolster bemerkbar, die für eine bessere Abschirmung sorgt. Außengeräusche werden durch den YH-E700A so auch schon ohne ANC sehr stark gedämpft. Die Ohrpolster lassen sich so weit drehen, dass der Kopfhörer mit nach innen gerichteten Ohrmuscheln um den Hals getragen werden kann.
Ein einfacher Drehmechanimus erlaubt das Auswechseln der Ohrpolster, sollten diese irgendwann verschlissen sein.
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