Yamaha YH-E700A im Test: Klang, ANC, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Klang des Yamaha YH-E700A
Der Yamaha YH-E700A bietet einen sehr guten Klang. Vom Bass über die Mitten bis in die Höhen ist das Klangbild sehr detailliert, facettenreich und klar. Stimmen werden sehr gut wiedergegeben, in jeder Höhe. Wenn Billie Eilish bei Your Power die ersten Töne anstimmt, sorgt der YH-E700A für Gänsehaut beim Träger. Das Volumen und die Räumlichkeit, die der YH-E700A dabei entfaltet, ist sehr gut. Selbst das Streichtrio in c-Moll, op. 9,3 von Ludwig van Beethoven ist auf dem Modell eine Option, die ernst zu nehmen ist. Bei maximaler Lautstärke scheitert der Proband zudem nicht an den Höhen in One Way Or Another von Blondie.
Die Abstimmung ist dabei nicht gänzlich neutral, sondern der Bass ist leicht betont. Dabei ist der Bass aber sowohl kraftvoll als auch schön differenziert. Zu keiner Zeit hat der Hörer den Eindruck, dass Yamaha Effekthascherei betreibt und der Bass dröhnt. Den obligatorischen Test mit St. Jude von Florence + The Machine meistert der YH-E700A gut, die tiefen Frequenzen gehen erst bei niedrigster Lautstärke-Einstellung verloren. Mit dem dynamischen, klaren, kraftvollen Klang zeigt Yamaha, dass auch ein rund 300 Euro teurer Kopfhörer klanglich überzeugen kann. Im Vergleich zum Sony WH-1000XM4 (Test) ist das Klangbild des Yamaha Yh-E700A detaillierter und weniger basslastig.
Das von Yamaha beworbene „Advanced Listening Care“ des YH-E700A hat vor allem bei leiser und mittlerer Lautstärke tatsächlich einen positiven Einfluss auf den Klang. Durch die Anpassung der Frequenzverteilung an die Lautstärke wird Musik der bei leiser Lautstärke häufig aufkommende, etwas dumpfe, verhangene Charakter genommen und die Musik klingt klarer.
ANC filtert alle Frequenzen
Das ANC des Yamaha YH-E700A weist ein sehr leises Rauschen auf, das im Alltag nicht störend ist und nur wahrgenommen wird, wenn die Funktion bei ruhiger Umgebung ohne Musikwiedergabe genutzt wird. Auch der „Unterwassereffekt“ durch das Aktivieren der aktiven Geräuschunterdrückung hält sich beim Probanden stark in Grenzen.
Das ANC von Yamaha entthront nicht das ANC der Sony WH-1000XM4 (Test) und der Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Test). Dennoch liefert Yamaha eine überzeugende Leistung. Anders als die meisten Hersteller zielt Yamaha dabei nicht pauschal darauf ab, möglichst stark tiefe Frequenzen zu dämpfen, sondern versucht sich auch an hohen Frequenzen. Dies führt dazu, dass in manchen Umgebungen die Dämpfung weniger stark ausfällt, denn das tiefe Brummen etwa im Flugzeug wird weniger stark gefiltert als bei manch anderem Hersteller, die hochfrequenten Anteile dafür stärker.
Weißes Rauschen, bei dem alle Frequenzen zu gleichen Teilen enthalten sind, wird durch das ANC von Yamaha so nicht nur in den tiefen Frequenzen gefiltert, sondern stärker auch in den hohen Frequenzen. Das typische Zischen, das meist beim Aktivieren von ANC zurückbleibt, fällt beim YH-E700A deshalb etwas tiefer aus. Je nach Umgebung hat dies wie beschrieben Vor- und Nachteile.
Die klanglichen Auswirkungen durch ANC sind minimal und nur leicht durch einen etwas weicheren Bass hörbar.
Sehr guter Transparenzmodus
Der Transparenzmodus des YH-E700A ist sehr gut umgesetzt. Die Wiedergabe der Umgebungsgeräusche ist weitgehend natürlich, nicht zu hart und nicht übertrieben laut. An die Qualität des Transparenzmodus des Apple AirPods Max (Test) kommt Yamaha zwar nicht ganz heran, da die Konkurrenz noch natürlicher klingt, dennoch ist der YH-E700A im Alltag sehr gut geeignet, um bei leiser und mittlerer Wiedergabelautstärke noch etwas von der Umgebung wahrzunehmen.
Telefonie für ruhige Umgebungen
Bei der Telefonie geht der Yamaha YH-E700A mit der Filterung der Hintergrundgeräusche zaghafter um als viele Konkurrenten. In lauten Umgebungen kann der Anrufer deshalb unter Umständen vom Gesprächspartner schlechter verstanden werden. Die Stimme des Anrufers wird verständlich und natürlich wiedergegeben. Auch der YH-E700A weist das typische Bluetooth-Rauschen bei der Übertragung auf.
Latenz im Vergleich
Dank aptX Adaptive kann der Yamaha YH-E700A mit einer Latenz von nur rund 70 ms punkten, wenn ein Smartphone zum Einsatz kommt, das ebenfalls aptX Adaptive unterstützt und beide Endgeräte nahe beieinander platziert sind. Beim Einsatz von AAC in Verbindung mit iOS kommt dieser Vorteil nicht zum Tragen und die Latenz liegt mit 160 bis 180 ms im normalen Rahmen. Bei Anwendungen, die keine Synchronisierung zwischen Bild und Ton vornehmen, ist mit AAC somit, wie über Bluetooth üblich, ein minimaler Versatz erkennbar.
Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Yamaha YH-E700A | 70 ms (Android, aptX Adaptive), 160–180 ms (iOS, AAC) |
Urbanista Miami | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Apple AirPods Max | 50–60 ms (iOS, AAC), 90–100 ms (Android, AAC) |
Razer Opus | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) / 80–100 ms (Gaming-Mode) |
Marshall Major IV | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Anker Soundcore Life Q30 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Crusher Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Club One | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Evolve2 85 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Elite 45h | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Sony WH-1000XM4 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC) |
JBL Club 950NC | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-CH710N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
iFrogz Airtime Vibe | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM3 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Bowers & Wilkins PX5 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Montblanc MB 01 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 3 Wireless | 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Marshall Monitor II A.N.C. | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
beyerdynamic amiron wireless copper | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC) |
Fazit
Der Yamaha YH-E700A ist in Weiß (ab 194 Euro) und in Schwarz (ab 329 Euro) erhältlich. Für diesen Preis ist das Modell ein sehr gutes Angebot und auf Augenhöhe mit dem Sony WH-1000XM4 (Test) (ab 197 Euro).
Klanglich ist der YH-E700A dem WH-1000XM4 überlegen. Beim ANC hat der WH-1000XM4 hingegen in den typischen Situationen die Nase vorn, da er tiefe Frequenzen stärker ausschaltet. Der YH-E700A hat hier hingegen bei hohen Frequenzen Vorteile. Anpassungen der Intensität erlaubt er allerdings nicht. Schon die passive Isolierung allein durch die konisch geformten Ohrpolster ist aber sehr hoch. Der Transparenzmodus des Yamaha-Kopfhörers ist ebenfalls sehr gut gelungen, kann jedoch nicht ganz mit dem des Apple AirPods Max (Test) mithalten.
Mit aptX Adaptive bietet Yamaha einen hochwertigen Audio-Codec, der genutzt werden kann, sofern ein passendes Endgerät zur Verfügung steht, das diesen Codec ebenfalls unterstützt. Dann ist es bei Spielen oder Videos ebenfalls möglich, von der variablen, niedrigen Latenz zu profitieren.
Die Bedienung hat Yamaha über klar getrennte Tasten gut umgesetzt. Eine Funktion zum automatischen Pausieren der Wiedergabe, wenn der Kopfhörer abgesetzt wird, hätte dem YH-E700A jedoch gut gestanden. Auch bei der Funktionalität über die App ist der WH-1000XM4 dem YH-E700A deutlich überlegen, denn Sony bietet Anpassungen und Optionen in Hülle und Fülle. Yamaha lässt hingegen selbst einen Equalizer vermissen.
Mit „Advanced Listening Care“ und „Listening Optimizer“ bietet der Yamaha YH-E700A nützliche Funktionen, von denen der Träger im Alltag nichts mitbekommt, die aber die Klangqualität bei leiser Musikwiedergabe tatsächlich verbessern. Die Akkulaufzeit ist mit 36 Stunden bei aktiviertem ANC sehr gut, das Aufladen des Kopfhörers dauert mit rund 3,5 Stunden jedoch vergleichsweise lang.
An der Verarbeitung, dem Tragekomfort und der Haptik des Yamaha YH-E700A gibt es nichts auszusetzen. Wer einen Over-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung sucht, sollte den das Modell ob seines sehr guten Klangs unbedingt in die engere Wahl einbeziehen.
ComputerBase hat den YH-E700A von Yamaha zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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