Amazon Fire HD 10 (Kids) im Test: Fazit

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Michael Schäfer
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Amazon setzt die Reihe seines großen Einsteiger-Tablets unspektakulär und mit homöopathischen Dosen fort. Veränderungen sind nur an wenigen Stellen zu finden, wobei die berechtigte Frage aufkommt, was an einem Tablet dieses Segmentes groß geändert werden kann, ohne den Preis erhöhen zu müssen.

Die Hardware tritt auf der Stelle

Konnte Amazon beim letzten größeren Update 2019 noch mit dem neuen Prozessor punkten, bleiben die großen Schritte bei der jetzigen Veröffentlichung aus. So setzt der Online-Händler erneut auf den MT8183 von MediaTek, der zwar für alle täglichen Aufgaben gewappnet ist, aber dennoch schnell an seine Grenzen gelangt, womit es das Tablet in den Leistungsmessungen wieder nur auf die hinteren Plätze schafft. Wie bereits beim Fire HD 8 hat Amazon den Arbeitsspeicher auf 3 GByte bei der normalen beziehungsweise 4 GByte bei der Plus-Variante erhöht, was jedoch aufgrund des geringen Anstiegs und in Bezug auf die restliche Technik kaum Auswirkungen besitzt. Manche Anwendungen können zumindest von einem Performance-Anstieg durch die Ansteuerung von nun 64 Bit profitieren.

Die Aussage von Amazon, dass das Display mit der neuen Generation nun 10 Prozent heller leuchtet, stimmt zwar, kommt beim Testmuster allerdings mit großer Einschränkung daher: Die Helligkeitsverteilung fällt beim neuen Panel nämlich deutlich unregelmäßiger als noch beim Vorgänger aus, womit der Anstieg der durchschnittlichen Leuchtkraft kaum noch der Rede wert ist und sich eher auf dem Niveau des Fire HD 10 von 2017 (Test) einpendelt. Schritte nach vorne wurden aber in Sachen Brillanz gemacht: Das neue Panel lässt im direkten Vergleich zum vorherigen Modell Farben deutlich kraftvoller erscheinen.

Die weiteren Neuerungen wie der Umstieg auf Bluetooth 5.0 LE oder die leicht höhere Auflösung der Hauptkamera dürften dem normalen Nutzer dagegen zunächst kaum auffallen.

Bei der nahezu gleichen Basis hätte es stark verwundert, wenn die Laufzeiten anders als bei der 2019er-Version ausgefallen wären. Aber auch dieses Mal kann das Fire HD 10 vor allem bei der Video-Wiedergabe punkten, die mit 17 Stunden noch einmal deutlich höher ausfällt.

Größter Kritikpunkt dürfte, wieder einmal, die eigene Oberfläche des verwendeten und auf Android 9 beruhendem Fire OS 7.3.1.9 darstellen. Es dürfte jedem Nutzer klar sein, dass Amazon die Tablets auch deswegen so günstig anbieten kann, weil sie über die Nutzung der hauseigenen Dienste refinanziert werden. Dennoch ist der Launcher, trotz seiner Überarbeitung vor einiger Zeit, alles andere als zeitgemäß. Mittlerweile normale Funktionen wie Widgets werden dem Nutzer vorenthalten, der Homescreen ist im Grunde nur auf Konsum ausgelegt und lässt daher eine normale Nutzung im Alltag kaum zu. App-Icons werden einfach auf der Startseite abgelegt, was bei einer höheren Anzahl sehr schnell unübersichtlich werden kann. Die einzige Möglichkeit, sie zu organisieren, ist das Sortieren in Ordnern – und das wird immerhin unterstützt.

Amazon Fire HD 10 (2021) im Test

Damit bleibt die Kritik aus dem Test zur letzten Generation des Fire HD 10 bestehen: Für Amazon wäre es sicherlich nicht von Nachteil, wenn der Hersteller dem Nutzer ein oder zwei Seiten des Homescreens zu seiner freien Verfügung und Einrichtung bereitstellen würde. Die anderen Seiten kann er weiterhin gerne mit seinem virtuellen Krämerladen füllen. Es würde sogar die Chance bestehen, dass sich mehr Nutzer für das Tablet interessieren. So schreckt es dagegen nicht wenige Interessenten vom Kauf ab.

Über die Verarbeitung kann dagegen erneut nichts Negatives berichtet werden. Zwar fällt die Gestaltung des Tablets recht einfach aus und Kunststoff ist das Material der Wahl, dem Preis gegenüber sind die genannten Punkte jedoch mehr als angemessen. Durch die neue Form wirkt das aktuelle Fire 10 HD zudem kompakter, auch wenn sich die eigentliche Fläche kaum verändert hat.

Schüler sind jetzt „Pro“

Die Variante für Kinder hat mit „Kids Pro“ nun auch eine Variante für Nachwuchs im Grundschulalter bekommen, womit Amazon versucht, diese Generation ebenfalls für sich zu gewinnen. Mit der bisher verwendeten klobigen Schutzhülle und der Aufmachung des Systems dürfte es der neuen Altersgruppe in der Vergangenheit vielleicht zu peinlich gewesen sein, mit dem Tablet gesehen zu werden. Da vermittelt die neue Form mit der schmaleren Schutzhülle direkt ein anderes Bild.

Dennoch befreit Amazon Kids Eltern nicht von ihrer Aufsichtspflicht und auch das System übernimmt nicht direkt alles optimal. Einige Einstellungen wie der Altersfilter müssen noch justiert werden. Ob es aber wirklich eine App für einfachste Einschränkungen braucht, muss jeder für sich entscheiden. Nutzungszeiten oder Vorbedingungen können auch so festgelegt werden und Kinder können zudem fragen, wenn sie etwas installieren oder anschauen wollen. In vielen Familien funktioniert diese Vorgehensweise ohne Probleme.

Anders sieht es mit der kuratierten Content-Flatrate Kids+, vormals FreeTime Unlimited, aus. Diese bietet eine Fülle von ausgesuchten und kostenlosen Spielen, Büchern, Filmen und Serien sowie Audio-Material, gut nach dem jeweiligen Alter gewählt und für das Kind übersichtlich angezeigt. Blind sollten sich Eltern dennoch nicht auf die Auswahl verlassen und immer wieder einmal schauen, was dem Kind so angeboten wird.

Am Ende sind die gebotenen Neuerungen des Fire HD 10 2021 zu gering, als dass sich der Umstieg vom Vorgänger wirklich lohnt. Die meisten Apps werden auf beiden Geräten im gleichen Maße ihre Arbeit verrichten, auch das kabellose Laden der Plus-Variante dürfte nur wenige Nutzer zu einem Neukauf bewegen. Anders schaut es bei der 2017er-Version aus, die noch mit einem 4-Kern-Prozessor um die Gunst der Käufer buhlte. Doch auch hier muss der Interessent selbst schauen – reizt er das mittlerweile rund vier Jahre alte Tablet ebenso wenig aus, ist eine Aktualisierung auch nicht unbedingt nötig.

Amazon Fire HD 10 (2021)
29.06.2021
  • gute Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • lange Laufzeit
  • Display ungleich ausgeleuchtet
  • Oberfläche sehr limitiert

ComputerBase wurden das Fire HD 10 und die Kids-Versionen leihweise von Amazon für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.

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