Gigaset GS4 im Test: Smartphone made in Germany mit austauschbarem Akku
Mit austauschbarem Akku und „Made in Germany“ will Gigaset mit dem Android-Smartphone GS4 für rund 200 Euro punkten. In vielen Bereichen gelingt dies, auch wenn Nutzer für 200 Euro keine High-End-Leistung erwarten dürfen. Updates sowohl bei Android selbst als auch bei den Sicherheits-Patches müssen jedoch zeitnaher kommen.
Das Gigaset GS4 ist ein Smartphone der Mittelklasse, das auf zwei Besonderheiten in seinem Metier setzt: Es trägt den Schriftzug „Made in Germany“ und bietet einen vom Nutzer selbst austauschbaren Akku. Ersteres bedeutet, dass Gigaset die Smartphones am Werk in Bocholt zusammenbaut, die Teile kommen wie üblich aus aller Welt und werden nicht in Deutschland gefertigt. Beim Akku, der eine Kapazität von 4.300 mAh bietet, geht Gigaset einen Mittelweg. Denn die Abdeckung der Rückseite des Smartphones aus Kunststoff lässt sich ohne Werkzeug entfernen und ist nur geclippt, der Akku selbst aber mit Klebestreifen und einem Kabel mit dem restlichen Smartphone verbunden, was vom Nutzer gelöst werden muss. Dennoch kann innerhalb weniger Minuten der Akku getauscht werden.
Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 229 Euro, die im Handel unterboten wird (Preisvergleich), erhält der Käufer neben dem Smartphone ein Ladegerät (10 Watt), ein USB-A-auf-USB-C-Ladekabel, eine SIM-Karten-Nadel und eine Anleitung. Das GS4 ist wahlweise in Schwarz oder Weiß erhältlich.
Die Technik im Gigaset GS4
MediaTek Helio P70 und erweiterbarer Speicher
Als SoC dient ein MediaTek Helio P70, der in 12 nm gefertigt wird. Der Prozessor setzt auf zwei Cluster, ein schnelleres und ein langsameres, das Hintergrundaufgaben erledigt und den Akku schonen soll. Jedem Cluster stehen vier Kerne zur Verfügung, dem ersten vier Cortex-A73 mit bis zu 2,10 GHz, dem zweiten vier Cortex-A53 mit bis zu 2,00 GHz. Das SoC wurde bereits 2019 vorgestellt, ist demnach nicht mehr das neueste und schnellste Exemplar auf dem Markt. Gleiches gilt für die integrierte GPU, eine Mali-G72 MP3 mit bis zu 900 MHz Takt.
Der interne Speicher ist 64 GB groß, unterschiedliche Versionen mit variierender Speicherausstattung gibt es nicht. Der Hauptspeicher kann über eine microSD-Karte mit maximal 512 GB erweitert werden. Interessant hierbei ist, dass der Einsatz einer microSD-Karte keinen Verlust eines SIM-Kartensteckplatzes zur Folge hat, denn Gigaset verbaut zwei Nano-SIM-Steckplätze und zusätzlich einen microSD-Kartenslot über einen gemeinsamen Einschub. Der Arbeitsspeicher des GS4 ist 4 GB groß.
6,3-Zoll-Display mit V-Notch
Beim Display setzt Gigaset auf ein IPS-Display mit 6,3 Zoll und einer Auflösung von 1.080 × 2.340 Pixeln, was zu einer Pixeldichte von 410 ppi führt. Wegen der abgerundeten Ränder spricht Gigaset von einem „2,5D-Glas“. Auf ein spezielles Schutzglas wie Gorilla Glass setzt der Hersteller nicht. Für die Frontkamera ist eine V-Notch in der Mitte des oberen Randes eingelassen. Gigaset gibt für das Display eine typische Helligkeit von 450 cd/m² und einen Kontrast von 1.500:1 an.
Das Gigaset GS4 misst 75 × 157 × 9,8 mm (H × B × T) und wiegt 206 g. Es gehört somit nicht der Fraktion der kleinen, leichten Smartphones an, fällt im aktuellen Umfeld aber auch nicht mehr aus dem Rahmen.
Der Fingerabdrucksensor sitzt an der Rückseite in der Mitte und ist mit dem Zeigefinger gut zu erreichen. Zudem kann über die Frontkamera ein Gesichtsscanner genutzt werden, um das GS4 zu entsperren. Auf die Triple-Kamera an der Rückseite wird im Folgenden noch genauer eingegangen.
WLAN, Bluetooth 5.0, Klinke und NFC
Neben Bluetooth 5.0 unterstützt das GS4 auch NFC, um entsprechende Tags zu erkennen und sich so beispielsweise einfacher mit entsprechend ausgerüsteten Kopfhörern zu verbinden. An der unteren linken Ecke hat Gigaset einen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss verbaut, so dass es keiner Adapter bedarf, um kabelgebundene Kopfhörer anzuschließen. WLAN wird nach den Standards 802.11a/b/g/n/ac sowohl mit 2,4 als auch 5 GHz unterstützt.
Gigaset GS4 | Oppo A91 | Gigaset GX290 | Cat Phones S42 | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | Android 9.0 | Android 9.0 Variante Android 10.0 |
Android 10.0 |
Display: | 6,30 Zoll, 1.080 × 2.340 409 ppi, 60 Hz IPS |
6,40 Zoll, 1.080 × 2.400 411 ppi Super AMOLED, Gorilla Glass 5 |
6,10 Zoll, 720 × 1.560 283 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
5,50 Zoll, 720 × 1.440 293 ppi IPS, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Status-LED | |
SoC: | MediaTek Helio P70 4 × Cortex-A73, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 2,00 GHz 12 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio P23 8 × Cortex-A53, 2,00 GHz 16 nm, 64-Bit |
MediaTek Helio A20 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 12 nm, 64-Bit |
|
GPU: | Mali-G72 MP3 900 MHz |
Mali-G71 MP2 770 MHz |
PowerVR GE8320 | |
RAM: | 4.096 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR4X |
3.072 MB Variante 4.096 MB |
3.072 MB LPDDR4 |
Speicher: | 64 GB (erweiterbar) | 128 GB (erweiterbar) | 32 / 64 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 16,0 MP, 1080p LED, f/1,80, AF |
48,0 MP, 1080p LED, f/1,70, AF |
13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
|
2. Kamera: | 5,0 MP, f/2,20, AF | 8,0 MP, f/2,20, AF | 2,0 MP | Nein |
3. Kamera: | 2,0 MP, f/2,40, AF | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | 2,0 MP, f/2,40, AF | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 13,0 MP, 1080p AF |
16,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
8,0 MP | 5,0 MP |
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Ja | ||
LTE: | Advanced | Ja | Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac | 802.11 a/b/g/n | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
Bluetooth: | 5.0 | 4.2 LE | 5.0 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | A-GPS, GLONASS, BeiDou | A-GPS, GLONASS | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | USB-C 2.0, NFC | Micro-USB 2.0, NFC, 3,5-mm-Klinke | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |||
Akku: | 4.300 mAh (16,42 Wh), 18,0 W austauschbar, kabelloses Laden |
4.025 mAh fest verbaut |
6.200 mAh (23,87 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
4.200 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 75,0 × 157,0 × 9,80 mm | 73,3 × 160,2 × 7,90 mm | 79,0 × 162,4 × 15,30 mm | 77,2 × 161,3 × 12,70 mm |
Schutzart: | – | IP68 | IP68 + MIL-STD-810G | |
Gewicht: | 206 g | 172 g | 279 g | 220 g |
Preis: | 229 € | 299 € | ab 299 € / 329 € | 249 € |
Schnellladen und Wireless Charging
Das Gigaset GS4 unterstützt trotz des austauschbaren Akkus Wireless Charging. Wird die Rückseite abgenommen, ist nicht nur die Ladespirale zu erkennen, sondern auch die Ladekontakte, die diese mit der Platine verbinden. Um den Akku schneller aufzuladen, kann auf USB-C (USB 2.0) zurückgegriffen werden. Netzteil und Kabel liegen dem GS4 bei. Mit 10 Watt ist das Netzteil aber unterdimensioniert, denn das Gigaset GS4 beherrscht Schnellladen mit bis zu 18 Watt. Beim Wireless Charging werden bis zu 15 Watt unterstützt.
Kein Schutz gegen Staub und Wasser
Eine IP-Zertifizierung trägt das Gigaset GS4 nicht, es ist somit nicht besonders gegen das Eindringen von Staub und Wasser geschützt. Das ist auch eine Folge des austauschbaren Akkus, denn die abnehmbare Rückseite hätte weitreichende Gummidichtungen erfordert, um sie abzudichten.
Das Austauschen des Akkus
Nur eine kleine Kerbe am Rahmen des Gigaset GS4 deutet auf die Möglichkeit hin, den Akku auszutauschen. An dieser Kerbe ansetzend, kann die Rückseite entfernt werden. Auch wenn sie abnehmbar ist, ist sie hinten mit gehärtetem Glas ausgestattet und beherbergt, wie erwähnt, die Technik zum drahtlosen Laden. Um die geclippte Rückseite zu entfernen, muss etwas Kraft aufgewandt und am besten mit dem Fingernagel einmal an der Seite entlanggefahren werden.
Auch beim Akku selbst setzen sich die Unterschiede zu den früheren Handys fort, bei denen Abdeckung und Akku einfacher gewechselt werden konnten. Denn der Akku ist zwar nicht flächig verklebt, aber mit Klebestreifen rechts und links fixiert. Zudem ist er über ein Flachbandkabel, das nach dem Ausschalten des Smartphones als Erstes gelöst werden muss, mit der Platine verbunden. Hier kommen keine Kontaktflächen zwischen Akku und Platine zum Einsatz. Sind die Klebestreifen an der Oberseite des Akkus gelöst, was ohne Fön oder andere Hilfsmittel möglich ist, und das Flachbandkabel abgezogen, kann der Akku über eine rote Hilfslasche herausgenommen werden.
Wichtig ist, dass beim Wechseln des Akkus keine spitzen oder metallischen Gegenstände eingesetzt werden, die den Akku beschädigen können, was einen Brand verursachen könnte. Anders als früher bei Handys ist der Akku nicht mit einer harten Kunststoffhülle versehen.
Der neue Akku wird in umgekehrter Reihenfolge wieder eingesetzt, wobei darauf zu achten ist, dass die Klebefolie in die Kanten des Gehäuses gedrückt wird, da der Akku sonst nicht in die enge Aussparung passt. Die Klebefolie lässt sich auch für den Austausch-Akku verwenden, um diesen zu fixieren. Der Anschluss des Flachbandkabels wird einfach wieder aufgedrückt und das Smartphone kann nach dem Aufsetzen der Abdeckung wieder gestartet werden.
Auch wenn der Akkutausch nicht ganz so einfach ist wie früher, ist er für Nutzer mit etwas Fingerspitzengefühl problemlos innerhalb weniger Minuten erledigt.
Damit der Akkutausch erst spät überhaupt nötig wird, lädt das GS4 den Akku immer nur zu 90 Prozent auf, da dies die Lebensdauer deutlich erhöht. Der Nutzer kann dieses Verhalten in den Geräte-Einstellungen anpassen.
Das Display unter der Lupe
Das IPS-Display des Gigaset GS4 leuchtet maximal mit 501 cd/m² bei der vollflächigen Darstellung von Weiß. Schwarz leuchtet bei maximaler Helligkeit mit 0,356 cd/m². Der Kontrast des GS4 liegt bei 1.407:1, ein für IPS typischer Wert bei Smartphones. Der Bildschirm des GS4 ist mit fast 9.800 Kelvin sehr kühl und blau abgestimmt.
Die minimale Helligkeit des Displays liegt bei 5,06 cd/m² – ein unproblematischer Wert. Die für die Akkumessungen genutzten 200 cd/m² werden beim GS4 bei 38 Prozent Display-Helligkeit erreicht. Die Helligkeitssteuerung ist somit fast gleichverteilt, denn 38 Prozent der maximalen Helligkeit von 500 cd/m² ergeben 190 cd/m².
Triple-Kamera mit ordentlichen Aufnahmen
Das Gigaset GS4 besitzt auf der Rückseite drei Kamerasensoren. Die Hauptkamera setzt auf einen Sensor mit 16 Megapixeln, das Weitwinkel bietet 5 Megapixel und eine Makro-Kamera 2 Megapixel. Bei Videoaufnahmen wird allerdings nur Full HD (1080p) mit 30 Bildern pro Sekunde geboten – mehr ist mit dem Helio P70 nicht möglich.
Im Alltag können sich die Fotos der Hauptkamera durchaus sehen lassen und bieten ein gutes Gesamtbild. Im Vergleich zu Aufnahmen mit einem iPhone XS sind die Bilder etwas weniger farbintensiv, weniger kontrastreich und im Detail weniger klar aufgelöst. Bei hellem, bewölktem Himmel überstrahlt dieser beim GS4 schnell. Das iPhone XS kann hier bei gleicher Blende (f/1.8) eine niedrigere ISO und eine kürzere Belichtungszeit wählen. Das iPhone bietet vor allem bei Panorama-Aufnahmen eine bessere Schärfe. Im Alltag können aber auch mit dem Gigaset GS4 als Mittelklasse-Smartphone für rund 200 Euro ansehnliche Fotos geschossen werden.