C:\B_retro\Ausgabe_83\: Hercules 3D Prophet 4500 mit PowerVR Kyro II
Neben der GeForce3 von Nvidia war auch der Kyro II des in den Niederlanden beheimateten europäischen Halbleiterherstellers STMicroelectronics ein großes Thema auf der CeBIT 2001 und in Form der Hercules Prophet 4500 einer der allerersten Testberichte auf ComputerBase überhaupt. Ein Rückblick auf die GPU von PowerVR.
Auf der CeBIT 2001 wurden neben der neuen GeForce-3-Serie von Nvidia, die ComputerBase nur einen Monat später in Form der Inno3D Tornado GeForce3 (Test) unter die Lupe nehmen sollte, an vielen Messeständen auch Grafikkarten auf Basis des Grafikprozessors Kyro II („STG-4500“) präsentiert. Mit der Hercules Prophet 4500 (Test) fand sich die bis dahin erst zweite Grafikkarte in der noch jungen Redaktion wieder.
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Hercules Prophet 4500 mit PowerVR Kyro II im Test
Der Kyro II war eine Weiterentwicklung des ersten ST Kyro mit dem Codenamen „STG-4000“ aus dem Jahr 2000, der in einem neuen Fertigungsprozess mit jetzt 180 nm anstatt 250 nm hergestellt wurde und dementsprechend auch über höhere Taktfrequenzen verfügte.
Sowohl der Chip-Takt als auch der Speicher-Takt konnten von vormals 115 auf jetzt 175 MHz angehoben werden, was in einer höheren Pixelfüllrate von 350 MT/s resultierte. Der erste Kyro war noch auf 230 MT/s limitiert.
Da wir wie üblich skeptisch waren, haben wir uns die Hercules 3D Prophet 4500, die mit dem heiß diskutieren Kyro II ausgestattet ist, etwas genauer angesehen.
ComputerBase, am 30. Mai 2001
Da die Grafikkarte ihre Leistung bereits im Rahmen der CeBIT auf schnellen Systemen mit mehr als 900 MHz bewiesen hat, hatte sich die Redaktion für den Test bewusst für etwas langsamere Prozessoren entschieden.
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Lieferumfang
Zum Lieferumfang der Hercules Prophet 4500 gehörte neben der eigentlichen Grafikkarte eine CD mit den benötigten Treibern, einem Handbuch und diversen Demos, die die Funktionen des Kyro II besonders hervorheben sollten, auch Sticker, mit denen Spieler ihren PC als „Powered by Hercules“ outen konnten.
Die unverbindliche Preisempfehlung der Grafikkarte wurde seinerzeit mit 349 DM angegeben, wobei erste Händler die Hercules Prophet bereits für 299 DM anboten. Die Grafikkarte spielte damit in der gleichen Preisklasse wie die Nvidia GeForce2 MX, gegen die sie auch leistungstechnisch positioniert wurde.
Die von ComputerBase getestete Hercules Prophet 4500 kam mit 64 MB SDRAM daher, welcher über eine Zugriffszeit von 5 ns verfügte und auf acht Speicherbausteine verteilt wurde, die für Taktfrequenzen von bis zu 200MHz ausgelegt waren.
Standardmäßig betrug der Chip- und Speichertakt bei der Hercules Prophet 4500 ab Werk jeweils 175 MHz, sodass durchaus noch Spielraum nach oben gegeben war.
Spezifikationen des Kyro II
Der Kyro II wurde wie bereits sein Vorgänger von PowerVR entwickelt und unterscheidet sich vor allem durch den moderneren Fertigungsprozess von diesem. Dadurch konnten in erster Linie der Takt angehoben und der Verbrauch weiter gesenkt werden.
Neben seinem Vorgänger musste sich der Kyro II vor allem mit dem Nvidia Riva TNT2 Pro („NV5“), der GeForce2 MX („NV11“) und der GeForce2 GTS („NV15“) messen.
Vergleichspunkt | Kyro | Kyro II | Riva TNT2 Pro | GeForce2 MX | GeForce2 GTS |
---|---|---|---|---|---|
Hersteller | PowerVR | PowerVR | nVidia | nVidia | nVidia |
Fertigung | 0.25µm | 0.18µm | 0.22µm | 0.18µm | 0.18µm |
Fillrate | 230 MTex/s | 350 MTex/s | 286 MTex/s | 700 MTex/s | 1600 MTex/s |
Transistoren | 12Mio | 15Mio | 15Mio | 18Mio | 23Mio |
Speichertakt | 115MHz | 175MHz | 166MHz | 175MHz | 400MHz |
Chiptakt | 115MHz | 175MHz | 143MHz | 166MHz | 200MHz |
Bandbreite | 1.84 GB/s | 2.7 GB/s | 2,65 GB/s | 2.7 GB/s | 5.3 GB/s |
T&L | Nein | Nein | Nein | Ja | Ja |
RAMDAC | 270MHz | 300MHz | 300MHz | 350MHz | 350MHz |
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, fehlte dem Kyro II die unterstützende Einheit für Transforming & Ligtning (T&L), die den Prozessor bei Lichtberechnungen entlasten sollten. Mit einer schnellen CPU fiel dieses Manko nicht weiter ins Gewicht, da hier genug Ressourcen für derartige Rechenarbeiten zur Verfügung standen, auf einem langsamen Rechner machte sich dieser Nachteil aber durchaus bemerkbar.
Testsystem mit Intel Pentium III
Am 30. Mai 2001 kam das folgende System für den Test der Hercules Prophet 4500 mit Kyro II zum Einsatz:
- Prozessoren
- Intel Pentium III 450
- Intel Pentium III 600
- Asus P2B-F Motherboard
- 256 MB Arbeitsspeicher
- Grafikkarten
- Hercules 3D Prophet 4500 (64 MB)
- ELSA Erazor III Pro (32 MB)
- ELSA Gladiac MX (32 MB)
- Festplatten
- IBM DJNA 370910
- IBM DTLA 307030 (Hauptplatte)
- Peripherie
- Asus 50X CD-ROM
- Creative SoundBlaster Live! Value
- Intel Etherexpress 100Pro
- Software
- Windows 2000 Pro SP1
- DirectX 8.0a
Benchmarks mit dem Kyro II
Um eine möglichst breite Palette an seinerzeit aktuellen und älteren Spielen abzudecken, kamen die folgende Benchmarks zum Einsatz. Zudem wurde der Systemmark 2000 genutzt, um die Leistung des Kyro II in einer normalen Arbeitsumgebung bestimmen zu können.
- DirectX 7.0
- 3DMark 2000 (Benchmark)
- Unreal Tournament (Ego-Shooter)
- DirectX 8.0
- 3DMark 2001 (Benchmark)
- Aquanox Aquamark (Action-Game)
- OpenGL
- Quake 3 Arena (Ego-Shooter)
- Desktop
- Systemmark 2000
Die Hercules Prophet 4500 mit Kyro II konnte dabei die folgenden Ergebnisse erzielen.
3DMark 2000
Während die GeForce2 MX in kleineren Auflösungen zwischen 10 und 30 Prozent vor dem Kyro II liegt, kann diese mit der damals hohen Auflösung von 1.600 × 1.200 Bildpunkten zwischen 30 und 70 Prozent Vorsprung für sich verbuchen.
3DMark 2001
Im 3DMark 2001 zog die Hercules Prophet 4500 mit Kyro II meist den Kürzeren gegen die Nvidia GeForce2 MX, die teilweise doppelt so schnell renderte.
Quake 3 Arena
In Quake 3 Arena konnte der Kyro II sehr gut mithalten und in hohen Auflösungen sogar einen deutlichen Punktsieg für sich verbuchen. Der Riva TNT2 Pro wird wie in allen Benchmarks meist deutlich abgehangen.
Unreal Tournament
Unreal Tournament liegt allen getesteten Grafikkarten in etwa gleich gut, doch auch hier kann die Hercules Prophet 4500 insbesondere in hohen Auflösungen mit 32 Bit davonziehen.
Systemmark 2000
In Sachen 2D- und Office-Leistung präsentierten sich der Kyro II sowie die GeForce2 MX und Riva TNT2 Pro durchweg auf Augenhöhe.
Insgesamt gelang es der Hercules Prophet 4500 insbesondere auf dem schnelleren Intel Pentium III mit 600 MHz, die Konkurrenz bereits in einer Auflösung von 1.280 × 1.024 zu überholen.
Das Fazit zum Kyro II
ComputerBase bewertete die Hercules Prophet 4500 mit Kyro II am 30. Mai 2001 wie folgt:
Wie man an der großen Menge von Benchmarks erkennen kann, kann die Hercules Prophet 4500 auch auf etwas langsamen Systemen durchaus überzeugen.
Ihre Spezial-Disziplin ist hierbei die 32 Bit Farbtiefe in hohen Auflösungen, wo sie die Konkurrenz teilweise recht deutlich hinter sich lassen kann.
Niedrige Auflösungen und die theoretischen Tests liegen ihr dabei überhaupt nicht. Mit den realitätsnahen Spiele-Benchmarks kommt sie dagegen wesentlich besser klar, so lange die Auflösung nicht 640 × 480 oder 800 × 600 lautet.
Da die meisten Spiele jedoch grundsätzlich mit 1.024 × 768 gespielt werden und auch auf 600 MHz Systemen in derartigen Auflösungen gespielt werden können, sollte dieses Manko nur beschränkt ins Gewicht fallen.
ComputerBase, am 30. Mai 2001
Damit konnte die Redaktion sowohl der Grafikkarte von Hercules als auch dem Grafikprozessor von PowerVR seinerzeit ein gutes Zeugnis ausstellen.
- Gute Leistung in hohen Auflösungen
- Skaliert sehr gut mit dem Prozessor
- Wunderbares Design
- Stabile Treiber
- Sehr Leise
- Guter Preis
- Langsam in geringen Auflösungen
- Fehlendes T&L
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