Huawei FreeBuds 4 im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit

 2/2
Frank Hüber
17 Kommentare

Guter Klang bei mittlerer Lautstärke

Auch beim Klang verspricht Huawei Verbesserungen. Der Bass, häufig ein Problem bei offen gebauten In-Ear-Kopfhörern, soll um 50 Prozent im Vergleich zu den FreeBuds 3 zugelegt haben, die den Fokus aber auch schon auf den Bass legten. Erneut ist für den Klang entscheidend, wie gut die FreeBuds 4 im Ohr sitzen, da durch die offene Bauweise insbesondere der Bass bei zu lockerem Sitz stark leidet.

Sitzen die FreeBuds 4 gut im Ohr, können auch sie einen durchaus druckvollen Bass erzeugen. Es zeigt sich jedoch schnell, dass die FreeBuds 4 bei leisen Tönen ausdünnen und sich erst bei mittlerer Lautstärke eine gute Dynamik einstellt. Bei leiseren Tönen leidet der Bass insgesamt stark, unter 25–30 Prozent Wiedergabelautstärke ist der Tiefbass in St Jude von Florence + The Machine nicht mehr zu hören.

Die Klarheit und der Detailgrad der Wiedergabe sind gut, wobei der Bass nicht immer vollends definiert ist, sondern etwas zu stark aufspielt und dabei ein wenig schwimmt. Die pulsierende Basslinie in Angel von Massive Attack ist so zwar effektvoll, dröhnt aber leicht.

Die Höhen fangen beispielsweise in One Way Or Another von Blondie bei maximaler Lautstärke an, etwas zu zischen und hart zu werden. Wird die Lautstärke ein wenig heruntergeschraubt, überzeugen die Höhen aber.

Insgesamt ist der Klang, auch angesichts der offenen Bauweise, gut, aber nicht herausragend und kaum von den FreeBuds 3 zu unterscheiden. In Titeln wie Rock Lobster von The B-52's und 15 Step von Radiohead fehlt es an Details und Klarheit, die die Spitzengruppe im Testfeld rund um Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) und Sony WF-1000XM4 (Test) bietet. Wer die In-Ears allerdings beispielsweise nur auf dem Weg zur Arbeit in Bus und Bahn mit Umgebungsgeräuschen und Gesprächen um sich herum nutzt, würde diese durch das offene Design ohnehin kaum wahrnehmen können.

ANC bauartbedingt eingeschränkt

Offene Ohrhörer können die Umgebung nur begrenzt ausblenden, da sie das Ohr des Trägers nicht vollständig abdichten und so Geräusche immer an den Ohrhörern vorbei zu den Ohren durchdringen. Daran können auch die FreeBuds 4 nichts ändern. Dennoch ist der Effekt des ANCs beim Aktivieren sofort wahrnehmbar, denn das alltägliche Hintergrundrauschen, etwa durch den Verkehr in der Großstadt, wird deutlich reduziert. Die Umgebung bleibt aber, unabhängig vom gewählten ANC-Modus, weiterhin stets wahrnehmbar.

Im Vergleich zu den FreeBuds 3 werden deutlich mehr tiefe Frequenzen eliminiert, die hohen Frequenzen hingegen weiterhin fast gar nicht. Mit den Sony WF-1000XM4 (Test) oder den Bose QuietComfort Earbuds (Test), die das beste ANC im Testfeld bieten, können sich die Huawei FreeBuds 4 somit keinesfalls messen, da sie zu viele Geräusche an die Ohren durchdringen lassen.

Die Windgeräusche werden bei aktiviertem ANC durch die Mikrofone verstärkt. ANC fügt zudem ein bei Stille hörbares Grundrauschen hinzu, das in lauten Umgebungen aber keinen negativen Effekt hat.

Huawei FreeBuds 4
Huawei FreeBuds 4

Etwas dumpfe Telefonie

Bei der Telefonie setzen die Huawei FreeBuds 4 auf eine starke Filterung der Umgebungsgeräusche, von der fast nichts an den Gesprächspartner übertragen wird. Nur leise im Hintergrund kommt das Vogelgezwitscher durch. Die Stimme des Trägers wird dadurch etwas dumpf und leise, bleibt aber verständlich. Durch die starke Filterung treten zudem je nach Laut leichte Verzerrungen auf.

Huawei FreeBuds 4 – Mikrofonqualität
Huawei FreeBuds 3 – Mikrofonqualität
Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität mit Firmware 1.1.5
Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität mit Hintergrundgeräusche
Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität ohne Hintergrundgeräusche
Sony WF-1000XM3 – Mikrofonqualität
Bose QuietComfort Earbuds – Mikrofonqualität
Sennheiser Momentum True Wireless 2 – Mikrofonqualität
Apple AirPods Pro – Mikrofonqualität
EarFun Free 2 – Mikrofonqualität
Google Pixel Buds A-Series – Mikrofonqualität
Yamaha TW-E3A – Mikrofonqualität
Skullcandy Indy ANC – Mikrofonqualität
Skullcandy Dime – Mikrofonqualität
Marshall Mode II – Mikrofonqualität
Master & Dynamic MW07 Plus – Mikrofonqualität
Epos GTW 270 Hybrid – Mikrofonqualität
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition – Mikrofonqualität
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro – Mikrofonqualität
JBL Live Free NC+ – Mikrofonqualität

Keine niedrigere Latenz ohne HarmonyOS

Mangels eines Smartphones mit dem jüngst vorgestellten HarmonyOS können die Latenzmessungen der Huawei FreeBuds 4 nur mit Android inklusive EMUI10 und iOS durchgeführt werden. Die auf 90 ms halbierte Latenz verspricht Huawei lediglich in Verbindung mit einem HarmonyOS-Smartphone, so dass kaum ein Nutzer davon im Alltag bislang profitieren kann.

Im Test zeigt sich unter Android und iOS die für die Codecs normale Verzögerung von 160 bis 180 ms. Auch ein EMUI10-Smartphone weist keinen erkennbaren Unterschied auf.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Huawei FreeBuds 4 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Sony WF-1000XM4 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
EarFun Free 2 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Google Pixel Buds A-Series 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Yamaha TW-E3A 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Skullcandy Indy ANC 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Skullcandy Dime 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Marshall Mode II 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC)
Epos GTW 270 Hybrid 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC)
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live Free NC+ 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Cambridge Audio Melomania Touch 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Razer Hammerhead True Wireless Pro 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
EarFun Air Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Scendo Snapods 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Adidas FWD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Jabra Elite 85t 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Bose QuietComfort Earbuds 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Creative Outlier Air V2 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Beats Powerbeats Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Aukey EP-N5 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Belkin Soundform True Wireless 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser CX 400BT True Wireless 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC)
LG Tone Free FN6 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Huawei FreeBuds Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Teufel Airy True Wireless 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds Live 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
EarFun Air 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-SP800N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live 300TWS 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Google Pixel Buds (2. Gen.) 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-XB700 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Adidas RPD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Skullcandy Sesh Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Indy Fuel 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Mpow M9 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit X2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit Dot 2 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Audio-Technica ATH-CK3TW 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC)
iFrogz Airtime Sport 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Reflect Flow 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Tune220TWS 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 3i 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Honor Magic Earbuds 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker SoundCore Liberty Air 2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Die offene Bauweise der Huawei FreeBuds 4 ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits sitzen sie sehr angenehm, da sie nicht in den Gehörgang gedrückt werden und keinen Vakuumeffekt erzeugen. Andererseits stören Umgebungsgeräusche die Musikwiedergabe und die Effektivität des ANCs wird eingeschränkt. Der Effekt der aktiven Geräuschunterdrückung ist zwar wahrnehmbar, für Ruhe sorgen die FreeBuds 4 aber nicht, so dass es kein klares Kaufargument ist. Mit den Ohren abschließende Ohrhörer wie die Bose QuietComfort Earbuds (Test) und die Sony WF-1000XM4 (Test) zeigen, was in diesem Bereich inzwischen auch bei kabellosen In-Ear-Kopfhörern möglich ist – wenn auch zu einem höheren Preis.

Dank Multipoint können die FreeBuds 4 mit zwei Endgeräten gleichzeitig verbunden werden, was den schnellen Wechsel etwa zwischen Tablet und Smartphone ermöglicht, ohne erst die Verbindung über das Bluetooth-Menü zu trennen und herzustellen.

Ein klarer Kritikpunkt ist die kurze Akkulaufzeit der Huawei FreeBuds 4, die nicht mehr zeitgemäß ist. Statt 4 hätten die Ohrhörer lieber 5 g wiegen und dafür eine längere Akkulaufzeit bieten sollen – zumal der Stil der Ohrhörer relativ lang geraten ist. Auch die Telefonie klingt etwas dumpf, weil die Filterung sehr aggressiv ans Werk geht. Für den Einsatz beim Sport sind sie zudem nicht geeignet, da sie leicht herausfallen.

Positiv ist, dass Huawei die AI-Life-App inzwischen auch für iOS anbietet, so dass iPhone-Nutzer Zugriff auf die optionalen Funktionen erhalten und Firmware-Updates einspielen können. Gleichermaßen bieten die FreeBuds 4 dennoch nicht alle Funktionen auf allen Endgeräten, denn der Low-Latency-Modus ist nur mit HarmonyOS nutzbar, weshalb er im Test gar nicht berücksichtigt werden konnte, und das schnelle Koppeln setzt ein Huawei-Smartphone mit mindestens EMUI10 voraus.

Huawei FreeBuds 4
24.06.2021
  • Guter Klang
  • Auto-Play und Auto-Pause
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Schnellladen & Wireless Charging
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Sehr gute Integration mit Huawei-Smartphone ab EMUI10
  • Sehr kurze Akkulaufzeit
  • Bass dröhnt mitunter
  • Dumpfe Telefonie
  • Low-Latency-Modus nur mit HarmonyOS
  • Bedienung nicht frei anpassbar, daher nie alle Funktionen auf den Ohrhörern
  • Nur eingeschränkt für Sport geeignet

In den Handel kommen die FreeBuds 4 am 6. Juli, die unverbindliche Preisempfehlung der getesteten Wireless-Charging-Version liegt bei 169 Euro. Die Auslieferung durch Huawei selbst soll am 2. Juli starten. Für diesen Preis gibt es durchaus starke Konkurrenz. Wer nicht zwingend auf ein offenes Design Wert legt und kein ANC benötigt, findet mit den nur rund 65 Euro teuren Samsung Galaxy Buds+ (Test) eine bessere und deutlich günstigere Alternative unter Android. Mit ANC sind hingegen auch die Jabra Elite 75t (Test) für knapp 130 Euro und die Samsung Galaxy Buds Pro (Test) für knapp 150 Euro eine Option, wenn man sich bei letzteren mit der Steuerung anfreunden kann. Für 195 Euro sind hingegen die Jabra Elite 85t (Test) zu haben.

ComputerBase hat die FreeBuds 4 leihweise von Huawei zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.