Infotainmentsystem: Neues PCM 6.0 für Porsche 911, Cayenne und Panamera
Nachdem es in Grundzügen erstmals im Taycan zum Einsatz kam, führt Porsche zum Sommer die 6. Generation Porsche Communication Management (PCM 6.0) als neues, abermals weiterentwickeltes Infotainmentsystem für den 911, Cayenne und Panamera ein. Dienste von Apple sind tiefer integriert, Android Auto kommt und das Design ist neu.
Porsche nennt eine neue Hard- und Software-Architektur für das PCM 6.0, das im Sommer dieses Jahres zum Modelljahreswechsel in die genannten Baureihen einziehen wird. Für bestehende PCM-Generationen wird kein Update auf Version 6.0 möglich sein, wie Porsche auf Nachfrage erläuterte. Diesmal gehe mit der leistungsfähigeren Hardware, die auf aktuellen Automotive-Prozessoren basiere, ohne Details zu nennen, ein harter Schnitt einher, der keine Updates möglich mache. Die wiederum werden allerdings mit dem PCM 6.0 möglich sein, dessen Hardware den Grundstein für die nächsten Jahre legt. Denn Software-Updates will Porsche künftig „Over the Air“ (OTA), sprich über die Mobilfunkanbindung des Autos aufspielen – ein Trend der gesamten Branche. Porsche setzt dabei auf LTE, 5G sei im Fahrzeug noch kein Thema.
Bekannte Touch-Bildschirme mit 10 und 12 Zoll
Ein Facelift des Interieurs wird mit PCM 6.0 nicht vollzogen, es kommen weiterhin die 10 Zoll (911) respektive 12 Zoll (Cayenne, Panamera) großen Touch-Displays in der Mittelkonsole zum Einsatz. Erneuert wurden demnach die Technik dahinter und die Software. Auch Einfluss auf das Kombiinstrument hat das neue PCM in den drei Baureihen noch nicht. Der Taycan bleibt mit seinem digitalen Cockpit vorerst ein Unikat im Konzern.
Dezentes neues Software-Design
Das PCM 6.0 bringt zunächst einmal ein neues Design respektive ein angepasstes Anzeige- und Bedienkonzept mit. Überarbeitet hat Porsche zum Beispiel die verwendete Schriftart, die Icons für Menüs und Anwendungen sowie die Farben. Ziel war es, ein klareres Erscheinungsbild zu schaffen, das ganz bewusst nur ein Minimum an notwendigen Informationen anzeigen soll. Dem Fahrer stehen größere und damit besser während der Fahrt zu bedienende Touch-Bereiche zur Verfügung.
Der Homescreen lässt sich durch den Anwender anpassen, indem längeres Drücken einer Kachel diese lockert und das Verschieben auf eine neue Position ermöglicht. Welche drei Kacheln der primären Funktionen auf dem Startbildschirm dargestellt werden sollen, lässt sich aus einem Menü heraus wählen, wo Medien, Telefon, Karte, Sound, Drive und weitere abgelegt sind. Außerdem gibt es ein Menü „Car“, das alle Fahrzeugfunktionen bündelt. Untergliedert in die Bereiche „Drive“, „Assistenz“, „Trip“ und „Komfort“ lassen sich fahrzeugspezifische Einstellungen vornehmen. Die Auswahl der Funktionen wird durch in Echtzeit gerenderte 3D-Grafiken visuell unterstützt.
Ein eigenes Menü für Benachrichtigungen gibt dem Fahrer Zugriff auf verschiedene Kommunikationsformen. Dazu gehören unter anderem Telefonanrufe, Nachrichten und Systemmeldungen des Porsche. Sie werden strukturiert dargestellt und das System bietet jeweils eine direkte Reaktion auf die Nachricht an, etwa für Antworten auf eine SMS.
Die neue Navigation findet primär online statt
Überarbeitet hat Porsche auch die Navigation, wo ein neuer Routen-Monitor im Navigationsmenü fortan eine zusätzliche abstrahierte Darstellung der geplanten Strecke bietet. Auf einem Zeitstrahl werden Streckenplan und bevorstehende Ereignisse dargestellt. Dank neuer Hard- und Software soll die Routenberechnung im Fahrzeug schneller als zuvor erfolgen. Zudem setzt Porsche vermehrt auf Online-Updates, um das Kartenmaterial auf aktuellem Stand zu halten. Dabei nutzt der Hersteller die aktuelle Position und die geplante Route, um relevante Kartendaten automatisch auszuwählen und herunterzuladen. Der Kunde braucht also keine Regionen mehr auswählen, etwa für DACH, und muss sich auch nicht mehr um die Durchführung der Updates kümmern.
Verbesserungen im Detail gibt es für die optische Markierung und Darstellung der Verkehrsinformationen, die jetzt für einzelne Fahrspuren erfolgen kann. Mit Hilfe verschiedener Farbabstufungen kann der Fahrer spurgenau einsehen, ob auf dieser Spur wenig oder viel Verkehr herrscht. Navigation Plus, also die Navigation von Porsche Connect mit Online-Anbindung, ist intelligenter geworden. Ein Beispiel: Die Berechnung einer Route kann berücksichtigen, dass der Porsche einen Anhänger, also etwa einen Wohnwagen, zieht. Wird die entsprechende Einstellung im Menü gewählt, fließt in die Kalkulation der Ankunftszeit die geringere Geschwindigkeit des Gespannes ein.
Neuer Finder nutzt auch Google
Als zentrale Suche der Navigation fungiert der Finder, der zwei Suchmaschinen miteinander kombiniert: Porsche und Google. Die Suche von Porsche funktioniert innerhalb der Porsche-Datenbank online und offline, die von Google hingegen nur online. Die Porsche-Suche ist weiterhin die Standardsuche. Falls dort allerdings kein Suchergebnis gefunden wird, kann die Google-Suche als Alternative verwendet werden. Das neue Infotainmentsystem ist allerdings generell lieber on- statt offline, wie ein Beispiel zeigt: Bei der Suche nach Points of Interests (POI) wie Tankstellen, Ladesäulen, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten nutzt der Finder jetzt bevorzugt das Internet. Dank besserer Leistungsfähigkeit des PCM 6.0 sollen Online-Ergebnisse schneller parat sein. Eine Offline-Suche findet nur noch statt, wenn keine Verbindung zum Internet besteht.
Analog zur allgemein reduzierten Darstellung trifft dies auch auf die Kartenansicht zu. Diese hat Porsche deutlich reduziert und damit laut eigener Auffassung übersichtlicher gestaltet. Das gilt sowohl für den Tag- als auch für den Nachtmodus. Dazu kommt ein neuer „Speller“, eine neue Tastatur zum Buchstabieren, die Buchstaben nicht mehr nur einzeln getippt, sondern in einem zusätzlichen Feld auch per Handschrift akzeptiert.
Neue Sprachbedienung
Wie das PCM 6.0 bedient wird und welche Funktionen im Fahrzeug es steuern kann, hat Porsche ebenfalls überarbeitet. Multimodal lautet das Zauberwort, das für eine Bedienung per Touch und Sprache steht, etwa bei der Zieleingabe. Durch die Berührung eines Punktes auf der Karte sowie den Fahrer-Befehl „Fahre mich hier hin“ startet die Routenführung sofort.
Die neue Sprachbedienung hört auf den Befehl „Hey Porsche“ oder aktiviert sich nach Betätigung der Lenkradtaste oder einer Schaltfläche auf dem Bildschirm. Die Sprachbedienung versteht jetzt dank Online-Unterstützung mehr Formulierungen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch, kommt also ohne vorgegebene Kommandos aus. Mit „Ich brauche Benzin“ lässt sich beispielsweise die Suche nach einer Tankstelle in der Umgebung starten. Ein anderes Beispiel: „Mir ist kalt“ führt dazu, dass die Temperaturvorgabe der Klimaautomatik um zwei Grad höher gestellt wird. Weitere Funktionen im Auto lassen sich ebenfalls steuern, darunter die Massage der Sitze und die Ambientebeleuchtung.
Apple Music und Podcasts als native Apps
Neue Dienste halten ebenso Einzug, vor allem aus dem Hause Apple. Apple Music und Podcasts stehen als native Apps zur Auswahl, setzen also kein Smartphone im Auto voraus. Für die Nutzung von Apple Music und Apple Podcasts im Auto muss der Kunde einmalig seine Apple-ID mit seinem Porsche-Account verknüpfen. Anschließend steht – mit entsprechendem Abo – der werbefreie Zugriff auf über 75 Millionen Musiktitel zur Verfügung. Dabei lassen sich auch Lieder aus dem Radio einer Playlist von Apple hinzufügen und Künstler aus dem Radio können zu einem eigenen Sender im Apple-Dienst überführt werden, der dann nur noch Lieder genau dieses Künstlers abspielt. Bei der Funktion „Lyrics“ zeigt die neue PCM-Generation mehr Zeilen des Liedtextes an, während im Hintergrund groß das Cover des jeweiligen Albums dargestellt wird.
Nachdem der Taycan das weltweit erste Fahrzeug mit Apple Podcasts war, steht die native App mit Zugriff auf mehr als 1,5 Millionen Sendungen in über 100 Sprachen jetzt auch im 911, Cayenne und Panamera zur Auswahl. Apple Podcasts werden als eigenständige Medienquelle im PCM angezeigt.
Android Auto jetzt ebenfalls verfügbar
Porsche sagt in der heutigen Ankündigung klipp und klar, dass ein Großteil der Kunden Nutzer von iOS seien. Für Apple CarPlay gibt es neuerdings Unterstützung für die drahtlose Anbindung. Google-Nutzer gehen aber nicht komplett leer aus: Mit der vollständigen Integration von Android Auto holt das Unternehmen nun die Einbindung von Mobiltelefonen mit Googles Betriebssystem nach. Im Falle von Google bleibt es vorerst aber bei einer kabelgebundenen Integration. Läuft eine der beiden Lösungen im Fahrzeug, lässt sich per Sprachbefehl Siri oder der Google Assistant aufrufen, außerdem ist die Lenkradtaste der Sprachbedienung in diesem Szenario doppelt belegt und führt bei langem Drücken zu den Assistenten von Apple und Google.
Termine und Kontakte im Auto einsehen
Weitere Neuerungen des PCM 6.0 sind „Gut zu wissen – die Anleitung“ als digitale Bedienungsanleitung, die sich im Stand aufrufen lässt, animierte Inhalte zu Fahrzeugfunktionen bietet und mit der Erweiterung „Gut zu wissen – die Anleitung Plus“ auch kurze Erklärvideos streamt. Über den Dienst Kalender lassen sich Termine samt Kontakten und Adressen vom Smartphone ins Auto bringen, optional auch die Kalender von Google und Office 365. Sofern das Smartphone mit dem Auto verbunden ist, kann über den Kalender-Dienst auch an Telefon- und Videokonferenzen teilgenommen werden. Über den Dienst News lassen sich RSS-Feeds in das Fahrzeug einbinden.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Porsche unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.