iOS 15: Das neue Apple Maps ist ein Riesenschritt nach vorne
Einst das schwarze Schaf unter den eigenen Anwendungen und hinter vorgehaltener Hand einer der Gründe, warum Scott Forstall 2013 den Konzern verlassen musste, hat sich Apple Maps über die letzten Jahre zur starken Konkurrenz für Google Maps entwickelt. Mit iOS 15 legt Apple noch einmal deutlich nach, wie ein Vergleich zeigt.
iOS 15, das am Montagabend vorgestellt wurde, bislang in einer ersten Betaversion für Entwickler angeboten wird und im Herbst für alle Smartphones ab dem iPhone 6s und iPhone SE der 1. Generation verteilt werden soll, bringt eine vollständig neue Version von Apple Maps mit. Diese stellt nicht nur eine klare Verbesserung gegenüber Apple Maps aus iOS 14 dar, sondern sticht selbst den Klassenprimus Google Maps teils aus.
Neues Kartenmaterial für Spanien und Portugal
Nachdem Apple Maps vor allem zu Beginn mit der Vorstellung in iOS 6 oftmals belächelt wurde, hat sich der Dienst über die letzten Jahre zu einer echten Alternative und mehr entwickelt. Das letzte große Karten-Update hat es vor zwei Jahren gegeben, wobei sich das Update bislang auf die USA, Kanada, das Vereinigte Königreich und Irland beschränkt hat. Seit Montagabend stehen die neuen Karten auch in Spanien und Portugal zur Verfügung und sollen im weiteren Verlauf des Jahres auch in Italien und Australien angeboten werden. Für Deutschland liegen noch keine Informationen vor.
Neue 3D-Karten vor allem für US-Großstädte
Unter iOS 15 feiert eine neue Apple-Maps-Version Premiere, die fortan einen dreidimensionalen Globus statt eine flache Erdkarte als entfernteste Zoomstufe nutzt. Neues Kartenmaterial gibt es ebenfalls, und das hat es mit vielen Details und liebevoller Gestaltung wirklich in sich – vorerst allerdings nur in ausgewählten Großstädten und mit Ausnahme von London auch nur in den USA. Bis Ende dieses Jahres sollen Los Angeles, New York, Philadelphia, San Diego, die San Francisco Bay Area und Washington, DC fertiggestellt werden. Neue Karten für weitere Städte stellt Apple für das kommende Jahr in Aussicht.
Das wiederum verdeutlicht, wie zeitaufwendig es für Apple ist, detailreiche Karten für den gesamten Globus auszurollen. In San Francisco lässt sich aber bereits einsehen, wie diese neuen Karten den Blick auf die Stadt verändern. Dabei entspricht die neue Ansicht weniger klassischem Kartenmaterial, sondern weist Ähnlichkeiten zu Spielwelten wie aus „The Sims“ auf. Apple gibt sich bei der dreidimensionalen Gestaltung deutlich mehr Mühe, baut mehr Details zu Gebäuden und Natur ein und zeigt erstmals auch Höhenunterschiede, wie rund um den Telegraph Hill erkennbar. Bislang stand der Coit Tower auf einer Ebene mit benachbarten Wohnhäusern, deren Hügel ebenfalls fehlten.
Apple Maps in iOS 14 und iOS 15 im Vergleich
Apple Maps in iOS 15 vs. Google Maps
Auch den Vergleich mit Google Maps muss Apple Maps nicht mehr scheuen. Rein auf die Darstellungsqualität bezogen liefert Apple sogar das bessere Ergebnis – zumindest in San Francisco. Apples Kartenmaterial sieht schlichtweg schöner aus und selbst bei Google fehlen die charakteristischen Höhenunterschiede der Stadt und die Vegetation. Google muss man allerdings die wirklich sehr hohe Informationsdichte rund um Geschäfte, Sehenswürdigkeiten und Co. zugutehalten. Die Anzahl der bereits auf den ersten Blick sichtbaren Points of Interest fällt bei Google geradezu gigantisch aus.
Google arbeitet außerdem viel mit halbtransparenten Gebäuden, damit die Straßenzüge dahinter erkennbar bleiben. Gebäude stellt Google allgemein deutlich anders als Apple dar, indem mehr auf eckige Kästen gesetzt wird, während Apple mit abgerundeten Ecken arbeitet, wenngleich dies nicht immer auch der tatsächlichen Gebäudeform entspricht.
Neue Navigation zeigt viel mehr Details
Ein Ass im Ärmel könnte Apple mit der neuen Navigation haben. Auf dem Interstate 280 in Daly City südlich von San Francisco unterwegs, zeigt das neue Kartenmaterial, dass es auch beim Fahren funktioniert. Einzelne Spuren und Ausfahrten sind deutlich erkennbar und vor allem auch Straßenüberführungen werden dreidimensional und damit klar getrennt von der eigenen Route gerendert. Wichtige Querverbindungen, wie in diesem Fall die Southgate und Clarinada Avenue, werden dem Fahrer ebenfalls angezeigt. Und erneut helfen die Höhenunterschiede bei der besseren Einordnung des aktuellen Standpunkts.
AR-Ansicht für die Navigation zu Fuß
Verbesserungen sind auch für den ÖPNV geplant, wo Apple Maps künftig Haltestellen und Bahnhöfe der näheren Umgebung in einer neuen Listenansicht darstellt und sich beliebte Verbindungen auch anpinnen lassen. Apple Maps „verfolgt“ den Nutzer zudem während der Fahrt und erinnert rechtzeitig an das Aussteigen an der nächsten Haltestelle. Für die Navigation zu Fuß gibt es eine AR-gestützte Live-View-Ansicht mit POIs im Kamerasucher. Ein vergleichbares Feature hatte Google übrigens vor bereits über zwei Jahren zur I/O vorgestellt.
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