Lego Builder's Journey im Test: Spielkritik und Fazit
4/4So viel Spaß macht das Spiel
Builder's Journey besitzt einen simplen „Loop“, der aus einfachen Baustein-Rätseln besteht. In Prinzip geht es darum, mit Hilfe von Bausteinen für eine Klötzchenfigur eine Route von Punkt A zu Punkt B zu schaffen. Das ließe sich als eine Ansammlung von billigen Brückenrätseln beschreiben, würde dem Spiel aber schwerlich gerecht.
Mit jedem Segment wird eine Geschichte fortgeschrieben, die ohne große Worte auskommt. Präsentation und Erzählung zelebrieren Minimalismus, der den Fokus messerscharf auf das Wichtigste lenkt und damit eigentlich alles sagt. Dass nebenbei die „Lego-Ästhetik“ eingefangen wird, sorgt dafür, dass genug zum Bestaunen da ist, auch ohne ein zugeschaltetes Effektfeuerwerk.
Ruhige Musik und eine gewisse Langsamkeit im Vorgehen entspannen, sie geben Ruhe, um sich mit dem Spiel auseinanderzusetzen, sich Gedanken zu machen über die intuitive Bedienung, das Ziel eines Rätsels, denn ein „Interface“ gibt es – zum Gewinn des Spiels – nicht. Für die Rätsel selbst braucht es diese Ruhe kaum, sie lassen sich, auch dank unterschiedlicher Lösungswege und relativ kurzen Schrittketten, zügig absolvieren. Dass das Spiel selten komplett trivial wird, schafft trotz Seichtigkeit Erfolgserlebnisse. Immer wieder gibt es außerdem die Möglichkeit nach Formen zu bauen. In Builder's Journey stecken damit in komprimierter Form beide Aspekte von Lego: Das Nachbauen und das Improvisieren.
Und noch etwas entsteht: Ein Spielfluss, auf dessen Basis man sich entspannt durch die Szenarien gleiten lässt. Daraus entsteht ein eigenartiges, staunendes Entdecken einer Welt, die weniger in ihrer leicht eckig-verzerrten Form, sondern in ihrer stummen Art fremd wirkt. Aus dieser meditativen Ruhe reißen zwei Dinge: Die etwas unpräzise Positionierung von Klötzchen und die unklare Sprungweite der Figur.
Was Builder's Jounrey damit in erster Linie liefert, ist das, was es im Namen verspricht: Eine Reise. Harten Knobelspaß sollte man ab einem gewissen Alter bei anderen Titeln suchen, die Puzzle sind hier mehr Mittel zum Zweck. Dergestalt betrachtet ist Builder's Jounrey die Reise wert.
Fazit
Lego Builder's Journey ist ein spaßiges kleines Spiel für zwischendurch oder zum Abtauchen in eine so ganz und gar nicht hektische Welt, das den Charme der Klemmbausteine aus Dänemark in der optisch aufgewerteten PC-Version ab den mittleren Details voll zur Geltung bringt. Ohne Raytracing ähnelt die Optik zumindest auf den ersten Blick der mobilen Version für Apples iPad, Raytracing hebt sie dann aber noch eine Klasse darüber, denn jeder einzelne der vier Effekte sieht schlicht besser als die Rasterizer-Variante aus.
Natürlich kosten die Strahlen wie gewohnt viel Performance, nichtsdestoweniger ist der Leistungsverlust sowohl bei AMD- als auch bei Nvidia-Grafikkarten sinnvoll investiert – auch weil sich das Spiel ab 30 FPS gut spielen lässt.
Richtig schick, aber auch richtig langsam
Das ist allerdings auch gut so. Denn wenn man bedenkt, woher das Spiel kommt, wie der Klassik-Modus in UHD auf einer GT 1030 läuft und dass die Grafik zwar deutlich hübscher, im Kern aber die gleiche und sowieso immer nur auf einem guten Drittel des Bildschirms zu sehen ist, ist die Performance der DX12-PC-Version einfach nur unglaublich schlecht – auch ohne Raytracing.
Dass selbst eine leistungsstarke GeForce RTX 3080 bei maximalen Grafikdetails ohne Raytracing gerade einmal 35 FPS erreicht, kann bei einem Spiel mit der Grafik von Lego Builder's Journey einfach nicht sein. Das muss deutlich besser laufen. Den Beweis liefert das Spiel mit dem Preset „Aus“, das den Klassik-Modus bei der Leistung zwar schlägt, aber um Längen schlechter aussieht. Schon das kaum hübschere Niedrig-Preset der PC-Fassung braucht hingegen deutlich mehr Rechenleistung – für was?
Eine Möglichkeit ist der Einsatz von DLSS. Das geht aber natürlich nur auf GeForce-RTX-Grafikkarten, zumal DLSS in dem Spiel überraschend Schwierigkeiten mit der temporalen Stabilität hat: Mit DLSS flimmert die Grafik selbst in Ultra HD ordentlich. Trotzdem ist DLSS in Verbindung mit Ultra HD und Raytracing oft ein Must-have, auch wenn die native Auflösung optisch die Nase vorn hat. Auffällig ist darüber hinaus, dass GeForce-Modelle allgemein und unabhängig von der Detailstufe besser laufen als die AMD-Pendants.
Mit der schlechten Performance der PC-Version muss man sich in Lego Builder's Journey arrangieren. Aber wenn man dies getan hat, ist das Spiel für eine Runde zwischendurch absolut empfehlenswert. Beim entspannten Klemmbausteinbauen kann man sich, einen potenten Rechner vorausgesetzt, dann immer und immer wieder auch an der Grafik erfreuen. Generelle technische Probleme sind beim Testen nicht aufgefallen.
ComputerBase hat Lego Builder's Journey von Nvidia zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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