Magic Leap: Nächste AR-Lösung setzt auf AMDs Semi-Custom-Chip
Magic Leap One setzt auf Nvidia Parker mit seinen ARM-Kernen, die nächste Generation wird einen Semi-Custom-Chip von AMD erhalten. Welchen genau, ist jedoch völlig unklar. Ein vollständiger Semi-Custom-Chip klingt aber nach einer ganz anderen Liga und eventuell auch nach einer Abkehr von ARM.
Es ist eine sehr interessante Ankündigung, denn eigentlich hat AMD bisher in dieser Richtung gar nichts. Die Rede ist von absoluten Low-Power-Lösungen, die in VR/AR-Brillen stecken, unter 10, 12 Watt gibt es keinen AMD-Chip. Einige Embedded-Designs von AMD gehen zwar in diese Richtung, sind am Ende aber eigentlich nur große Chips, deren Spannung abgesenkt wurde, wobei aber auch der Takt deutlich fällt. Ob so etwas am Ende für eine AR-Lösung ausreicht und vor allem passend wäre, ist bei den aktuellen Produkten eher unwahrscheinlich. Codenamen für echte Low-Power-Lösungen gab es in der Gerüchteküche schon so einige: Pollock, VanGogh und Dragon Crest sollen 4,5 bis 9 Watt TDP abdecken. Hinzu kommen in Linux-Patches neben VanGogh auch neue Codenamen wie Yello Carp als APU.
Hier fehlt letztlich dann doch ab und an etwas, dass AMD früher einmal hatte: Echte kleine Kerne. Jetzt werden für die Custom-Einsatzgebiete große Kerne kleiner gemacht, wie beispielsweise bei der PlayStation 5, bei dem die Zen-2-Kerne eine FP-Einheit missen lassen und auch weitere Anpassungen vorgenommen wurden. Der L3-Cache in seiner Größe ist stets eine gute Option nicht nur für weniger Platzbedarf, das zieht AMD selbst bei den eigenen APUs bereits ständig.
Radeon everywhere
AMD erklärt bereits seit einigen Jahren, Radeon wird in Zukunft überall zu finden sein. Die letzten Ankündigungen von AMD und Samsung für das erste Smartphone-SoC mit passender Grafik und AMD und Tesla, die Grafikleistung ins Auto bringen, zeigen, dass dies Gestalt annimmt. RDNA2 in einer VR/AR-Lösung wäre da nur ein nächster logischer Schritt. In Magic Leap One steckt das bereits 2016 vorgestellte SoC Nvidia Parker mit Denver-ARM-Kernen und einer Pascal-GPU mit 256 Shadern – der Sprung würde so oder so vermutlich riesig werden.
Es wird vermutlich aber keine Alltagslösung für jedermann und für die Masse sein, so wie bereits Magic Leap One wird primär der Enterprise-Markt im Fokus stehen, der diese Technologien nutzen soll. Doch wie üblich profitieren von den Erfahrungen im Endeffekt auch andere Produkte, wenngleich diese vermutlich später erscheinen. Apropos später: Wann genau das erste Produkt der Zusammenarbeit verfügbar sein wird, ist noch völlig unklar. Unerwartet und spannend ist es von der technischen Seite aber auf jeden Fall.