Sony WF-1000XM4 im Test: Klang, ANC, Transparenzmodus, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Hervorragender Klang

Klanglich verspricht Sony mit den WF-1000XM4 nicht zu viel. Dynamik, Präsenz, Tonalität und Klarheit sowohl bei den Tiefen als auch Höhen ist hervorragend. Schon bei den ersten Tönen hört man bei Sonys Kopfhörern den Unterschied zu 50-Euro-Modellen. Die WF-1000XM4 lassen keine Feinheit aus, egal ob beim Bass oder den Höhen.

Ob Rock Lobster von The B-52's, 15 Step von Radiohead oder Angel von Massive Attack mit pulsierender Basslinie: Die Sony WH-1000XM4 können jeden Musiktitel souverän ausspielen. Bei Just A Girl wünscht man sich mit Sonys Ohrhörern die Zeiten von No Doubt zurück, wenn Gwen Stefani sich durch die Strophen quält. Auch beim Tiefbass gibt es in St Jude von Florence + The Machine nichts zu kritisieren, ebenso wenig an den Höhen in One Way Or Another von Blondie, die nicht hart werden oder verzerren. Sonys neue In-Ears sind auch mit LDAC und der HiFi-Wiedergabe nicht aus der Ruhe zu bringen. Vor allem auch durch das Volumen und die Fülle, mit der die Ohrhörer die Musik entfalten, spielt Sony die Bose QuietComfort Earbuds (Test) so an die Wand, die Apple AirPods Pro ohnehin.

Im Vergleich zu den Sony WF-1000XM3 sind die WF-1000XM4 etwas detaillierter, klarer, ausbalancierter und genauer beim Bass. Das neue Modell bietet den insgesamt besseren Klang. Beim Vergleich mit den Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) wird es ganz eng, denn diese bieten bei den Höhen mehr Begeisterung, die Sony WF-1000XM4 aber die bessere Tonalität.

Das ANC übertrifft die WF-1000XM3

Beim ANC haben die Sony WF-1000XM4 im Vergleich zu den WF-1000XM3 zugelegt. Dies liegt nicht nur am Algorithmus selbst, sondern auch an den neuen Memory-Foam-ähnlichen Ohreinsätzen, die deutlich besser abdichten als die Silikon-Einsätze der WF-1000XM3. So werden Umgebungsgeräusche auch ohne ANC schon sehr gut gedämpft. Im direkten Vergleich ist das etwa bei weißem Rauschen zurückbleibende helle Rauschen der hohen Frequenzen bei den WF-1000XM4 deutlich leiser und dumpfer als bei den WF-1000XM3 – mittlere Frequenzen werden besser gefiltert. Der Rasenmäher oder Staubsauger des Nachbarn ist unter den WF-1000XM4 nicht mehr zu hören. Vogelgezwitscher kommt noch hindurch, aber es ist durchaus beeindruckend, wie stark die WF-1000XM4 die Umgebung des Trägers eliminieren können.

Das ANC der WF-1000XM4 erzeugt ein leises Grundrauschen, das ohne Musikwiedergabe bei Stille hörbar ist, aber nicht stört. Während der Musikwiedergabe fällt es schon bei geringer Musiklautstärke nicht mehr auf. Die Windanfälligkeit kann auch der optimierte Modus nicht gänzlich abstellen, insbesondere wenn sich die Windrichtung häufig ändert. Die Windgeräusche werden zudem nur leicht reduziert – im direkten Vergleich ist ein Unterschied zu hören, er ist aber nicht eklatant.

Positiv im direkten Vergleich mit den WF-1000XM3 ist aber, dass der Effekt einer „Saugglocke“, sobald ANC aktiviert wird, mit den WF-1000XM4 deutlich weniger auftritt. Die Apple AirPods Pro bleiben hier allerdings führend.

Das beste ANC bieten jedoch weiterhin die Bose QuietComfort Earbuds (Test), allerdings ist der Unterschied sehr gering und nur bei direktem Vergleich durch häufiges Wechseln der Ohrhörer überhaupt wahrzunehmen. Die Sony WF-1000XM4 gehören somit auch im Bereich des ANCs zum absolut Besten im Testfeld.

Bester Transparenzmodus im Testfeld

Der Transparenzmodus der WF-1000XM4 bietet eine gute Wahrnehmung der Umgebung und kann über die Headphones-Connect-App von Stufe 1 bis 20 angepasst werden. Stufe 10 entspricht im Test dabei in etwa der tatsächlichen Umgebungslautstärke, bei Stufe 20 findet eine deutliche Verstärkung statt, die auch das Grundrauschen hörbar verstärkt. Der Nutzer hat somit aber je nach Situation die Wahl, wie stark die Umgebung in den Fokus rücken soll, was die beste Umsetzung ist.

Die Umgebung klingt bei Stufe 10 zudem sehr natürlich und angenehm. Eine übertriebene Härte fügen die WF-1000XM4 nicht hinzu, sondern die Umgebung klingt unverfälscht. Die Qualität der Wiedergabe weckt Erinnerungen an den hervorragenden Transparenzmodus der Apple AirPods Max (Test). Zudem ist das Rauschen bei dieser Einstellung in normal lauter Umgebung kein störender Faktor. In der App kann zudem die Option „Fokus auf Stimme“ für den Transparenzmodus aktiviert werden, was jedoch nur verwendet werden sollte, wenn der Transparenzmodus tatsächlich für Gespräche genutzt werden soll, da diese Funktion sonst hörbar auch das Rauschen verstärkt.

Insgesamt bieten die Sony WF-1000XM4 so den besten Transparenzmodus im Testfeld der kabellosen In-Ear-Kopfhörer.

Telefonie mit Echo

Die Sony WF-1000XM4 klingen bei Telefonaten eigentlich gut, wäre da nicht ein störendes Echo der Stimme, das immer wieder für Verzerrungen im Hintergrund sorgt. Dieses unterschiedlich stark auftretende Echo ist sowohl bei Hintergrundgeräuschen als auch bei Stille hörbar, liegt also nicht an der Filterung der Umgebung. Ohne dieses Echo wäre die Stimme des Träger natürlich und laut.

Das kurz vor Fertigstellung des Testberichts veröffentlichte Firmware-Update 1.1.5 bringt bei der Telefonie eine minimale Verbesserung, das Echo ist aber nicht vollständig beseitigt. Eventuell tritt es durch die noch nicht optimale Abstimmung der Mikrofone und des Knochenschallsensors auf. Zur Vergleichbarkeit wurden weitere Aufnahmen auch anderer In-Ears hinzugefügt.

Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität mit Firmware 1.1.5
Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität mit Hintergrundgeräusche
Sony WF-1000XM4 – Mikrofonqualität ohne Hintergrundgeräusche
Sony WF-1000XM3 – Mikrofonqualität
Bose QuietComfort Earbuds – Mikrofonqualität
Sennheiser Momentum True Wireless 2 – Mikrofonqualität
Apple AirPods Pro – Mikrofonqualität
EarFun Free 2 – Mikrofonqualität
Google Pixel Buds A-Series – Mikrofonqualität
Yamaha TW-E3A – Mikrofonqualität
Skullcandy Indy ANC – Mikrofonqualität
Skullcandy Dime – Mikrofonqualität
Marshall Mode II – Mikrofonqualität
Master & Dynamic MW07 Plus – Mikrofonqualität
Epos GTW 270 Hybrid – Mikrofonqualität
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition – Mikrofonqualität
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro – Mikrofonqualität
JBL Live Free NC+ – Mikrofonqualität

Schadet LDAC der Latenz?

Bei der Latenz, also der Verzögerung zwischen Bild und Ton, kommen die Sony WF-1000XM4 unter iOS mit AAC und Android mit SBC auf die üblichen 160 bis 180 ms, so dass eine kleine Verzögerung zwischen Bild und Ton zu erkennen ist. Interessant ist aber auch, wie sich LDAC unter Android auf die Latenz auswirkt: Erfreulicherweise gar nicht, so dass auch hier 160 bis 180 ms Versatz verzeichnet werden können.

Einen Low-Latency-Modus, der die Latenz durch Anpassungen an der Bluetooth-Übertragung reduziert, bieten die WF-1000XM4 nicht.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Sony WF-1000XM4 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC)
EarFun Free 2 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Google Pixel Buds A-Series 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Yamaha TW-E3A 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Skullcandy Indy ANC 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC)
Skullcandy Dime 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Marshall Mode II 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC)
Epos GTW 270 Hybrid 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC)
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live Free NC+ 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Cambridge Audio Melomania Touch 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Razer Hammerhead True Wireless Pro 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
EarFun Air Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Scendo Snapods 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Adidas FWD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Jabra Elite 85t 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Bose QuietComfort Earbuds 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Creative Outlier Air V2 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC)
Beats Powerbeats Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Aukey EP-N5 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Belkin Soundform True Wireless 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser CX 400BT True Wireless 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC)
LG Tone Free FN6 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Huawei FreeBuds Pro 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Teufel Airy True Wireless 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds Live 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
EarFun Air 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-SP800N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live 300TWS 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Google Pixel Buds (2. Gen.) 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-XB700 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Adidas RPD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Skullcandy Sesh Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Indy Fuel 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Mpow M9 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit X2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit Dot 2 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Audio-Technica ATH-CK3TW 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC)
iFrogz Airtime Sport 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Reflect Flow 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Tune220TWS 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 3i 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Honor Magic Earbuds 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker SoundCore Liberty Air 2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Die Sony WF-1000XM4 sind würdige Nachfolger der WF-1000XM3 und bieten in vielen Bereichen Verbesserungen. Sowohl beim Klang als auch beim ANC sind sie dem direkten Vorgänger überlegen und müssen sich auch vor der starken Konkurrenz nicht verstecken. Wenn man nach den besten kabellosen ANC-In-Ear-Kopfhörern auf dem Markt sucht, kommt man nicht umher, auch die Sony WF-1000XM4 zu nennen. Mit LDAC wird zudem ein Hi-Res-Audio-Codec geboten, der allerdings nur in Verbindung mit Android genutzt werden kann – iPhone-Nutzer haben wie bislang üblich keine Alternative zu AAC.

Uneingeschränkt positiv ist die kleinere Form der WF-1000XM4, durch die zudem ein besserer Halt im Ohr erzielt wird – was aber immer vom individuellen Sitz der Ohrhörer abhängig ist. Normaler Sport ließ sich mit den WF-1000XM4 im Test problemlos betreiben, bei wildem Headbangen halten sie beim Tester aber nicht uneingeschränkt. Auch das Ladecase bekommt mit dem neuen Modell deutlich Hosentaschen-freundlichere Maße, trägt aber weiterhin etwas auf.

Die Funktionen, die Sony den WF-1000XM4 spendiert, sind teilweise vom Vorgänger, teilweise vom Over-Ear-Kopfhörer WH-1000XM4 (Test) bekannt. In Summe bieten die WF-1000XM4 so aber nicht nur gute Anpassungsmöglichkeiten etwa bei der Intensität des Transparenzmodus, sondern auch viele sinnvolle Funktionen wie Auto-Play/Auto-Pause und die Sprachaktivierung digitaler Assistenten.

Weiterhin nicht überzeugend ist hingegen die Möglichkeit der Anpassung der Bedienung, denn diese ist weiterhin nur über klar voneinander getrennte Profile möglich, die selbst nicht weiter angepasst werden können. Ein zusätzliches individuelles Profil, bei dem jeder Nutzer die für ihn relevanten Funktionen beliebig auf die Ohrhörer legen kann, fehlt nach wie vor. Dies könnte auch bei der Einzelnutzung Vorteile bieten.

Wer häufig die Endgeräte wechselt, an denen er die WF-1000XM4 nutzt, wird zudem die Bluetooth-Funktion Multipoint zur gleichzeitigen Verbindung zweier Endgeräte vermissen.

Sony WF-1000XM4
Produktgruppe In-Ear-Kopfhörer, 18.06.2021
  • Klang
    ++
  • Verarbeitung
    ++
  • Tragekomfort
    ++
  • Bedienung
    ++
  • Ausgezeichneter Klang
  • Hervorragendes ANC
  • Sehr guter Transparenzmodus
  • Sehr gute Akkulaufzeit
  • Auto-Play und Auto-Pause
  • Wireless Charging & Schnellladen
  • Anpassbare Bedienung
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Viele Optionen in der App
  • Telefonie mit Echo
  • Bedienung nicht frei anpassbar, daher nie alle Funktionen auf den Ohrhörern
ComputerBase-Empfehlung für Sony WF-1000XM4

Auch preislich macht sich der Führungsanspruch der Sony WF-1000XM4 bemerkbar, denn mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 279 Euro, die aktuell im Handel auch noch verlangt werden, müssen Käufer tief in die Tasche greifen. Gut investiert ist der Betrag dann, wenn man unterwegs viel Musik hört, dabei auf kleine In-Ears setzen möchte, von den gebotenen Funktionen sinnvollen Gebrauch machen kann und nicht dazu neigt, Dinge schnell zu verlieren.

ComputerBase hat die WF-1000XM4 leihweise von Sony zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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