Telekom und Deutsche Bahn: Lückenloser Mobilfunk entlang aller Strecken bis Ende 2026
Die Deutsche Bahn und die Deutsche Telekom wollen bis Ende 2026 das gesamte Streckennetz lückenlos mit Mobilfunk versorgen. Sukzessive soll die Abdeckung steigen, angefangen mit 7.800 Kilometern der Hauptverkehrsstrecken, auf denen alle ICE- und die wichtigsten IC-Züge fahren. Datenraten von mehr als 200 Mbit/s sind das Ziel.
Das heute bekannt gegebene Abkommen sieht neue Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe vor. Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG, nannte eine Investition von rund einer Milliarde Euro unter Einbeziehung bisheriger Projekte für besseren Mobilfunkempfang entlang der Bahnstrecken. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, will einen dreistelligen Millionenbetrag in neue Mobilfunk-Repeater und neue Fenster für Züge investieren. Schnellzüge haben das Problem, dass sie wie faradaysche Käfige agieren und Mobilfunksignale zum Großteil blockieren und deshalb Repeater und spezielle Fenster benötigen.
Versorgung in ICE und IC bis Ende 2024
Die Kooperation sieht vor, dass bis Ende 2026 das gesamte Streckennetz Deutschlands mit einer Länge von insgesamt 33.400 Kilometern mit Mobilfunk für Sprache und Daten versorgt wird. Bis Ende 2024 sollen 7.800 Kilometer auf den Hauptverkehrsstrecken, auf denen alle ICE- und die wichtigsten IC-Züge fahren, mit einer Datenrate von mehr als 200 Mbit/s versorgt werden. Höttges erklärte auf Nachfrage, dass sich diese 200 Mbit/s nicht der gesamte Zug teilen müsse, sondern einzelne Nutzer sollen diese Datenrate erhalten. Im „rappelvollen Zug“ könne zwar vermutlich nicht jeder Filme und Serien in 4K gucken, aber Ziel sei die genannte Geschwindigkeit für alle.
100 Mbit/s sollen das Minimum sein
Im zweiten Schritt sollen bis Ende 2025 auf weiteren 13.800 Kilometern fahrgaststarker Strecken, auf denen pro Tag mehr als 2.000 Fahrgäste unterwegs sind, ebenfalls Datenraten von mehr als 200 Mbit/s realisiert werden. Alle sonstigen Strecken will die Deutsche Telekom bis Ende 2026 mit einer Datenrate von mehr als 100 Mbit/s versorgen. In den kommenden Jahren soll die Versorgung kontinuierlich dem jeweiligen Stand der Technik angepasst werden. Die Deutsche Bahn hat eine Grafik veröffentlicht, die zeigt, auf welchen Strecken bis Ende 2025 mit über 200 Mbit/s und auf welchen restlichen Strecken bis Ende 2026 mit über 100 Mbit/s gerechnet werden kann.
Versorgung mit 2G, LTE und 5G
Höttges erläuterte, dass entlang der Bahnstrecken die Frequenzen bei 800, 900, 1.800 und perspektivisch auch 700 MHz verwendet werden sollen. Im Bereich 5G ist die Versorgung bei 2.100 MHz (DSS gemeinsam mit LTE) geplant, innerstädtisch zudem bei 3,5 GHz im neu ersteigerten Spektrum. 5G bei 3,5 GHz sei entlang der Bahnstrecken außerhalb der Städte unrealistisch, weil dies Masten alle 500 m voraussetzen würde. Die Deutsche Telekom will in den kommenden Jahren rund 800 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb nehmen sowie die Kapazität an mehreren Hundert Standorten erweitern, um das Mobilfunknetz entlang der Bahnstrecken zu verbessern. 3G/UMTS spielt keine Rolle mehr, da hier die bundesweite Abschaltung zum 30. Juni dieses Jahres stattfindet.
GSM-R muss modernisiert werden
Um Interferenz zu vermeiden, umfasst der Ausbau von Mobilfunk entlang der Bahnstrecken auch die Modernisierung von rund 6000 Mobilfunkzellen für GSM-R, auch als digitaler Zugfunk bekannt. In Deutschland reserviert die Bundesnetzagentur das 4 MHz breite UIC-Frequenzband für GSM-R, einmal im Downlink bei 921–925 MHz und im Uplink bei 876–880 MHz. Zusätzlich darf ein 3 MHz breites Frequenzband für erweitertes GSM-R (E-GSM-R) bei 918–921 MHz (Downlink) und 873–876 MHz (Uplink) genutzt werden. Dabei kann es zu Störungen von benachbarten UMTS-/LTE-Mobilfunksignalen bei 900 MHz kommen. Als störungsfreier Nachfolger ist LTE-R vorgesehen.
Richard Lutz zufolge sei GSM-R vor allem noch im Güterverkehr ein Thema, bei dem die Deutsche Bahn aktuell einen Marktanteil von rund 50 Prozent halte. Bei der Konkurrenz habe es eine „limitierte Bereitschaft“ für die Modernisierung gegeben, weil die entsprechenden Unternehmen mit dem Personenverkehr nichts zu tun haben und deshalb keinen Grund für die Aufrüstung sehen. Hier hätten aber Bemühungen von Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, geholfen, „Brocken aus dem Weg zu räumen“. Zusammen mit Subventionen aus der TKG-Novelle sollen 150 bis 200 Millionen Euro in die Modernisierung von GSM-R fließen.