Virtuoso RGB Wireless XT im Test: Klang, Mikrofon und Fazit

 2/2
Michael Schäfer
89 Kommentare

Klang

Klanglich soll das Virtuoso RGB Wireless XT ganz groß aufspielen, wofür der Hersteller zwar einiges an Technik verbaut, dafür aber genauso tief in den PR-Sack greift. So sollen unter anderem die „handverlesenen“ 50 mm großen Treiber einen Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz bieten. Während das Virtuoso RGB Wireless SE hochauflösendes Audio nur per USB-C-Kabel ermöglicht, ist dies beim XT auch per Funkverbindung möglich – hier zwar ebenso mit 24 Bit, aber lediglich mit halbierter Abtastrate von 48 kHz. Die hohen Frequenzen mögen weit über das, was das menschliche Ohr zu vernehmen vermag, hinausgehen, sorgen aber gleichzeitig für hohe Reserven, sodass auch obere Frequenzbereiche ohne Verzerrungen dargestellt werden können. Darüber hinaus soll Dolby Atmos für den nötigen Druck und eine Räumlichkeit bei entsprechendem Quellmaterial sorgen.

Beim Klinkenkabel muss auf die richtige Ausrichtung geachtet werden
Beim Klinkenkabel muss auf die richtige Ausrichtung geachtet werden

Neutrales Wesen

Ganz so einfach ist es mit dem Virtuoso RGB Wireless XT am Ende aber nicht. Im Auslieferungszustand ist das Headset zunächst recht neutral abgestimmt, agiert jedoch bisweilen etwas „lustlos“. Dennoch besitzt der „Klang ab Werk“ besonders bei Spielen, bei denen es darum geht, Geräusche schnell zu erkennen, durchaus seine Vorteile: Bei CS:GO sind so bereits leise Schritte und deren Richtung auszumachen, bei Medieval Dynasty gilt das gleiche für sich heranschleichende Wölfe.

Pumpstation

Problematisch wird es dagegen, wenn die Spielumgebung etwas mehr Bombast verlangt, etwa bei großen Schlachten. Hier besitzt das XT zu wenig Reserven im Tieftonbereich. Diesem Umstand kann mit Dolby Atmos zwar etwas entgegengewirkt werden, dennoch vermag die Raumklangtechnologie keine Wunder zu bewirken. Dass die Treiber, zumindest theoretisch, zu mehr in der Lage sind, zeigt sich bei Hinzunahme eines separaten oder des über die iCUE-Software zur Verfügung stehenden Equalizers. Jedoch bewirkt bereits das dezente Anheben der tieferen Frequenzen ein hörbares „Pumpen“, das an einen völlig falsch justierten Kompressor erinnert. So etwas darf einfach nicht passieren – und schon gar nicht in der anvisierten Preisklasse. Eine hohe Auflösung und andere Dinge, die in Sachen Marketing vielleicht Aufmerksamkeit erregen, bringen dem Nutzer im Grunde überhaupt nichts, wenn die grundlegenden Hausaufgaben nicht vernünftig gemacht sind.

Schon kleinste Bass-Anhebungen können für ein störendes Pumpen sorgen
Schon kleinste Bass-Anhebungen können für ein störendes Pumpen sorgen

Dass dieses Verhalten in erster Linie dem Headset selbst zuzuschreiben ist, wird ebenso bei der analogen Verwendung an einer normalen Soundkarte deutlich – auch hier verliert der Klanggeber massiv an Dynamik, wenn die tieferen Frequenzteile angehoben werden. Bei anderen Kopfhörern tritt der Umstand bei gleicher Soundkarte nicht auf.

Aus diesen Gründen dürfte das neue Headset nur bestimmten Nutzern im reinen Audio-Betrieb oder bei Filmen Spaß bereiten – dann, wenn diese vor allem eine neutrale Wiedergabe bevorzugen.

Durchwachsene Mikrofonqualität

Corsair stattet das Headset ebenso mit dem bereits von der SE-Version bekannten, 9 mm großen omnidirektionalen Mikrofon aus, das einen Frequenzgang von 100 Hz bis 10 kHz bieten soll. Das ist zumindest auf dem Datenblatt für ein Headset dieser Preisklasse deutlich zu wenig. Von der hohen Stimmenklarheit, welche die Werbung verspricht, dürfte das Mikrofon damit bereits jetzt weit entfernt sein.

Das Mikrofon des Virtuoso RGB Wireless XT liefert für den geforderten Preis lediglich eine mittelmäßige Qualität
Das Mikrofon des Virtuoso RGB Wireless XT liefert für den geforderten Preis lediglich eine mittelmäßige Qualität

Die ersten Befürchtungen bewahrheiteten sich spätestens bei den anschließenden Testaufnahmen, auch wenn in der Spektralanalyse der Frequenzgang nahezu an 15 kHz heranreicht und damit mehr als doppelt so hoch liegt wie bei den meisten anderen Vertretern dieser Zunft, die bereits unter 7 kHz die Segel streichen. Dennoch kann dieser Umstand nicht über die mäßige Klangqualität des Mikrofons hinwegtäuschen, bei der die Stimme dumpf und blechern klingt. Der Nutzer bleibt damit zwar verständlich, für die angepriesene Klarheit gehen die dafür nötigen hohen Frequenzen jedoch zu stark unter. Oftmals weist bei Funk-Headsets zumindest die analoge Übertragung der Signale eine bessere Qualität auf und kann die Möglichkeiten des Mikrofons voll nutzen, aber beim Virtuoso RGB Wireless XT treten in dieser Hinsicht keine Unterschiede auf. Darüber hinaus hätte der Pegel des Mikrofons zumindest bei der digitalen Verwendung etwas höher sein können.

Corsair Virtuoso RGB Wireless XT

Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - Funk - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - Funk - Störgeräusche
Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - USB - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - USB - Störgeräusche
Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - Klinke - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless XT - Klinke - Störgeräusche

Corsair Virtuoso RGB Wireless SE

Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - Funk - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - Funk - Störgeräusche
Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - USB - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - USB - Störgeräusche
Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - Klinke - Clean
Corsair Virtuoso RGB Wireless SE - Klinke - Störgeräusche

JBL Quantum 800

JBL Quantum 800 - Funk - Clean
JBL Quantum 800 - Funk - Störgeräusche
JBL Quantum 800 - Analog - Clean
JBL Quantum 800 - Analog - Störgeräusche

Microsoft Xbox Wireless Headset

Microsoft Xbox Wireless Headset - USB - Clean
Microsoft Xbox Wireless Headset - USB - Störungen
Microsoft Xbox Wireless Headset - Funk - Clean
Microsoft Xbox Wireless Headset - Funk - Störungen

HyperX Cloud II Wireless

HyperX Cloud II Wireless - Clean - Popschutz
HyperX Cloud II Wireless - Clean - ohne Popschutz
HyperX Cloud II Wireless - Störgeräusche - Popschutz
HyperX Cloud II Wireless - Störgeräusche - ohne Popschutz

HyperX Cloud Stinger Core Wireless

HyperX Cloud Stinger Core Wireless - Clean
HyperX Cloud Stinger Core Wireless - Störgeräusche

HyperX Cloud Flight S

HyperX Cloud Flight S - Clean
HyperX Cloud Flight S - Störgeräusche

HyperX Cloud Stinger Core

HyperX Cloud Stinger Core - Clean
HyperX Cloud Stinger Core - Störgeräusche

Turtle Beach Stealth 600 Gen 2

Turtle Beach Stealth 600 Gen 2 - Clean
Turtle Beach Stealth 600 Gen 2 - Störgeräusche

Cooler Master MH670

Cooler Master MH-670 - Funk - Clean
Cooler Master MH-670 - Funk - Störgeräusche
Cooler Master MH-670 - Klinke - Clean
Cooler Master MH-670 - Klinke - Störgeräusche

SteelSeries Arctis 1 Wireless

SteelSeries Arctis 1 Wireless - Funk - Clean
SteelSeries Arctis 1 Wireless - Funk - Störgeräusche
SteelSeries Arctis 1 Wireless - Klinke - Clean
SteelSeries Arctis 1 Wireless - Klinke - Störgeräusche

beyerdynamic Custom Game

beyerdynamic Custom Game – Clean
beyerdynamic Custom Game – Clean, Popschutz
beyerdynamic Custom Game – Störgeräusche
beyerdynamic Custom Game – Störgeräusche, Popschutz

Lioncast LX55

Lioncast LX55 Clean
Lioncast LX55 Störgeräusche

Lioncast LX55 USB

Lioncast LX55 USB Clean
Lioncast LX55 USB Störgeräusche
Lioncast LX55 USB Analog Störgeräusche
Lioncast LX55 USB Analog Clean

Neben den genannten Dingen besitzt das Headset zudem deutliche Probleme mit Plosivlauten, die sich an vielen Stellen der Testaufnahmen zeigen. Daraus resultiert ebenso eine hohe Anfälligkeit für Störgeräusche, mit denen das System nicht klarkommt. Über einen Popschutz verfügt das Headset nicht, obwohl ein solches im Cent-Bereich liegendes Utensil eine deutliche Verbesserung der Qualität bedeutet hätte. Wie so oft sparen die Hersteller eben am falschen Ende.

Das Mikrofon des Virtuoso RGB Wireless XT liefert für den geforderten Preis lediglich eine mittelmäßige Qualität
Das Mikrofon des Virtuoso RGB Wireless XT liefert für den geforderten Preis lediglich eine mittelmäßige Qualität

Über einen kurzen Druck auf den Anschluss des Mikrofons kann die Aufnahmeeinheit stummgeschaltet werden. Ein längerer Druck aktiviert die Sidetalk-Funktion, mit der die eigene Stimme auch auf dem Kopfhörer zu hören ist.

Fazit

Viele Hersteller tun sich mit der Entwicklung von hochwertigen Headsets schwer, wie bereits JBL mit dem Quantum 800 (Test) vor geraumer Zeit unter Beweis gestellt hatte. Dabei fällt der erste Eindruck, den das Virtuoso RGB Wireless XT vermittelt, vielversprechend aus: Die Verarbeitung ist sehr gut, das gleiche gilt für die verwendeten Materialien – auch wenn die Polsterung an Bügel und Ohrmuscheln ein wenig dicker hätte ausfallen können.

Auch die technische Basis liest sich zunächst gut: Hoher Frequenzgang und hohe Auflösung sollten bei jedem Musikfreund die Aufmerksamkeit wecken. Wie schnell einen dann die Realität wieder einholt, zeigt das neue Headset von Corsair ebenso zügig. Die neutrale klangliche Justierung ist zunächst gut gewählt, das Problem ist eher in den Verhaltensweisen des Headsets bei Klanganpassungen zu finden: Wird der Bassbereich nur ein wenig angehoben, ist sofort ein deutliches Pumpen vernehmbar. Damit werden im Grunde genommen die Möglichkeiten des Nutzers, den Klang an seine Vorlieben anzupassen, im Keim erstickt.

Corsiar Virtuoso RGB Wireless XT im Test

Dabei verhält es sich in klanglichen Aspekten im Grunde wie mit dem Besuch in einem Restaurant: Das servierte Essen wurde vom Koch so zubereitet, dass es eine Grundlage für alle Gäste bietet – nicht zu salzig und nicht zu stark gewürzt. Wer mehr möchte, kann das Mahl nach eigenen Vorstellungen anpassen – in die eine wie auch die andere Richtung. Hätte die Zugabe von Salz oder Pfeffer dagegen die Folge, dass auch andere Bereiche des Essens geschmacklich in Mitleidenschaft gezogen würden, würde der Gast das Essen mit großer Wahrscheinlichkeit umgehend zurückgehen lassen.

Nicht anders sollte sich die grundlegende Einstellung bei Kopfhörern verhalten. Der Hersteller bietet eine Grundlage, die der Nutzer nach eigenen Vorlieben und Hörgewohnheiten sowie eigenem Hörvermögen anpassen kann – egal ob er nun knackige Bässe oder klare Höhen bevorzugt. Wenn diese Basis aber nicht stimmt, wird es schwierig. Wenn also wie beim Virtuoso RGB Wireless XT schon bei einer geringen Anhebung des Bassbereiches das bereits erwähnte Pumpen auftritt, kann der Nutzer den Klanggeber eben nicht an seine präferierte Nutzung anpassen. Das mag bei günstigen Vertretern dieser Art noch entschuldbar sein, bei einem Headset, das der Hersteller für 280 Euro anbietet, ist es dagegen inakzeptabel. Das kann dann auch eine hohe Auflösung nicht wieder herausreißen.

Damit bleibt die Frage, ob es sich dabei um ein grundlegendes Problem bei der Konstruktion des Klangprozessors handelt oder ob die Unzulänglichkeiten mit einem Firmware-Update behoben werden können. Von Corsair wurde per Nachfrage zwar eine neue Software angekündigt, das Hoffen auf eine neue Firmware und die daraus resultierende Verschiebung der Veröffentlichung des Tests hat sich aber am Ende nicht ausgezahlt – lediglich die iCUE-Software wurde aktualisiert und die Wiedergabeprobleme bestehen somit weiterhin. In seiner aktuellen Form dürfte das Headset klanglich somit nur wenigen Nutzern Spaß bereiten.

Die Negativliste setzt sich zudem beim Mikrofon fort. Es lässt die hohen Frequenzen und damit die vom Hersteller angepriesene Klarheit vermissen, was die Stimme, wie die Testaufnahmen zeigen, recht blechern klingen lässt. Darüber hinaus ist die Aufnahmeeinheit sehr anfällig für Störgeräusche wie Plosivlaute oder einfach nur Wind.

So bleibt das Virtuoso RGB Wireless XT deutlich hinter den Erwartungen und vor allem dem Preis zurück. Die klanglichen Aspekte könnte Corsair vielleicht noch per Software nachregeln, bei der Mikrofonqualität wird es dagegen deutlich schwieriger.

Corsair Virtuoso RGB Wireless XT
Produktgruppe Headsets, 16.07.2021
  • Verarbeitung
    ++
  • Klangqualität
    O
  • Mikrofonqualität
    O
  • gute Verarbeitung
  • Aluminium als Material der Wahl
  • bequemer Sitz
  • deutlich hörbares Pumpen bereits bei leichter Bassanhebung
  • für den geforderten Preis mäßige MIkrofonqualität

ComputerBase wurde das Virtuoso RGB Wireless XT leihweise von Corsair für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

Du hast rund um den Black Friday einen tollen Technik-Deal gefunden? Teile ihn mit der Community!